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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman
Autoren: Carla Federico
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nach alldem, was geschehen ist?«
    »Ach, Poldi …« Sie erwiderte sein Lächeln. Aus seinem wehmütigen Ausdruck wurde plötzlich ein verschmitzter. Kurz konnte sie den frechen Knaben von einst hinter den Zügen des erwachsenen Mannes erahnen.
    »Stell dir vor, Elisa«, kicherte er, »wenn du einst nicht Lukas, sondern mich zum Mann genommen hättest! Hätten wir nicht auch vorzüglich zusammengepasst?«
    Sie lachte, doch da wurde er bereits wieder ernst.
    »Elisa, ich weiß, wie es ist, einen Menschen zu lieben – und ihn doch nie ganz zu haben … Werde glücklich mit deinem Cornelius, und vergiss uns … vergiss mich nicht ganz, ja?«
    »Wie könnte ich dich vergessen?« Kurz überkam sie das Bedürfnis, über sein strubbeliges Haar zu streichen, wie sie es einst manchmal getan hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Sie unterließ es, aber sie strich zögerlich über seine Schultern, als sie fragte: »Und du? Was wird aus dir?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Lass etwas Zeit ins Land ziehen, dann werden die Menschen vielleicht den Skandal vergessen. Und ich werde irgendetwas finden, an das ich mein Herz hängen kann.« Er versuchte, unbekümmert zu klingen, hoffnungsfroh, doch ihr entging nicht, dass sein Lächeln seine Augen nicht erreichten und in ihnen ein tiefer Kummer stand – über eigene Fehler und über Versäumnisse –, der wohl nie wieder daraus schwinden würde.
    »Ich wünsche dir, dass du … zufrieden bist«, murmelte sie knapp.
    Sie erhoben sich und drückten sich inniglich. Als er sie schließlich allein zurückließ, blickte Elisa nicht länger auf den See oder den Osorno. Der endgültige Abschied stand noch bevor – aber in ihren Gedanken hatte sie die vertraute Gegend schon verlassen.
    »Ich warte auf dich, Cornelius«, murmelte sie. »Ich warte auf dich, und dann gehe ich mit dir – ganz gleich wohin. Ich gehöre zu dir, ich bleibe bei dir … Was immer wir tun, was immer wir entscheiden, wir werden zusammen sein.«
    Plötzlich konnte sie keinen Augenblick mehr ruhig stehen. Sie begann zu laufen, schneller, immer schneller. Nichts kündigte seine Ankunft an, aber sie wusste tief in ihrem Herzen, dass er auf dem Weg zu ihr war und dass sie ihn noch an diesem Abend wieder in die Arme schließen würde.

PERSONENVERZEICHNIS
Die von Grabergs
Richard und Annelie
Elisa
 
Die Steiners
Jakob und Christine
Fritz, Lukas, Poldi, Christl, Lenerl, Katherl
 
Die Suckows
Pastor Zacharias
Cornelius
 
Die Mielhahns
Lambert und Emma
Viktor, Greta
 
Die Glöckners
Barbara und Taddäus
Andreas, Resa
 
Juliane – genannt Jule – Eiderstett
 
Die Webers
Konrad
Moritz, Gotthard
 
Die nachfolgende Generation
 
Lu, Leo, Ricardo, die Söhne von Elisa und Lukas Steiner
 
Manuel, der Sohn von Elisa und Cornelius Suckow
 
Emilia, die Tochter von Greta und Viktor Mielhahn
 
Frida, Kathi, Theres, die Töchter von Resa und Poldi Steiner
 
Jacobo, der Sohn von Christl und Andreas Glöckner
 
Ureinwohner Chiles
Antiman (von der Insel Chiloé)
Quidel (Mapuche)

HISTORISCHE ANMERKUNG
    D ie europäische Auswanderung im 19. Jahrhundert stellt möglicherweise die größte Umsiedlungsbewegung in der Geschichte der Menschheit dar. Groben Schätzungen zufolge verließen damals über 50 Millionen Menschen Europa, um in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen; ca. 5 Millionen von ihnen stammten aus dem Gebiet des deutschen Reiches. Eine Minderheit, nämlich etwa 20 000, zog es in eines der südlichsten Länder der Welt: Sie reisten zwischen 1846 und 1914 nach Chile.

    Dass die chilenische Regierung systematisch erfahrene Bauern und Handwerker als Einwanderer anwerben ließ, um das bis dahin weitgehend menschenleere südchilenische Seengebiet zu bevölkern und quasi einen Puffer zum Land der Mapuche zu schaffen, war für diese Siedler oder »Kolonisten«, wie sie sich selbst nannten, eine große Chance – für viele die einzige ihres Lebens, eigenes Land zu erhalten und dieses zu bewirtschaften. Im Gegenzug galt es jedoch enorme Herausforderungen zu bewältigen, da sie in diesen entlegenen und weitflächig vom Regenwald bedeckten Gebieten keinerlei Infrastruktur vorfanden. Die eigentlich zugesagte Unterstützung der chilenischen Regierung blieb zunächst an vielen Orten aus. Dennoch gelang es ihnen, nicht nur enorm viel Land urbar zu machen, sondern darüber hinaus, viele florierende Wirtschaftsunternehmen zu gründen.
    Spuren von den deutschen Siedlern sind – gerade um den Llanquihue-See – bis
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