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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)
Autoren: Bas Kast
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glaube, ich stimmte, furchtlos und unerschrocken, wie ich bin, meiner Freundin zu. Sie hatte ja auch recht: Eigentlich haben wir wirklich alle Möglichkeiten, eigentlich sollten wir wirklich zufrieden sein. Warum also sind wir es nicht? (Oder sind wir es doch, und wir sind einfach zu verwöhnt, es zu merken?)
    Frauen: Mehr Freiheit, mehr Glück?
    Ein paar Tage später. Ich hatte immer mal wieder an den Grillabend und die anschließende Heimfahrt gedacht. Ich hatte mich mit Nico getroffen, mir seine Version der Geschichte angehört und darüber gegrübelt, was die Probleme, die an dem Abend zur Sprache gekommen waren, zu bedeuten hatten, ob sie – über die Probleme als solche hinaus – überhaupt etwas zu bedeuten hatten. Hatte es die Liebe in der heutigen Zeit besonders schwer? Hatten wir es besonders schwer, und wenn ja, warum? Worin bestand, auf einen Nenner gebracht, unser Problem? Etwa »nur« darin, dass es für uns schwierig geworden war, Arbeit und Liebe oder Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen?
    Ich überlegte, ob das Ganze nicht eine kleine Recherche wert wäre, und fing an, mich in die Sache zu vertiefen, wenn zunächst auch nur halbherzig. Und selbst als ich schon einiges gelesen hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich meine Zeit mit so etwas Trostlosem wie einem Luxus-Lamento verschwendete.
    Einem Teil von mir kam es einfach naiv, fast ein bisschen peinlich vor, dass ausgerechnet meine Generation sich mit der Liebe und dem Leben schwertun sollte und zu Frust und Unzufriedenheit neigt. Na gut, wir stöhnen und jammern, etwas, das wir uns als Spezies wohl nie abgewöhnen werden, aber, herrje, stöhnen und jammern wir nicht auf einem verdammt hohen Niveau? Sind wir nicht, alles in allem, in einer weitaus besseren, privilegierteren Lage als die meisten, um nicht zu sagen: alle Generationen vor uns? So manche Angelegenheit ist sicher etwas komplizierter geworden als früher, aber war es früher wirklich besser ? Als ob es jemals eine Zeit gegeben hätte, in der die Leute nicht unzufrieden gewesen wären! (Vielleicht, ja wahrscheinlich beschränkte sich die Sache gar nicht auf einen Jahrgang, sondern war mehr ein allgemeines Phänomen hochentwickelter, moderner Gesellschaften.)
    Ich stand schon kurz davor, die Angelegenheit wieder fallenzulassen, als in diesem August 2009 zufällig eine Studie erschien, die meine Vorstellungen abermals auf den Kopf stellte. In der Studie untersuchen zwei US-Ökonomen minutiös, wie sich die Lebenszufriedenheit von Frauen und Männern der »westlichen« Welt in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.
    Spätestens seit den 1970er Jahren, entdeckte ich, führen Meinungsforscher nicht nur in den USA, sondern auch in zahlreichen europäischen und anderen Industrieländern Befragungen durch, die Teile der Bevölkerung unter anderem danach abklopfen, wie glücklich sie sind. Mit anderen Worten: Die Frage, ob wir heute zufriedener oder unzufriedener mit unserem Leben sind als noch vor wenigen Jahrzehnten – tiefer in die Vergangenheit gehen die meisten Daten leider nicht –, lässt sich inzwischen empirisch beantworten. Man ist nicht mehr auf Spekulationen oder indirekte Befunde angewiesen, nein, man kann sich einfach ansehen, wie sich die Menschen selbst über ihr Leben geäußert haben.
    Als die Wissenschaftler das taten und die Glücksangaben von Männern und Frauen aus den 1970er Jahren bis heute auswerteten, offenbarte sich ihnen ein Ergebnis, das sie zunächst kaum glauben konnten. Verblüfft stellten sie fest, dass sich das Glück je nach Geschlecht unterschiedlich entwickelt hat: Während es bei den Männern über die Jahrzehnte weitgehend konstant geblieben bzw. sogar leicht gestiegen ist, sind die Frauen mit der Zeit – größtenteils relativ zu den Männern, teils aber auch absolut – immer unglücklicher geworden. Waren die Frauen in den 1970er Jahren noch eindeutig glücklicher als die Männer, so hat sich dieses Glücksplus über die Jahrzehnte, schleichend, Stückchen für Stückchen, in Luft aufgelöst.

    Die Grafik zeigt einen Ausschnitt der Befunde aus den USA. [2]   Man sieht, der Anteil sehr glücklicher Frauen ist gesunken, während dieser Anteil bei den Männern ungefähr gleich geblieben ist. Und was das Erstaunlichste ist: Als relativer Trend zeigt sich der Glücksschwund der Frauen nicht nur in den USA, sondern in praktisch allen Nationen, die die Forscher untersucht haben, in Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien,
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