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Im Club der geheimen Wünsche

Im Club der geheimen Wünsche

Titel: Im Club der geheimen Wünsche
Autoren: Sharon Page
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Seidenhandschuh drückte seinen Arm, und Christian schaute in das Gesicht einer Tigerin. Fast wäre er vor Schreck zurückgezuckt, aber dann begriff er, dass die zarte Frau im rosa Kleid eine wunderschön bemalte Maske trug. „Sie sehen aus, als wären Sie fasziniert, Sir."
    Er zwang sich zu einem Lächeln - dem Lächeln, das unschuldige Mädchen atemlos und erfahrene Frauen zu einer leichten Beute machte. Dann hob er ihre Hand an die Lippen. „Ich bin auf der Suche nach Lady Treyworth."
    Sie zeigte keinerlei Anzeichen von schlechtem Gewissen. Kein Zusammenzucken, keine zusammengepressten Lippen oder geballten Fäuste. „Lady Treyworth? Ich habe sie bestimmt seit einer Woche nicht gesehen. Vielleicht sogar schon länger nicht mehr."
    „Erinnern Sie sich, wann genau Sie ihr zum letzten Mal hier begegnet sind?" Mit dem Daumen strich er über ihre Handfläche. Obwohl er schrecklich angespannt war, musste er den Verführer spielen.
    „Nein, das weiß ich nicht mehr. Aber als sie zuletzt hier war, ist sie zusammen mit Salaberry im Theater aufgetreten."
    „Was war das für eine Darbietung?"
    Erst als die Frau zurückzuckte, wurde ihm klar, dass er sie angeschrien hatte. Um sie zu beruhigen, küsste er wieder ihre Hand und saugte durch die dünne Seide an ihrem Zeigefinger. „Eine ... unartige Darbietung", erklärte sie atemlos. „Haben Sie vor, ins Theater zu gehen? Ich werde nach Ihnen Ausschau halten. Doch nun verlangt mein Ehemann nach mir, und ich muss zu ihm gehen." Sie entzog ihm ihre Hand.
    „Warten Sie ..."
    Doch sie war bereits in der Menge verschwunden.
    Eine Viertelstunde später hatte Christian noch niemanden gefunden, der den Marquis of Salaberry gesehen hatte.
    Dann erklärte ihm eine Dame auf seine Frage hin: „Lord Salaberry kommt immer erst, wenn das Theater beginnt."
    Abrupt wandte Christian sich ab, ließ die Frau stehen und ging zum Ausgang des Ballsaals. Wo war das Theater?
    Wahrscheinlich im oberen Stockwerk. Er fragte einen der Diener nach dem Weg.
    Am liebsten hätte Christian mit der Faust gegen die Wand geschlagen oder, besser noch, das Bordell mit seinen bloßen Händen eingerissen. In Gedanken verdammte er Treyworth für das, was er Del angetan hatte. Und sich selbst dafür, dass er nicht dagewesen war, um ihn aufzuhalten.
    Wütend nahm Christian auf der Treppe nach oben immer drei Stufen auf einmal. Dann zwang er sich, langsamer zu gehen, um nicht aufzufallen. Andererseits argwöhnte Mrs Brougham wohl ohnehin, aus welchem Grund er hier war.
    Christian hatte Mrs Brougham seine Aufwartung gemacht, als er Lady Sherringham auf dem Heimweg wusste.
    Klein, üppig und mit Diamanten behängt, hatte die Bordellwirtin ihn zwar freundlich empfangen, war aber offensichtlich auf der Hut gewesen. Ihr kunstvoll geschminktes Gesicht hatte lediglich besorgt gewirkt, als er sie nach seiner Schwester fragte, ihre auf dem Schreibtisch gefalteten Hände hingegen hatten sich verkrampft.
    Christian erreichte das obere Stockwerk und ging den Gang entlang. Erotische Gemälde schmückten die Wände, und Statuen aus Gips zeigten akrobatische Stellungen.
    Er war schon in Hunderten von Bordellen gewesen - einige davon mit sinnlicher, einladender Atmosphäre, andere schmutzig und verkommen und wieder andere elegant und kostspielig. Dieses Haus war anders als sie alle.
    Möglicherweise rührte seine Erregung daher, dass hier verheiratete Paare ihre Eantasien auslebten. Alle schienen mit dem einverstanden zu sein, was geschah. Oder hatte Lady Sherringham recht, und Del war in diesem Club in Gefahr geraten?

    Dienstboten wussten immer alles.
    Wenigstens hoffte Jane das. Der Regen prasselte auf ihren Umhang, während sie an der Hintertür von Mrs Broughams Club zog. Die Tür öffnete sich problemlos, und der appetitliche Duft von gebratenem Fleisch drang heraus.
    Es roch so unglaublich normal und vertraut, dass Jane sich die Hand vor den Mund schlagen musste, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
    „Sieht aus, als hätten Sie sich verlaufen, Herzchen."
    Jane fuhr herum und schaute direkt in die blauen Augen einer rundlichen Köchin. Die Frau strich sich ihre grauen Locken aus dem Gesicht. „Wenn Sie auf der Suche nach den Kerkern sind, gehen Sie besser zurück zur Dienstbotentreppe und nehmen dann eine der Haupttreppen hinunter zum Eingang. Der Zugang, der von hier aus in diesen Teil des Hauses führt, ist abgeschlossen."
    Die Köchin klang, als wäre es vollkommen normal, dass eine Frau auf dem Weg in den Kerker war.
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