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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2
Autoren: cross
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ihm befanden.
    Ich leckte meine Lippen, konnte aber nicht schlucken, so trocken war mein Mund.
    Er sah mich wieder an, kühl und fast anerkennend. »Warum?«
    Ich verstand die Frage nicht.
    »Was treibt dich, dass du dich dem Tempel widersetzt, indem du bei dem Drachenmeister in die Lehre gehst? Wenn du dieser prophezeite Spross eines Wächters des Himmlischen Reiches bist, wieso musst du dann mir und meinem Drachenbullen dienen?«
    Ich bediente mich eines Ausspruchs des Drachenmeisters. »Der Wille Res leitet mich.«
    »Tut er das, ja?«
    »Ja.«
    »Der heilige Wille meines Drachenbullen verlangt also von dir, ihm zu dienen.«
    »Ja.«
    »Tatsächlich.«
    Ich zwang mich, seinen harten Blick mehrere Herzschläge lang zu erwidern.
    »Also gut«, murmelte er schließlich mit einem spöttischen Unterton. »Dem Willen Res müssen wir uns alle unterwerfen, nicht wahr?«
    Er stand auf, löste die Spange seines Umhangs und warf ihn mir über. Die Seide bauschte sich. »Schaff sie hier weg, Komikon!«, fuhr er brüsk fort, ungeduldig. »Schaff sie weg, bevor die anderen zurückkehren. Ich werde mich um den Tempel kümmern.«

2
    D er Drachenmeister warf mich über seine Schultern wie ein erlegtes Kitz und trug mich hinter die imposanten Sandsteinmauern der Stallungen, hinein in die Welt, in welcher er herrschte. Dann legte er mich bäuchlings auf eine Hängematte, befestigte brüsk den Umhang, den Kratt mir übergeworfen hatte, mit der Spange an meinem Hals und zog ihn so gut er konnte zurecht, um meinen abstoßend nackten Leib vor den Augen seiner Schüler zu verbergen. Ich nahm diese Schüler nur undeutlich wahr; Fieberkrämpfe schüttelten mich, so wie sie nur unter dem Einfluss des Gifts auftreten, vom Schmerz intensiviert.
    Ich schlief den ganzen Tag bis in die Nacht hinein, auf dem Bauch liegend, in einem Meer aus Gift treibend. Auch als es schließlich dunkel wurde, ein Dunkel, das so dick und erstickend wirkte wie Kohle, die in Wasser aufgelöst wird, blieb ich in den Klauen des Giftes gefangen, allein in dieser Hängematte, die von den Dachbalken einer der hundert Boxen in den Drachenställen von Roshu-Lupini Re, dem Kriegerfürsten meiner Geburts-Brutstätte, herunterhing.
    Ich sage, ich schlief, was ein wenig ungenau ist, denn Schmerz, Furcht und Halluzinationen fördern den Schlaf nur wenig.
    Die Nacht zog sich lang hin, unmöglich lange. Sie dehnte sich ohne Anzeichen, jemals enden zu wollen, wie eine ebenholzschwarze Schlange, die langsam aus dem Schlund einer gewaltigen, zeitlosen Himmelsbestie hervorgewürgt wird.
    Mitternacht kam und verstrich, schien erneut zu kommen; ich hasste diese Dunkelheit, die so erbarmungslos allgegenwärtig war, jedes Mal, wenn ich mich im Schlaf wälzte und mich der Schmerz weckte, den diese Bewegung auslöste. Irgendwann tauchte der Drachenmeister auf, stumm wie eine Erscheinung in meinem Kopf, und schob mir den kalten Stahl eines Trinkrohrs zwischen meine vor Trockenheit spröden Lippen.
    »Trink, trink das«, zischte er. Sein Atem roch nach dem Limonenaroma des Giftes.
    »Was ist das?« Meine Worte waren vom Gift verzerrt und unverständlich. Ich brauchte jedoch keine Antwort, ich wusste sehr wohl, welche kalte, zähe Flüssigkeit in dem Trinkkürbis schwappte, den der Drachenmeister in den Händen hielt.
    Also trank ich.
    Geschüttelt von Schmerz, zitternd vor Kälte, brennend vor Durst, trank ich sein fürchterliches Gebräu, mit jedem Schluck das Gift darin gleichzeitig ersehnend und verachtend.
    Ich verachtete es, weil ich einst so abhängig davon gewesen war, weil es mich so leichtsinnig machte, meine Glieder mit animalischer Lust erfüllte und meinen Verstand mit lebhaften Halluzinationen vernebelte.
    Ich sehnte mich danach, weil das Gift einen Schild gegen den Geist meiner Mutter schuf, den Himmelswächter, der versuchte, mich von meiner Aufgabe abzubringen und mein Leben damit zu verschwenden, nach Waivia zu suchen, meiner verschwundenen und sehr wahrscheinlich toten Halbschwester.
    Sollte jemand herausfinden, dass der Drachenmeister mir dieses Gift gab, hätte das ernstliche Konsequenzen gezeitigt.
    Der Genuss des Giftes wurde vom Ranon ki Cinai streng geregelt, dem Tempel des Drachen, und es durfte niemals an eine Rishi verschwendet werden, an eine Brut-Leibeigene, wie ich eine war. Niemals. Doch nicht aus Furcht vor dem Tempel erzitterte ich jedes Mal, wenn ich einen Schluck des Gebräus nahm.
    Wann würde der Morgen grauen?
    Niemals.
    Ich würde für immer in diesem
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