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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders
Autoren: Hugo Stamm
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restlos auf, sondern verdingen sich in alle Ewigkeit an die Sondereinheit. Sie setzen ihre Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag, der eine Laufzeit von einer Milliarde Jahre hat. Die Vorgesetzten haben weitgehend die Entscheidungsgewalt über die Sea-Org-Member. Sie entscheiden über die Art der Arbeit und den Arbeitsort, der sich in der Regel im Ausland befindet.
    Der »Lohn« beträgt 50 Dollar Woche – Uniform, Kost und Unterkunft werden zur Verfügung gestellt. Ein Nebenjob ist normalerweise nicht drin, Sozialleistungen werden in der Regel nicht oder nur minimal gewährt. Und das Trinkgeld reicht bei weitem nicht, sich privat zu versichern. Oft finanzieren Angehörige eine Krankenversicherung oder Altersvorsorge. Hubbard gab zwar seiner Heilslehre eine ausgesprochen apokalyptische Note, doch scheint er selbst nicht so recht an das Endzeitszenario geglaubt zu haben. Seine Ideologie vom Gottmenschen und der Selbsterlösung passt schlecht zu den Untergangsszenarien. Die apokalyptischen Visionen haben allerdings einen fatalen Effekt: Sie eignen sich als Indoktrinationsmittel und Disziplinierungsinstrument. Mit dem Damoklesschwert im Genick, verantwortlich für das Schicksal der Welt und die eigene Zukunft zu sein, lassen sich die Kolonnen in sektiererischer Verblendung zu Höchstleistungen antreiben. Dabei entwickeln sie Energien, die »Normalsterbliche«, die auch einmal einen seelischen Ausgleich brauchen, nie aufbringen könnten, ohne einen psychischen Zusammenbruch oder psychosomatische Krankheiten zu erleiden.
    Für Scientologen, die an die apokalyptischen Ideen ihres Sektenführers glauben, spielt es allerdings keine Rolle, ob
Hubbard die Endzeitvorstellung aus »religiösen« oder praktischen Gründen einbaute. Für sie gilt das Wort ihres Idols, der die Durchhalteparole zum Kultbegriff machte. Selbst die Ethik, die Hubbard andauernd im Mund führte, dient fast nur diesem Ziel. Ethisch ist für Scientologen nur, was das Überleben sichert und Erfolg im totalitären Sinn von Hubbard bringt. Er trichterte seinen Jüngern permanent ein, scientologische Ethik sei dazu da, Gegenabsichten aus der Welt zu schaffen. Es ist also ethisch, oppositionelle Angehörige oder Medienleute mit »unethischen« Mitteln zu bekämpfen. Moral im abendländischen Sinn kennt Hubbard angesichts der drohenden Apokalypse nicht. Unethisch handelt, wer Scientology hindert, die totalitären Ziele zu verwirklichen.
    In der sogenannten Fair-Game-Regel schrieb Hubbard: »Eine Person, die in den Ethik-Zustand des Feindes versetzt worden ist, gilt als vogelfrei. Man darf ihr ihr Eigentum abnehmen, sie in jeder Weise verletzen, ohne dass man von einem Scientologen bestraft wird. Man darf ihr Streiche spielen, sie verklagen, sie belügen oder vernichten.« Als Journalisten die »Regel« veröffentlichten, erklärten die Scientologen, sie sei nicht mehr verbindlich.
    Ethisch ist für Hubbard also alles, was ihm mehr Macht verschafft. Und zu Macht gehört zwangsläufig auch Geld, denn ohne Geld ist in einer modernen Zivilisation »kein Staat« zu machen. Schließlich kosten PR und Marketing Millionen. Das Ziel seiner Anstrengungen hat Hubbard unmissverständlich formuliert: »Wenn jetzt jeder Scientologe jeden Monat eine neue Person hereinbringen und sie auf dem Weg zur Freiheit starten lassen würde, und wenn dann jede neue Person dasselbe macht, würde das in zwölf Monaten auf vier Milliarden Scientologen kommen.« Ließe sich dieses apokalyptische »Spiel« umsetzen, wäre die Menschheit in 13 Monaten scientologisch.
    Der Traum von einer scientologisches Welt ist heute unrealistischer denn je. In jüngster Zeit kämpfen der Hubbard-Nachfolger
David Miscavige und sein engstes Kader gegen interne Zerfallserscheinungen. In den letzten Jahren sind mehrere hochrangige Funktionäre und Hollywood-Scientologen ausgestiegen und haben ein erschreckendes Sittenbild vom Geheimzirkel der Sekte gezeichnet. Ihre Kritik galt vor allem David Miscavige, der Scientology mit ähnlich harter Hand führt wie früher der Sektengründer. Die Aussteiger aus dem Hauptquartier berichteten, sie seien erniedrigt, gedemütigt und geschlagen wurden.
    Im Januar 2012 verschickte das ehemalige Kadermitglied Debbie Cook, das 20 Jahre lang hohe Funktionen bekleidete und sich heute noch mit der Hubbard-Ideologie identifiziert, eine Mail an mehrere tausend Scientologen. Darin kritisiert sie Miscavige, er würde extreme Methoden anwenden, um Spenden einzutreiben. So habe
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