Im Glanz der roten Sonne Roman
ins Leben gebracht.« Er senkte den Kopf, und sein Lächeln schwand.
Nebo musste sehr einsam gewesen sein, bis Eve erschienen war. Zuvor hatte sein Leben auf Eden wahrscheinlich Ähnlichkeit mit einer langen Einzelhaft gehabt. Und Eve hatte niemanden in der Gegend gekannt; so hatten die beiden aus der Not heraus eine ungewöhnliche Freundschaft geschlossen.
»Ich habe ihr gesagt, dass sie bleiben kann«, erklärte Jordan und blickte zum Haus. »Ich bin froh, dass sie dir eine gute Gesellschaft gewesen ist, Nebo, aber ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht. Es gibt sehr viel zu tun, und ich kann keine Ablenkungen oder Probleme gebrauchen. Und nach meiner Erfahrung können Frauen beides sein ...«
Nebo strahlte übers ganze Gesicht. »Oh, Eve ist nicht so, Boss! Sie macht sich keine Gedanken über ihr Aussehen und hat mit den Ladys aus der feinen Gesellschaft nichts im Sinn. Sie ist zufrieden, wenn sie mit dem alten Nebo am Feuer sitzen kann.«
Jordan musste Nebo beipflichten, dass Eve anders als andere junge Frauen in ihrem Alter war. Er hatte sie sogar für einen halbwüchsigen Jungen gehalten, bis er ihr Gesicht sah und ihre Stimme hörte. »Sie wird ohnehin kaum Gelegenheit haben, die Zeit mit feinen Leuten totzuschlagen. Ich habe sie als Köchin angestellt, bis ich richtiges Hauspersonal bekomme.«
»Köchin?« Nebo wirkte völlig verblüfft.
»Ja.« Jordan wurde misstrauisch. »Sie kann doch kochen, oder? Ich möchte nicht, dass sie mir meine Arbeiter vergiftet.«
In Nebos Miene spiegelte sich noch immer tiefe Verwunderung. »Oh ... ja, doch, Boss, sie kann kochen. Sie kocht immer für mich ...«
Jordan fand diese Versicherung nicht allzu überzeugend, vor allem, da nicht Eve, sondern Nebo selbst gerade dabei war, das Abendessen zuzubereiten. Wieder fragte er sich, ob es ein Fehler gewesen war, Eve die Stelle zu geben. Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück. »Ich brauche ein paar tüchtige Männer, Nebo. Es gibt viel zu tun. Ich will das Haus in Ordnung bringen und die Felder jäten, damit wir so schnell wie möglich eine Ernte einbringen können. Ich weiß, dass es viel Arbeit kosten wird, aber in sechs Monaten wird Eden die beste Plantage im Umkreis von hundert Meilen sein.«
Nebo strahlte, überglücklich, dass sein Leben im Exil vorüber war und dass Jordan blieb. »Ich bin nicht mehr so jung und kräftig wie früher, Boss«, meinte er dann verlegen. »Wenn ich zu essen bekomme, genügt mir das als Lohn.«
Jordan betrachtete den alten Mann. Nebo sah tatsächlich nicht so aus, als würde er auch nur einen Tag harter Feldarbeit überleben, doch ein paar kräftige Mahlzeiten würden hoffentlich dafür sorgen, dass wieder Fleisch auf seinen knochigen Körper kam.
»Du bist viel zu erfahren, um als einfacher Feldarbeiter dein Geld zu verdienen, Nebo«, sagte Jordan. »Ich möchte, dass du mein Aufseher wirst und dafür sorgst, dass die Männer, die ich einstelle, fleißig arbeiten.«
»Das ist nett von Ihnen, Master Jordan.« Nebo wirkte plötzlich bedrückt. »Aber kein weißer Mann will sich von einem kanaka wie mir Anweisungen erteilen lassen. Hier hat sich nicht viel geändert, während Sie fort waren, und es wirdsich auch nichts ändern. Ich jedenfalls werde es nicht mehr erleben.«
»Du irrst dich, Nebo. Die Dinge werden sich ändern. Ich werde meinen Arbeitern mehr bezahlen als alle anderen Plantagenbesitzer; deshalb glaube ich nicht, dass ich Probleme haben werde, Leute zu finden. Außerdem werde ich meine Arbeiter gleich behandeln, egal welcher Hautfarbe sie sind und welche Aufgaben sie haben. Und ich bleibe dabei – du bist der richtige Mann, als Aufseher zu arbeiten. Bitte, nimm die Stelle an.«
Nebo schaute Jordan verwundert an; dann nickte er zögernd.
»Als Erstes kaufen wir dir ein paar neue Sachen«, fuhr Jordan fort. »Ich kann meinen Aufseher schließlich nicht herumlaufen lassen wie einen Landstreicher.« Er lächelte dem alten Mann zu, um ihn wissen zu lassen, dass er es nicht abwertend meinte.
Nebo starrte an seinem abgetragenen Hemd und der zerrissenen Hose hinunter und meinte grinsend: »Wenn Miss Eve nicht hier wäre, Boss, würde ich so nackt herumlaufen wie ein gerupftes Hühnchen.«
Jordan lachte herzlich. »Ich muss einen Frachtwagen und ein paar Ochsen kaufen. Außerdem brauche ich Bauholz, Wellblech und Farbe.« Er blickte in die Richtung, in der das Wohnhaus stand. »Ich war entsetzt, wie sehr das Haus verfallen ist ...«
In Nebos Blick lag Schmerz, und er
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