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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst
Autoren: Marcus Sakey
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Leben noch keinen einzigen Schlag einstecken müssen. Wahrscheinlich war es so.
    »Die Hände hinter den Kopf«, sagte Jack ruhig. Der Junge gehorchte. »Der Rest an die Wand. Los!«
    Die bunte Truppe drängte sich an die Wand, stumm vor Angst. Jack winkte Marshall und Will, die sich sofort in Stellung brachten, um das Grüppchen in Schach zu halten. Über die Schulter nickte er seinem kleinen Bruder zu. »Pack das Zeug ein.«
    Bobby kickte die Kissen zur Seite, warf die angebrochene Tüte Kokain samt Spielkarte in den Koffer und klappte ihn zu. Währenddessen blieben Jacks Augen ununterbrochen auf den Schauspieler geheftet. Ohne zu blinzeln sah er zu, wie es den großen Leinwandheld zerlegte – vom weltberühmten Kinostar zum wimmernden Kind in wenigen Sekunden.
    »Jesus.« Bobby stieß einen Pfiff aus.
    Für einen Moment schoss Jacks Blick zur Seite, wo sein Bruder vor einem zweiten Koffer kauerte. Dem Koffer des Stars. »Was ist?«
    »Es ist mehr, als wir dachten!« Bobbys Stimme überschlug sich. »Verdammt, es ist wirklich viel.«
    Jack rückte die Pistole noch näher an das weltbekannte Gesicht und wandte sich ihm zu. »Wie viel?«
    »W-was?«
    Er zog den Hahn zurück. »Wie. Viel. Wie viel Geld ist in dem Koffer?«
    »V-v-vierhundert.«
    Nur mit Mühe gelang es Jack, seinen Kiefer vorm Herunterklappen zu bewahren. Sie hatten fünfzig erwartet, so ungefähr. Durch vier geteilt, wäre das ein guter Lohn für die Arbeit gewesen. »Vierhundert. Vierhunderttausend Dollar.« Jack schüttelte den Kopf. »Mann, wozu brauchst du vierhundert Riesen in Cash?«
    »D-d-das ist n-nur …« Dem Star fehlten offenbar die Worte. »Ein b-b-bisschen Taschengeld.«
    Jack starrte ihn an und schob die Unterlippe vor. Der Stoff der Maske spannte sich. »Taschengeld.«
    Lange hielt der Star seinem Blick nicht stand. »Nehmt es. Wir werden den Cops nichts sagen, das schw-schwöre –«
    »Cops?« Ein ungläubiges Schnauben. »Was willst du auch sagen? Dass du beim Kokseinkaufen ausgeraubt worden bist!?«
    Der Star öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sein Blick wich nicht von dem Pistolenlauf.
    »Jesus«, flüsterte Bobby abermals.
    »Pack’s zusammen.« Jacks Stimme klang ruhig, doch in seinem Inneren brandete der Rausch immer höher – der Job, das Adrenalin, vierhunderttausend verdammte Dollar! Er winkte den Star hinüber zu den anderen. »Alle mal herhören. Ihr dreht euch jetzt zur Wand.« Ein halber Herzschlag eisige Stille. »Jetzt!«
    Die Zivilisten folgten dem Befehl als Erste. Einer der hübschen Jungs fing leise an zu weinen, ein kleines, zartes Schluchzen, aber schließlich drehte auch er sich zur Wand um. Die schwarzen Drogendealer tauschten einen Blick aus und taten es ihm nach. Am meisten Zeit ließ sich der Bodyguard.
    »Fesselt sie.«
    Will holte die Kabelbinder aus der Tasche und arbeitete sich mit Marshall durch die Reihe, während Jack ihnen den Rücken freihielt. Kurz sah er zu Bobby hinüber, der auf dem Boden kniete und mit den Verschlüssen des zweiten Koffers kämpfte. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er seinem kleinen Bruder zu – und ein neues Gefühl strömte in seine Brust: eine unbändige Freude, die sich auf Bobbys Gesicht spiegelte. Ein stummer Siegesschrei unter Brüdern.
    Marshall trat hinter Malachi und hielt ihm die .22er an den Hinterkopf. »Den Abzugswiderstand habe ich auf das reinste Nichts eingestellt. Beim kleinsten Zucken ist es vorbei.«
    »Verstehe«, sagte Malachi mit ruhiger Stimme.
    »Keine Panik, wir wollen dich nur fesseln.«
    »Bitte.«
    Marshall nickte Will zu, der Malachis Hände hinter den Rücken führte und mit dem Kabelbinder fixierte, um danach auch seine Füße zusammenzuschnüren.
    »Man merkt, dass ihr Profis seid.« Malachis Gesicht war immer noch auf die Wand gerichtet. »Genau wie ich. Nur damit ihr Bescheid wisst.«
    »Und?«
    »Tja … es wird für uns alle ein bisschen leichter sein, wenn ihr meine Ware dalasst.«
    Marshall rückte ganz nah an ihn heran, ließ ihn das kalte Metall der .22er spüren. »Warum sollten wir das tun?«
    Der Drogendealer zuckte kein einziges Mal. »Nennen wir es Höflichkeit unter Geschäftsleuten.«
    »Ich werd drüber nachdenken.« Marshall winkte Will, und sie wandten sich dem Bodyguard zu.
    Während er mit den Kabelbindern hantierte, sah Marshall doppelt: einmal die Reihe der Hinterköpfe, verknotete Muskeln, klebrige Schweißtropfen auf bebenden Hälsen. Und dann den Pool im Caesar’s Palace, eine hübsche Kellnerin
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