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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen
Autoren: Jane Feather
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aufblickend.
    »Sie lässt herzlich grüßen.« Chastity hängte ihren Mantel auf und griff in die Taschen nach der Post. »Da wären ein paar Briefe.«
    »Hat du etwas gegessen?«, fragte Prudence und versuchte, nicht zu besorgt zu klingen. »Wir brachten dir für alle Fälle ein Sandwich mit.«
    »Ich vertilgte eine Riesenportion Marmeladenroulade und Pudding«, sagte Chastity lachend. »Für mich nicht gut, für die Seele schon.«
    »Dann auch gut für dich«, stellte Constance fest. »Sehen wir die Post durch.«
    Chastity legte die Briefe auf den Tisch in die Mitte, und ihre Schwestern rollten ihre Stühle heran. Wie üblich war es Prudence, die den Brieföffner schwang. »Kummer-Episteln für dich, Chas«, sagte sie und reichte ihr die Briefe. »Und das hier ist so etwas wie eine Tirade gegen deinen Artikel über Freuds neue Veröffentlichung, Con.«
    »Ach ja ... Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«, erinnerte sich Constance und griff nach dem Brief. Nach einem Blick darauf raunzte sie angewidert: »Dieser Heuchler. Irgendein ignoranter Landpfarrer, der meint, Publikationen wie unsere sollten die zarten Gefühle der Frauen bedienen, anstatt sie zu verletzen.«
    »Wirst du ihn beantworten?«, fragte Chastity ein wenig zerstreut, während sie einen von den Briefen überflog, den Prudence ihr gegeben hatte.
    »Was meint ihr?«, erkundigte sich Constance.
    Chastity lächelte automatisch. »Wieder ein Brief an die Vermittlerin. Merkwürdig ... in Druckschrift.«
    »Vielleicht kann er - oder sie - nicht anders schreiben«, meinte Prudence.
    »Ich glaube, es ist ein Er.« Chastity reichte ihr den Brief. »Aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    Ihre Schwestern überflogen den Text. »Wer unser Blatt liest, schreibt flüssig und zusammenhängend«, sagte Constance. »Vielleicht will er nicht, dass man ihn als Verfasser erkennt.«
    »»Immer merkwürdiger, sagte Alice<«, zitierte Prudence. »Wer trifft sich mit diesem Rätsel?«
    »Das übernehme ich«, bot Chastity wenig begeistert an. »Der Rubens-Saal in der National Gallery hat sich bewährt. Ich werde wie üblich vorschlagen, er solle eine Ausgabe unserer Zeitung als Erkennungszeichen bei sich haben.«
    »Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«, fragte Constance. Da Chastity in der Rubens-Galerie Douglas kennen gelernt hatte, wurden damit vielleicht alte Wunden aufgerissen.
    »Nein«, behauptete Chastity unbeirrt lächelnd. »Die ersten Treffen mit Klienten sind meine Aufgabe. Ich übernehme sie natürlich gern.« Sie nahm den Brief und rollte mit ihrem Stuhl zurück zur Schreibmaschine. »Heute ist Freitag, ich werde also nächsten Donnerstag vorschlagen. Damit bleibt ihm ausreichend Zeit, um alle Vorkehrungen für das Rendezvous zu treffen.«

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    18
    Der folgende Donnerstag war frisch und klar, als Chastity über den Trafalgar Square schlenderte und im Gehen den Tauben Körner zuwarf. Der strahlend helle Tag hatte ihre Lebensgeister ein wenig geweckt, doch wusste sie aus Erfahrung, dass dies nicht lange anhalten würde. Sobald der Abend kam und mit ihm die Aussicht auf die lange einsame vor ihr liegende Nacht, würde die mittlerweile vertraute Niedergeschlagenheit sie wieder überfallen.
    Sie hatte sich wie gewohnt in den losen Alpaka-Staubmantel gehüllt und ihr Gesicht hinter einem dichten Chiffonschleier versteckt. Ihren französischen Akzent hatte sie gut eingeübt, wiewohl allein der Gedanke daran ihr zuwider war. Sie lief die Stufen hinauf und betrat das Foyer zu ebener Erde, um danach die Treppe zum Atrium hinaufzusteigen und dann nach links abzubiegen, eine Ausgabe von The Mayfair Lady gut sichtbar in der Hand.
    Nachdem sie die Rubens-Galerie durchschritten hatte, setzte sie sich auf die runde Bank in der Mitte des Raumes, wie in ihrem Brief angekündigt, und öffnete die Zeitung mit der Titelseite nach außen. Der Klient des Vermittlungs-Service konnte sie unmöglich übersehen.
    Er tat es auch nicht. Douglas betrat die Galerie und entdeckte sofort die verschleierte und verhüllte Gestalt. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, als er näher ging. »Madam Mayfair Lady, so treffen wir uns wieder«, sagte er.
    Chastity blickte auf. Betreten und ungläubig starrte sie ihn an. »Douglas?«
    »Derselbe. Darf ich mich setzen?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, setzte er sich einfach neben sie auf die Bank. Dann streckte er die Hand aus und hob den Chiffonschleier, um ihn sorgfältig über der Hutkrempe zu drapieren. »Für diese Gelegenheit
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