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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Autoren: Tom Diesbrock
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wandeln sich auch unsere Interessen, Ziele und Werte. Mit Ende dreißig motivieren uns andere Ziele und Ideen als mit Anfang zwanzig.
    Die wenigsten Menschen fragen sich täglich, ob ihre Tätigkeit noch stimmig ist. Häufiger funktioniert es nach dem Prinzip der Tektonik: Wie sich Erdplatten aneinander reiben, Druck aufbauen und irgendwann in Form eines Erdbebens ganz plötzlich entladen, baut sich in vielen Menschen Veränderungsdruck durch schleichende Unzufriedenheit auf. Je länger sie ihn ignorieren und nichts tun, desto stärker wird das »innere und äußere Beben« sein und ihr Leben erschüttern, wenn ihnen eines Tages klar wird, dass es nicht mehr weitergehen kann wie bisher.
    Dummerweise ist es deutlich einfacher, die Käsesorte zu wechseln als den Beruf, das Unternehmen, die Abteilung oder die Form der Berufstätigkeit. Jede größere Veränderung erfordert Mut, Entschlossenheit und die Auseinandersetzung mit unseren Fähigkeiten und Wünschen. Unser Drang nach Veränderung ist der natürliche Gegenspieler unseres Bedürfnisses nach Sicherheit. Wir bekommen Angst, |18| wenn wir merken, dass unser beruflicher Status quo nicht mehr zu halten ist.
    Deshalb löst jeder Veränderungsdruck, von innen wie von außen, auch Widerstand in uns aus. Wie ein Sofa, das wir verschieben wollen, weil uns sein alter Platz nicht mehr gefällt: Wir benötigen viel Kraft, um es zu bewegen, weil Masse immer träge ist. Unsere Psyche kann ähnlich träge sein! Immer wenn wir etwas in uns verändern möchten und wir innerlich nicht hundertprozentig dazu stehen, leistet ein Teil von uns Widerstand. Und um Widerstand gegen etwas Neues zu leisten, haben wir ein großes Repertoire von Strategien zur Verfügung, die uns oft gar nicht bewusst sind – die sich möglichen Veränderungen aber sehr effizient entgegenstellen.
    Um innere Widerstände soll es jetzt gehen: Ich möchte Ihnen in den folgenden Kapiteln zehn Strategien vorstellen, die Menschen gern und oft verwenden, um sich und anderen weiszumachen, dass sie keinesfalls von ihrem toten (Job-)Pferd absteigen sollten und können. In einigen davon werden Sie sich (oder Menschen, die Sie kennen) höchstwahrscheinlich wiederfinden.
    Meine Bitte an Sie, bevor Sie weiterlesen
    Sollten Sie sich hier und da ertappt fühlen, versuchen Sie bitte, es so entspannt wie möglich zur Kenntnis zu nehmen, ohne sich zu kritisieren (oder gar zu schämen). Je mehr Sie über Ihre bisherigen Vermeidungsstrategien gegen Veränderungen herausfinden, desto besser! Jeder nachhaltige Veränderungsprozess benötigt zu Beginn Selbsterkenntnis und -verständnis – auch wenn dies nicht immer angenehm ist.

|19| Zehn »gute« Gründe, auf einem toten
Pferd sitzen zu bleiben
    1. Leugnung
»Mein Pferd ist gar nicht so tot, wie es aussieht.«
    »Mein Job ist ganz okay. Sicher, ich bin manchmal etwas unmotiviert und schon länger nicht gerade zufrieden. Es ist eben eine schwierige Zeit. Aber warum sollte ich mir einen anderen Arbeitsplatz suchen? Nein, nein, mein Job ist schon ganz okay.«

    Unser Gehirn verfügt über einen sehr wirkungsvollen Mechanismus, den es oft einsetzt, wenn es mit einer Tatsache konfrontiert wird, die im Widerspruch zu elementaren Überzeugungen und Bedürfnissen steht: Es blendet sie aus und nimmt sie nicht zur Kenntnis. Die inneren und äußeren Anzeichen, die mir sagen, dass ich ganz dringend über berufliche Veränderungen nachdenken sollte, kollidieren vielleicht mit meinem Bedürfnis nach Sicherheit oder meiner Überzeugung, dass ich niemals einen anderen Job finden werde. Die Lösung: Ich bin doch gar nicht so unzufrieden. Mein Pferd ist gar nicht so tot.
    Diese Strategie hat nur einen Nachteil: Da meine Unzufriedenheit die Tendenz hat, eher größer als kleiner zu werden, steigt der Veränderungsdruck in mir. Mein inneres Gleichgewicht zwischen »Tu endlich was!« und »Lass lieber alles, wie es ist!« droht zu kippen – dann könnte ich nicht mehr daran vorbeischauen, dass ich wirklich ein Problem habe. Wenn es mir aber gelingt, den Druck auf ungefährliche Weise abzulassen (wie durch das Überdruckventil eines Dampfkochtopfs), könnte ich diesen Zustand bis zum Jüngsten Tag aufrechterhalten. Dafür gibt es zwei einfache und recht beliebte Lösungen, die da heißen: Grübeln und Klagen.

    |20| Das Grübeln ist eine äußerst unproduktive Form des Denkens. Dabei bewege ich Gedanken, Träume, Wünsche, Ideen wie einen zähflüssigen Brei in meinem Gehirn herum; von links nach
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