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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes
Autoren: Susan Hastings
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als auch für das Geld, von dem wir einmal leben müssen. Und ich habe die Verantwortung für die Minen. Ich kann nicht zulassen, dass rebellische Bergleute dort großen Schaden anrichten. Schließlich sind die Bodenschätze wichtig für Frankreich.«
    »Mein Vater ist auch wichtig für Frankreich«, erwiderte sie.
    Philippe zog sie wieder fester an sich. »Daran hätte er eher denken sollen, bevor er ein solch waghalsiges Unternehmen startete. Erst wenige unserer Leute waren bei den Tuareg.«
    » Den Tuareg?«
    »O ja, Wüstenkrieger von der unangenehmen Sorte. Désirée, ich weiß, dass dich weder die Wüste noch ihre Gefahren schrecken. Aber diesmal muss ich hart bleiben. Es ist kein Vergleich zu euren Ausgrabungen in Tunesien. Algerien ist nicht Karthago.«
    »Wüste ist Wüste«, gab sie zurück. »Mein lieber Philippe, ich habe den Verdacht, dass du nur zu feige bist, meinem Vater zu helfen. Dir ist deine Arbeit in den Minen wichtiger, weil es für dich einträglich ist. Die Suche nach meinem Vater kostet Geld.«
    Ungehalten wandte Philippe sich ab. »Jetzt wirst du ungerecht. Du weißt, dass mir nichts zu teuer ist, was dich betrifft, Désirée, und da schließe ich deinen Vater mit ein. Aber bitte vergiss nicht, dass er ein erwachsener Mann ist und sich sehr wohl überlegt hat, dass er ein Risiko eingeht. Akzeptiere seine Entscheidung, und respektiere sie. Du sagtest selbst, dass er jede Expedition gründlich vorbereitet. Er wusste, was er tat. Außerdem sind die Entfernungen in der Westsahara nicht mit dem zu vergleichen, was du bisher kennen gelernt hast.«
    »Du willst mich nur davon abbringen, meinen Vater zu suchen«, schmollte sie.
    »Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Und da ich mich für dich verantwortlich fühle, wirst du morgen nach Frankreich zurückkehren.«
    »Mein lieber Philippe, du vergisst, dass auch ich ein erwachsener Mensch bin und durchaus selbst entscheiden kann.«
    »Das streite ich auch nicht ab. Aber manchmal kommt eben dein Trotzköpfchen zum Vorschein, und da muss ich einfach ein bisschen regelnd eingreifen.«
    Désirée presste die Zähne zusammen, um nicht antworten zu müssen. Philippes Einstellung brachte sie auf. Fast erstickte sie an ihrer unterdrückten Enttäuschung.
    »Denkst du auch so, wenn wir verheiratet sind?«, wollte sie wissen.
    »Dann denke ich erst recht so«, erwiderte er lächelnd und schob sie zum Tisch. »Dann bist du ja meine Frau.«
    Das Essen wurde serviert, aber in Désirées Bauch ballte sich ein Knoten zusammen. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Nicht einmal die Wasserpfeife, deren Genuss sie in Tunesien schätzen gelernt hatte, konnte sie jetzt noch locken.
    »Bedeutet das, dass ich dann dein Eigentum bin, mit dem du machen kannst, was du willst?«, beschwerte sie sich, ohne auf die betretenen Gesichter der beiden diskret servierenden Zimmerkellner zu achten. »Dann kannst du mich ja gleich hinter schwarze Schleier stecken wie diese unglücklichen Frauen in diesem Land.«
    »Bitte schrei nicht so«, versuchte Philippe sie zu beschwichtigen. »Erstens würde ich dich niemals als mein Eigentum betrachten, schließlich sind wir keine Sklavenhalter. Zweitens würde ich bedauern, wenn ich nicht jeden Tag dein hübsches Gesicht sehen könnte. Und drittens gibt es zur Eheschließung so etwas wie ein Versprechen, nämlich dass ich für dich sorgen werde, dich lieben und achten in guten wie in schlechten Tagen. Und manchmal hast du eben schlechte Tage.«
    »So wie jetzt?«, klagte sie und warf sich demonstrativ auf den mit rotgoldenem Stoff bezogenen Diwan.
    »Beweise mir, dass du ein erwachsener Mensch bist, der selbst entscheiden kann«, erwiderte Philippe ungerührt und nahm am Tisch Platz. Er entfaltete sorgfältig eine blütenweiße Serviette und steckte sie sich in den Hemdkragen. »Und zu einem erwachsenen Menschen gehört, dass er sich nicht so kindisch benimmt wie du. Ein erwachsener Mensch setzt sich an den Tisch und genießt dieses vorzügliche Mahl.«
    Désirée war sich im Klaren darüber, dass sie auf diese Weise nicht weiterkommen würde. Auch Tränen würden Philippe wahrscheinlich nicht erweichen, zumindest nicht in dieser Angelegenheit. Mit gespreizten Fingern fuhr sie sich durchs Haar. Ihre kunstvolle Frisur hatte sich schon seit der Fahrt in der Droschke aufgelöst. Sie würde einen französischen Frisör aufsuchen müssen.
    Ein wenig sollte sie jedoch noch mit Philippe schmollen, um ihm zu zeigen, dass sie keineswegs
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