Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will ja nur dich!

Ich will ja nur dich!

Titel: Ich will ja nur dich!
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
musste sich deswegen vor Dare nicht rechtfertigen, wenngleich er der Inbegriff eines »großen bösen Bullen« war. Schon beim Anblick seiner wunderschönen braunen Augen und seines dunkelbraunen Haarschopfs mit den goldenen Strähnen schmolz sie dahin. Aber das bedeutete nicht, dass sie irgendjemandem Rechenschaft schuldig war außer sich selbst. Das war sie noch nie gewesen, seit sie denken konnte. Und gerade jetzt, wo sie erwachsen war, würde sie ihre Unabhängigkeit bestimmt für niemanden mehr aufgeben.
    Sie stand verärgert auf, weil Brian noch immer nicht da war. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum das alles so lange dauerte. Ihr Haus- und Hofanwalt, der in solchen Fällen stets zum Einsatz kam, war schon da gewesen und hatte seine Arbeit erledigt, und die Anklageschrift war diesmal zum Glück kurz. Wo also steckte Brian?
    Schließlich hörte sie, wie ihr Name von einer rauen, männlichen Stimme genannt wurde. Sie drehte sich um in der Hoffnung, ihren Bruder zu sehen. Stattdessen erblickte sie Dare, der gerade Seite an Seite mit einer hübschen Polizistin zur Tür hinausging. Ihrem einträchtigen Lachen nach zu urteilen schienen sie sich nahezustehen. Liza wusste, dass die Frau Cara Hartley hieß und ein Jahr jünger war als sie selbst. Dare war mit seinen sechsundzwanzig Jahren sogar drei Jahre jünger als sie.
    Liza verspürte einen völlig unangebrachten Anflug von Eifersucht, den sie sogleich bewusst verdrängte. Es konnte ihr egal sein, ob Cara und Dare befreundet waren oder mehr. Liza hatte mit ihrem straffälligen Bruder alle Hände voll zu tun. Eine Affäre mit einem der städtischen Polizisten war weiß Gott das Letzte, was sie gerade gebrauchen konnte.
    In diesem Augenblick tauchte endlich ihr Bruder auf, als wollte er ihren Gedankengang bestätigen. Liza erhob sich und ging ihm entgegen. Inzwischen war er wohl wieder nüchtern, denn er wirkte eher in sich gekehrt und geknickt als erfreut, sie zu sehen. Da sie die Kaution bereits bezahlt und die entsprechenden Papiere unterschrieben hatte, konnten sie sich gleich auf den Weg machen. Lizas Magen knurrte, was sie daran erinnerte, dass sie den Großteil des Tages im Gericht und auf der Polizeistation verbracht hatte.
    »Willst du etwas essen?«, fragte sie, sobald sie im Auto saßen.
    Er nickte. »Aber noch dringender brauche ich eine Dusche. In diesem Aufzug kann ich nirgendwohin gehen.«
    Ach, jetzt machte er sich auf einmal Sorgen um sein Image?
    Sein Hemd mit dem weißen Kragen war verknittert und schmutzig. Er sah aus, als käme er direkt von einer vierundzwanzigstündigen Sauftour. Was nicht der Fall war. Liza hatte ihn am Vormittag noch in McKnights Architecture, der Firma, die ihr Großvater gegründet hatte und für die auch Brian tätig war, bei der Arbeit angetroffen. Brian arbeitete dort als Buchhalter. Er trug allerdings wenig Verantwortung und hatte einen Vorgesetzten, der seine Leistungen überwachte. Dafür hatte ihr Vater wohlweislich gesorgt, ehe er in Rente gegangen war.
    »Fahr mich doch erst einmal nach Hause, und während ich dusche, besorgst du etwas zu essen«, fuhr Brian fort.
    Es war kein Vorschlag, wie Liza feststellte.
    Sie umklammerte das Lenkrad etwas fester. »Wie wäre es, wenn ich dich zu Hause absetze und ich dann wie jeder normale Mensch essen gehe? Du kannst für dich selbst sorgen. Ich habe dich gerade gegen Kaution aus dem Knast geholt. Reicht das nicht?«
    Er kniff sie in den Arm. »Du weißt doch, dass ich dir dankbar dafür bin, Liza Lou.« Der Spitzname erinnerte sie an ihre Kindheit, an den Tag, an dem Brian zum ersten Mal den Zeichentrickfilm »Der Grinch« gesehen hatte.
    Liza hatte ihr Haar damals meist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was Brian an Cindy Lou Who erinnert hatte. Damals hatte sie ihren Spitznamen gemocht; jetzt erinnerte er sie lediglich an den Bruder, den sie verloren hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, wann genau er auf die schiefe Bahn geraten war. Fakt war: Seit seiner Jugend steckte er ständig in Schwierigkeiten.
    Sie biss die Zähne zusammen, bevor sie weitersprach. »Wenn das stimmt, dann tu mir einen Gefallen und wirf mal einen Blick in den Spiegel.« Sie klappte die Sonnenblende herunter, auf deren Rückseite sich ein Spiegel befand. »Wer bist du, und was hast du mit meinem Bruder gemacht?«, fragte sie sanft.
    Er schüttelte den Kopf und klappte den Blendschutz wieder hoch. »Du weißt, dass die Bullen in Serendipity alle Schweine sind«, murmelte er. »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher