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Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)

Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)

Titel: Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Autoren: Elaine LeClaire
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Kapitänskajüte der Jamaica Pearl . In ihren zahlreichen Schichten aus schlichtem Musselin, rosa Batist, weißem Satin und smaragdgrünem Taft sah sie wie der Inbegriff der anständigen englischen Lady aus – was nicht recht in die Tropen passen wollte. Ihr Haar war geflochten und zu einem strengen Knoten aufgesteckt. Ihre Hände waren frei, sie war nicht an ihren Stuhl gefesselt, und dennoch hatte sie das Gefühl, in schweren Ketten zu liegen. Nur eine einzige, winzige Hoffnung blieb ihr, die sie davor bewahrte, in tiefe Verzweiflung zu verfallen. L’Etoile du Matin war östlich nach Martinique gesegelt. Die Jamaica Pearl nun segelte nach Westen, gegen die Passatwinde und die Strömung. Folglich kämen sie vielleicht langsam genug voran, dass Alexandre sie einholen konnte.
    Rosalind blickte auf ihre Hände, die feinen, zarten und gepflegten Hände einer vollendeten Lady. Es waren die Hände einer Frau, die weder jemals ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten noch ihre eigenen Kleider waschen musste – die Hände einer Frau, die vor allem eine Zierde sein sollten. Madame LeFèvres Hände waren vom jahrelangen Spülen, Putzen und Kochen, von der Kinderpflege und dem Wringen von Wäsche rauh gewesen. Ja, ihre Hände waren der Beweis dafür, wie viel Charakter und Würde sie besaß.
    Kurz entschlossen stand Rosalind auf. Sie war kein naives englisches Mädchen mehr, sondern hatte ein bisschen was von der Welt und ihren Gefahren gesehen. Alexandre sagte, die Leute in der Karibik würden sich Geschichten über L’Ange Noir und seine einzige große Liebe, la belle tempétueuse , erzählen. Und wenn sie es schaffte, einen Ricardo Vasquez zu überleben, dann würde sie sich jemandem wie Edward Murdock gewiss nicht unterwerfen.
    Rosalind ging hinaus an Deck. Von den Matrosen, die ihrer Arbeit nachgingen, verneigten sich einige und murmelten »Mylady«. Andere wichen ihr im weiten Bogen aus und taten, als wäre sie gar nicht da. Rosalind fand Captain Anderson beim Steuermann.
    »Sagt mir, Captain, kommen wir gut voran?«
    Captain Anderson, ein Mann mittlerer Größe und von der Statur eines Fasses, dessen rotes Haar und der Bart bereits ergraut waren, sah sie erstaunt an. Dann nahm er seine Pfeife aus dem Mund, zog seinen Hut und antwortete lächelnd: »Guten Abend, Mylady. O ja, wir kommen recht gut voran.«
    »Ist das nicht seltsam?«
    »Wie beliebt, Mylady?«
    »Wir segeln gegen die Passatwinde, Captain. Ich bin sicher, dass Ihr das wisst. Wie kann das Schiff da gut vorankommen?«
    Wieder schien der Captain verwirrt, als hätte er Rosalind nicht richtig gehört. »Keine Sorge, Mylady. Wir werden in Kürze in Kingston sein.«
    Der Captain lächelte weiter, und Rosalind hatte den Eindruck, er hielte sie für ein bisschen einfältig. Beinahe sehnte sie sich nach der Mannschaft der Etoile du Matin zurück. Auch sie behandelten sie, als wäre ihr alles Nautische unbegreiflich, aber wenigstens wussten sie, dass man sie durchaus ernst nehmen musste, wenn sie verärgert war.
    »Dürfte ich mich ein wenig auf dem Schiff umsehen, Captain?«
    Captain Anderson nickte. »Aber sicher doch, Mylady. Seid nur vorsichtig, wenn Ihr über Deck geht. Wir wollen ja nicht, dass Ihr Euer wunderschönes Kleid schmutzig macht.«
    »Danke, Captain. Ich werde achtgeben.«
    Rosalind wandte sich ab und sah sich auf dem Deck um. Hier oben waren nur wenige Kanonen und die leichten Sechzehnpfünder. Neben jeder türmte sich ein ordentlich gestapelter Kugelhaufen. Rosalind fragte sich, wo sie wohl das Pulver aufbewahrten. Es musste irgendwo unten sein, wahrscheinlich unten nahe dem Orlopdeck. So weit nach unten würde sie wohl kaum vordringen können, also musste sie sich mit dem begnügen, was für sie erreichbar war.
    »Rosalind!« Mr. Murdock drängte sich vom Bug zwischen den Matrosen hindurch zu ihr. »Meine Liebe, was tut Ihr hier draußen in der Sonne?«
    »Ich wollte nur ein wenig frische Luft atmen.« Rosalind hatte alle Mühe, ihre Wut im Zaum zu halten und möglichst freundlich zu bleiben.
    »Nein, wirklich, meine Liebe, es wäre das Beste für Euch, wenn Ihr wieder hineingeht.«
    »Warum? Es ist so ein schöner Abend.«
    »Ja, nur neigen Matrosen dazu, ein recht grobes Völkchen zu sein, und ich möchte nicht, dass Eure entzückenden Ohren von ihrer Sprache beschämt werden.«
    Rosalind biss die Zähne zusammen, um nicht höhnisch loszulachen. Was sie bisher aus den Mündern der englischen Mannschaft vernommen hatte, war nichts im Vergleich
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