Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
„Verständigen wir die Polizei? Vielleicht sollten wir erst sämtliche
CDs überprüfen.“
    „Pacetti könnte das machen“,
schlug Zinkdübel vor. Norbert Pacetti war der hauseigene Elektriker, der aber
auch Heizungen reparieren konnte, Waschmaschinen und Kopfhörer. Ein technisches
Genie.
    Bauer rief ihn über Telefon.
Drei Minuten später kam Pacetti herein, ein ältlicher Typ im blauen Kittel.
Bauer erklärte ihm, worum es ging. Das brachte Pacetti nicht aus der Ruhe. Er
wurde angewiesen, für den Bombenversuch den preiswertesten CD-Player
auszusuchen, sich selbst nicht zu gefährden und einen der fensterlosen,
dickwandigen Kellerräume neben der Tiefgarage zu benutzen. Um kein Versäumnis zu
begehen, sollte er nicht nur diese CD hier abspielen — bis zum eventuellen
Knall — , sondern auch die anderen vier, die Zinkdübel aus dem Regal entfernt
und beiseite gelegt hatte an der Kasse.
    Pacetti rieb sich das Kinn.
„Steht in dem Brief, an welcher Stelle die Scheibe explodiert?“
    „Nein.“
    „Dann macht sie das vielleicht
erst gegen Ende der Vorstellung. Das Ding läuft 50 Minuten, ja? Im schlimmsten
Fall stehe ich fünf mal 50 Minuten hinter der Kellertür, höre mir diesen
Schwachsinn an und warte auf den Knall. Soll ich das wirklich, Chef?“
    „Wir brauchen Gewissheit“,
sagte Bauer.
    „Dann möchte ich bitte fünf
CD-Player benutzen. Gleichzeitig. Dann wissen wir in spätestens einer Stunde
Bescheid. Sonst bin ich vielleicht um Mitternacht noch dran. Und in Überstunden
halte ich ohnehin den Weltrekord.“

    Bauer überlegte. Dann nickte
er. „Also gut.“
    Pacetti nahm die CD und zog
los. Auch Zinkdübel erhob sich.
    „Ich bin in meinem Büro, Herr
Bauer. Habe noch was zu erledigen.“
    Der Personalleiter nahm das zur
Kenntnis und war mit seiner Zigarre beschäftigt.
    Als Zinkdübel zu seinem Büro
kam, stand das Mädchen bereits vor der Tür. Der Hausdetektiv vergewisserte sich
auf seiner Uhr. Ja, sie war pünktlich. Und ängstlich. Das sah er ihr an. So
gehörte sich das auch. Wer Angst hat, den kann man beherrschen. Verängstigte
leisten keinen Widerstand. Aber aus diesem Stoff war Sandra Sommerfeld ohnehin
nicht gemacht: eine 13-Jährige, schmal, blass, blond. Sie presste ihre Tasche an
sich und der Mund zuckte.
    „Komm rein!“
    Er schloss sein Büro auf. Es
war klein und nur dürftig möbliert. Immerhin gab’s einen Schreibtisch und den
harten Stuhl davor — den Verhörsessel, wie er ihn nannte.
    „Setz dich!“
    Sandras Platz nehmen war mehr
ein Zusammensinken und die Tränen saßen dem armen Geschöpf locker. Zu Hause
hatte sie schon drei Taschentücher nass geheult. Hoffentlich konnte sie
wenigstens jetzt die Fassung bewahren.
    Zinkdübel pflanzte sich hinter
den Schreibtisch. Das spitze Gesicht wirkte vorfreuden-frisch. Er holte einen
dünnen Aktendeckel aus der Schublade und schlug ihn auf.
    „Du bist Sandra Sommerfeld, 13
Jahre, Schülerin im Paulinen-Lyzeum und so weiter... Am Mittwoch habe ich dich
hier beim Diebstahl überrascht. Du hattest zwei T-Shirts, einen Nicki und zwei
Bücher in deiner Einkaufstasche versteckt. Du hast in drei Abteilungen
gestohlen, hast hier ein schriftliches Geständnis abgelegt und unterschrieben.
Dann hast du gebettelt, dich nicht bei der Polizei anzuzeigen und nicht deine alleinerziehende
Mutter zu verständigen, weil die zur Zeit krank ist. Habe ich das richtig
verstanden?“

    Er blickte auf.
    Sandra nickte, schluckte und
musste zweimal ansetzen, als sie sagte: „Mutti wurde operiert. Es bestand
Verdacht auf Krebs. Gott sei Dank! ist es das aber nicht. Trotzdem — Mutti ist
noch sehr geschwächt.“
    „Freut mich“, meinte Zinkdübel
ohne das geringste Mitgefühl, „dass es nichts Ernstes ist. Immerhin hast du
mich in einen Konflikt gestürzt. Einerseits möchte ich gern Gnade vor Recht
ergehen lassen. Andererseits darf ich nicht meine Pflicht verletzen. Allerdings
hat mir die Geschäftsleitung eine Möglichkeit eingeräumt, reuigen Ersttätern eine
Chance zu geben. Vorausgesetzt, dass sie die mindeste Auflage erfüllen. Das ist
unerlässlich.“
    Ein Hoffnungsschimmer zauberte
etwas Frische auf Sandras blasses Gesicht.
    „Ich... ich mache das bestimmt
nie wieder. Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht... gar nicht stehlen. Aber
Laura hat sich über mich lustig gemacht und...“
    „Keine faulen Ausreden!“, fuhr
Zinkdübel das Mädchen an. „Von jeder Diebin höre ich, jemand hätte sie
angestiftet. Die Schuld auf andere zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher