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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los
Autoren: Stefan Wolf
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abschüssig.
    „Was für’n Plan?“, fragte Karl
und zog den Reißverschluss seiner Windjacke hoch.
    Gaby schluckte. „Es sind
Schüler vom Lessing-Gymnasium, 8. Klasse, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ein Dr. Udo Ochsfort, der Englischlehrer, soll sich die Gräten brechen.“
    „Mit Gräten sind sicherlich
seine Knochen gemeint“, stellte Klößchen fest. „Vielleicht ist er ein fischiger
Typ.“
    „Sie wollen einen Hinterhalt
legen, eine Falle aufstellen.“ Gaby sprach voller Abscheu. „Siggi — das ist die
grüne Jacke — hat eine unsichtbare Leine mit.“
    Wahrscheinlich ungefärbte
Plastikstrippe, überlegte Tim. Im fahlen Herbstlicht ist die tatsächlich
unsichtbar.
    Eigentlich wollten TKKG rund um
den Reizensee Steinpilze suchen, aber jetzt war natürlich Verfolgung angesagt.
    Dort, wo der Fuchs-Weg mit
sanfter Biegung die Richtung ändert, verharrten die Junior-Detektive an der
Seitenpforte eines parkgroßen Grundstücks. M. M. Oberhamer — war in
Kupfer-Buchstaben an den Steinpfeiler geschmiedet. Und dort hinten stand auch
die Protzvilla von Hugo Oberhamer, einem stadtbekannten Neureichen.
    Tim war mal mit dessen Sohn
Martin aneinander geraten, einem angeberischen Schlechtschüler vom
Lessing-Gymnasium.
    „Pst!“ Gaby linste um die
Biegung. „Da sind sie. Seht euch das an! Nein, bleibt lieber hinten.“
    „Dann sag uns, was sie machen“,
flüsterte Karl.
    „Sie spannen die unsichtbare
Schnur. In Kniehohe. Von links nach rechts über den Weg. Von Zaun zu Zaun.“
    „Hier sind nur Fußgänger und
Radler unterwegs“, meinte Klößchen. „Für Autos ist Fahren verboten.“
    „Sicherlich wohnt Ochsfort
unten in der Siedlung“, vermutete Tim. „Die Kfz-Straße führt außen rum.
Ochsfort hat natürlich ein Bike und nimmt hier die Abkürzung. Jetzt war
Nachmittags-Unterricht und der Pauker wird hier gleich antanzen. Schussfahrt
runter zur Siedlung und — Peng! Freunde, das ist mörderisch.“
    „Die spinnen doch total“,
zischelte Gaby — und zuckte zusammen, denn hinter der
Oberhamer-Blickdicht-Hecke kläffte ein Dackel los als hätte er ‘ne Ausbildung
als Polizeihund und sämtliche Prüfungen mindestens mit Auszeichnung bestanden.
    Als TKKG herantrabten, hatte
einer der Hinterhältigen die Schnur links festgebunden, der Zweite rechts an
einem Baum. Siggi Spaniola, die Grünjacke, prüfte in der Mitte die Spannung.
    Tim schleuderte ihn ohne Vorrede
in die immergrüne Hecke. Fritz Paulmüller, ebenfalls 14 und bullig, kassierte
eine Ohrfeige, dass ihm die Mütze wegflog.
    Karl und Klößchen klatschten
den Dritten. Er hieß Thorsten Starkbrei und begann zu brüllen wie seine
Komplizen.
    „Wir wissen, was ihr vorhabt“,
funkelte Gaby sie an. „Seid ihr Gehirn-amputiert? Wer hier mit dem Bike stürzt,
kann sich den Hals brechen.“
    Die Überrumplung glückte
mega-mäßig. Das Trio versuchte gar nicht zu leugnen. Geschwollne Backen
begünstigten das Geständnis und die Personalien wurden festgestellt anhand der
Schülerausweise.
    Thorsten musste die Leine — die
Wasserfarben, rissfest und aus Plastik war — losbinden. Zusammengerollt warf er
sie in die Hecke.
    „Ochsfort hätte es verdient“,
beharrte Siggi mit schiefem Flunsch. „Wir hassen ihn. Er triezt uns. Jede Woche
kriege ich ‘nen Sechser. Dabei liebe ich englische Klamotten und bin Anhänger
vom Königshaus.“
    „Mit einem Pauker nicht
klarkommen, ist eine Sache“, sagte Tim durch schmale Lippen. „Eine mörderische
Falle wie das hier eine andere. Wir sollten euch anzeigen. Aber dann seid ihr
verratzt für alle Zeiten. Ehrenwort!, dass ihr’s nicht noch mal versucht — und
wir halten dicht.“
    Die drei versprachen es hoch
und heilig.
    Waldi kläffte immer noch hinter
der Hecke, wurde aber von irgendwem flüsternd beruhigt.
    TKKG waren zufrieden und zogen
los zum Steinpilzesammeln.
     
    *
     
    Am nächsten Vormittag
verbreitete sich die Nachricht lauffeuerartig von Schule zu Schule.
    Dr. Udo Ochsfort, 39,
verheiratet, ein Kleinkind, lag mit schweren Knochenbrüchen im Krankenhaus.
    Gestern Nachmittag war er mit
dem Fahrrad verunglückt: am Fuchs-Weg, wo er im schwindenden Nachmittagslicht
mit Flotttempo gegen eine gespannte Schnur fuhr.
    Die Polizei ging davon aus,
dass es sich um einen Dummejungenstreich handelte. Aber während der großen
Pause riefen TKKG sofort Gabys Vater an, den Kommissar im Präsidium.
    „Euch kann ich’s sagen“,
erklärte Glockner. „Die Vermutung, es wäre nur ein Streich, ist
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