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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten
Autoren: Veit Heinichen
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anzubringen?«, fragte Marietta.
    »Vorerst kein Wort nach außen. Wir kommen der Arbeit von Malanninos Team gefährlich nahe.« Laurenti fixierte seine beiden Mitarbeiterinnen.
    Marietta legte ein Blatt auf den Tisch, das die Kriminaltechniker geschickt hatten. Es war die Analyse der Fingerabdrücke auf den Gläsern, die Laurenti hatte mitgehen lassen, und jene von den Flaschen aus der Hausdurchsuchung, die Pina durchgezogen hatte. Die Zwillinge waren aus dem Schneider, Bruder Nikolaus auch, der Anwalt ebenso. Aber Donna Rita musste bei ihrem Exgatten gewesen sein, am Samstag vor dessen Tod. Und Professor Moser ebenfalls. Die Auswertung der Telefonate des Toten ließ dagegen noch immer auf sich warten.
    »Galimberti und Donna Rita wollen morgen nach Südtirol zurückfahren«, sagte Laurenti. »Ich werde sie mir am besten gleich noch einmal vorknöpfen. Und zwar ganz offiziell. Und im Beisein des Staatsanwalts.«
     
    »Nein, Professor Moser, ich weiß selbst, dass es fünf Uhr nachmittags ist und nicht in der Früh. Ich hätte Sie auch ganz offiziell in die Questura vorladen können, anstatt vorbeizukommen.«
    Die asiatische Haushälterin stand verlegen abseits, sie hatte den Commissario eingelassen und sich darüber offensichtlich den Unwillen des Spaltkopfs zugezogen. Gundolf Moser trug Jeans, Sweatshirt und Sandalen, sein Haar war zerrauft, als wäre er aus dem Mittagsschlaf gerissen worden – oder er hatte, den Kopf auf die Hände gestützt, über einem schwierigen Problem gebrütet.
    »Sie reißen mich mitten aus der Arbeit«, knurrte er, wies auf zwei Sessel unter der überdachten Veranda und gab der Asiatin ein Zeichen, dass sie sich zurückziehen durfte. »Also machen Sie’s bitte kurz, Laurenti.«
    »Dank Ihrer Erzählungen, Moser, und der Auskünfte seiner Angehörigen weiß ich nun sehr viel über Spechtenhauser. Nur nicht, wer ihn umgebracht hat. Er hat versucht, Sie aus der Sonar Communications zu drängen.«
    »Gehöre ich zu den Verdächtigen, mein lieber Laurenti?«
    »Durch Ihr Unternehmen wissen Sie besser als ich, welchen Charakter Informationen haben.«
    »Solche Attacken wie die seine gehören zum Geschäftsleben. Ich habe Ihnen ja lang und breit erzählt, dass Franz unersättlich war.«
    »War das der wirkliche Grund für Ihr Zerwürfnis?«
    »Nein. Wir hatten uns schon vorher voneinander entfernt. Auch das habe ich Ihnen bereits erklärt.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Bei der Quartalssitzung des Aufsichtsrats Ende April.«
    »Wo?«
    »In Bozen. In der Firma.«
    Laurenti blätterte in seinem Notizbuch. »Und wann haben Sie zuletzt Spechtenhausers 2007er Gewürztraminer getrunken?«
    Moser stutzte und kniff das gesunde Auge zusammen. »Ich bevorzuge andere Weine.«
    »Wann, Moser?«
    »Bei der Trauerfeier auf dem Gehöft.«
    »Der war aus dem Jahrgang 2010, Professore. Den 2007er haben Sie am Samstag vor seinem Tod mit Spechtenhauser getrunken. Bei ihm zu Hause. Erinnern Sie sich jetzt?«
    Mosers gesundes Auge blitzte böse. »Was Sie nicht sagen.«
    »Unter guten Bekannten greift auch der Gast bisweilen zur Flasche, um sich einzuschenken. Und dabei hinterlässt man Fingerabdrücke.«
    »Stehe ich tatsächlich unter Verdacht, Commissario?«, fragte Moser höhnisch. »Es ist mir neu, dass ich in Ihrer Kartei bin.«
    »Dieses Mal nehme ich es Ihnen sogar ab, dass Sie sich nicht erinnern. Vor drei Jahren wurde Ihr Mercedes gestohlen und bei einer Routinekontrolle der Kollegen von der Polizia Stradale rechtzeitig entdeckt, bevor er im Ausland landete. Damals waren Sie kooperativer, Professore. Wann genau waren Sie also bei Ihrem Kompagnon und weshalb?«
    »Am Spätnachmittag«, gab Moser zögernd zu. »Wir hatten Geschäftliches zu besprechen. Franz war der Meinung, dass wir die Sonar verkaufen sollten. Ich war nicht damit einverstanden. Inmitten der Kriege und Krisen ist der Wert des Unternehmens zuletzt stark angestiegen. Die Auftragslage ist hervorragend. Bürgerkriege, Rebellionen, Eurokrise, Sparzwang und Proteste sind in unserem Sektor die ideale Geschäftsbasis, Massenhysterie und Ängste gut fürs Geschäft. Die Nachfrage für unsere Produkte schießt im Gegensatz zur sonstigen Konjunkturentwicklung nach oben. Sie ahnen nicht, wie vielen Ländern wir früher erfolglos unsere Angebote unterbreitet haben, und genau die stehen nun Schlange. In Momenten des Wachstums verkauft man nicht, investiert und greift die Chancen beim Schopf, Commissario.« Der Spaltkopf hatte
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