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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst
Autoren: Marcus Sakey
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mit dem Film?«
    Der Star rieb sich die Stirn. »Ein einziger Albtraum. Der Regisseur hat nicht die geringste Ahnung. Ich meine, wem hat der bloß einen geblasen, um an sein Goldmännchen zu kommen!« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Bist du sicher, dass du nichts trinken willst?«
    »Ich würde lieber gleich zum Geschäft kommen, in Ordnung?«
    Ein Strahlen breitete sich auf dem Gesicht des Stars aus. »Das ist mein Mann!«
    Malachi verharrte bewegungslos. Sekunden vergingen, ehe der Junge es endlich kapierte.
    »Ach ja, ’tschuldigung.« Der Star verfiel in den Ton eines Schuljungen, der sich vor seinem Lehrer rechtfertigen muss, überzog jedoch sein Spiel gnadenlos. »Ich würde gerne ein paar illegale Drogen kaufen.«
    Malachi nickte seinem Begleiter zu, der einen Aktenkoffer auf den Tisch legte und sofort wieder einen Schritt zurücktrat. »Also, die Sache läuft so. Koks, Heroin, Ecstasy, Gras und Tabletten habe ich immer da. Wenn’s was Besonderes sein soll, solltest du mir ein paar Stunden vorher Bescheid geben. Ich bin vierundzwanzig Stunden am Tag zu erreichen, sieben Tage die Woche, im ganzen Land. Ich fliege nicht nach Übersee, ich mache keine Geschäfte unter fünfundzwanzig, und ich verkaufe kein Crack.« Er klappte die Verschlüsse herunter, ließ den Koffer aber noch zu, um die Vorfreude weiter zu steigern, die schon jetzt unübersehbar in den Augen des Stars leuchtete. Währenddessen quiekte die Brünette hinten auf den Kissen, weil einer der verzogenen Jungs Champagner über ihr Kleid und ihre Brust gegossen hatte. Ein kurzes, schrilles Lachen, dann ein wollüstiges Stöhnen, als sich die Blondine nach vorne beugte, um das kostbare Nass von der gebräunten Haut zu lecken. Die Jungs feuerten sie begeistert an.
    »Ist das auch ordentliches Zeug?« Der Star versuchte, richtig abgebrüht zu klingen. »Ich will mein schwer verdientes Geld nicht für irgendeine verschnittene Scheiße hinlegen.«
    Malachi schüttelte den Kopf. »So rein wie die Tagträume einer Nonne. Absolute Spitzenqualität, garantiert. Meine Preise sind hoch, weil mein Service und mein Stoff erstklassig sind. Und jetzt«, sagte er, während er den Deckel des Koffers hochklappte, um die ordentlich aufgereihten Päckchen und Fläschchen zu enthüllen, »schauen wir mal, womit der Doktor helfen kann.«
     
    Jack marschierte voran, die Treppe hinauf. Hier, tief in den Eingeweiden des Clubs, schien die Musik aus allen Richtungen zugleich zu kommen: von den Wänden, vom Geländer, vom Fußboden – und direkt aus seinem eigenen Herzen. Den ganzen Abend hatte er darauf gewartet, dass es endlich losging, und jetzt war es so weit: Der Rausch war wieder da, dieses Gefühl der Beklemmung, dieses vertraute Gemisch aus Euphorie und Panik, das niemals ganz verschwand. Im Jahr 1975 hatte es sich in ihm eingenistet, damals, als er sich Aerosmiths Toys in the Attic unters Hemd schob und aus Mel’s Records herausstolzierte, das kühle Plastik der Folie an seiner Teenagerbrust. Er war direkt nach Hause gegangen und hatte sich die Platte immer und immer wieder angehört, bis er jede Note auswendig konnte, bis »Sweet Emotion« direkt zu ihm sprach.
    Die Treppe war schmal und steil, nichts weiter als eine Pipeline, über die die Kellner den Gästen alles lieferten, was sie sich wünschten. Es gab solche und solche VIP-Suites, und diese hier fielen ganz klar in letztere Kategorie: eine exklusive Spielwiese für die Jungen, Berühmten und geschmacklos Reichen.
    Vor der Tür atmete Jack langsam aus und blickte sich nach seinen Männern um. Alle hatten sie schon die Masken übers Gesicht gezogen, im trüben Licht war nur noch das Schimmern ihrer Augen und ihrer Pistolen zu erkennen. Bobby und Will wirkten nervös, sie zitterten vor Adrenalin, aber Marshall strahlte die gelassene Ruhe eines Raubtiers aus. Kühl wie eine Kobra, immer zum Angriff bereit.
    Jack lächelte in sich hinein und rückte ein letztes Mal die Schultern zurecht. Dann zog er die Maske über, spürte seinen heißen Atem unter dem Stoff. Und wartete, bis der Rausch ihn ganz überflutet hatte, bis er ihn willkommen heißen konnte, diesen einen, entscheidenden Punkt, an dem alles glasklar ist und von größter, einschneidender Bedeutung.
    Er legte die Hand auf den Türknopf und drehte ihn um.
     
    Was tat er hier nur?
    Die Adern auf Bobbys Stirn standen kurz vorm Platzen, so schnell schlug sein Herz. Er versuchte zu schlucken, doch seine Kehle war trocken wie die Wüste. Ein
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