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Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Titel: Ich schau dir zu: Roman (German Edition)
Autoren: Paule Angélique
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mehr, sagte er. Nun wollte er in der Öffentlichkeit spielen. Vor Zeugen, mit mehr Improvisationen, mehr Zufällen. Die Aussicht auf diese Premiere machte mich nervös. Bevor wir ausgingen, schlug er vor, einen Whisky zu trinken. Als ich ablehnte, bestand er darauf.
    »Trink einen. Das wird dich entspannen. Ich habe eine hübsche Inszenierung vorbereitet. Nur für dich. Du musst fit sein. Hier«, fügte er hinzu und reichte mir eine blaurosa Tablette, »nimm das dazu. Dieser Cocktail wirkt Wunder, du wirst schon sehen.«
    Der Oberkellner führte meinen Mann und mich sowie unseren Begleiter an einen etwas abgelegenen Tisch. Der Grund war ein kleiner Hund, der unser Trio begleitete – ich werde später noch auf diese merkwürdige Anschaffung zu sprechen kommen. Tiere werden in diesem Haus normalerweise nicht geduldet. Harry hatte darauf bestanden und einen Tisch direkt neben der Tanzfläche verlangt. Dem Ansuchen wurde von dem Domestiken, der in Harry schließlich einen Stammgast erkannte, sofort stattgegeben.
    Ich wartete, dass man mir meinen Platz zuwies. Ich trug ein gut geschnittenes Kostüm, das meine schwarz bestrumpften Schenkel zur Geltung brachte. Von da an tat der Alkohol, zusammen mit der Pille, seine Wirkung. Mein Herz klopfte wild. Ich hätte mich gern auf der Tanzfläche in den Hüften gewiegt.
    »Der Ehrenplatz für die Dame«, sagte Harry. »Du sitzt zwischen uns, dann entgeht dir nichts von unserem Gespräch, und du kannst die Tanzenden beobachten.«
    Ohne einen Blick in die Karte bestellte er einen Grand Cru, Jahrgang 1976. Unser Gast lächelte billigend, ansonsten zeigte er keine Regung.
    »Sie werden sehen, hier ist alles hervorragend, ein wahres Labsal! Die Musik ist ausgesucht, der Rahmen angenehm. Byron, sitz!«
    Harry beugte sich zu dem Hund, der ein leises Kläffen von sich gab. Die Komposition des Tableaus dauerte länger als nötig.
    »Kein Höschen, hatte ich gesagt! Ysé, du weißt, dass ich es dir verboten habe.«
    Ich biss die Zähne zusammen. Schielte unseren Begleiter an, dem dieser Einwurf, laut und deutlich geäußert, nicht entgangen sein konnte. Dieser sah mich ganz normal an, als hätten wir übers Wetter gesprochen.
    »Ich bedaure, dich bitten zu müssen, es auf der Stelle auszuziehen. Du hast Glück – das Tischtuch reicht ausreichend tief hinunter, sodass du vor neugierigen Blicken geschützt bist. Komm schon! Ich warte.«
    Mit gesenktem Blick gehorchte ich zügig, so schnell, dass niemand etwas bemerkte. Im Nu war die zarte Wäsche in meiner Handtasche verschwunden.
    »Ich hoffe schwer, du hast nicht auch den anderen Teil unserer Vereinbarung übertreten.«
    Ich schüttelte den Kopf. Vor dem Fremden, der die Szene weiterhin gelassen verfolgte, bekam ich kein Wort heraus.
    »Du meinst wohl, ich müsse dir aufs Wort glauben. Gestatte, dass ich meine Zweifel habe. Forbes (er wandte sich an sein Gegenüber), würden Sie bitte eine kleine Überprüfung vornehmen? Meine Frau hat vielleicht etwas verabsäumt. Eine präzise Berührung würde die Dinge klarstellen. Würden Sie das wohl für mich tun?«
    »Ich bitte dich!«, protestierte ich. »Nicht hier. Der Kellner kommt gleich wieder.«
    »Na, ein Grund mehr, uns zu beeilen. Warum weigerst du dich, wenn du dir nichts vorzuwerfen hast?«
    Wieder lachte der Mann. Er schob seine geübte Hand zu mir herüber, die meine Knie aufdrückte und in meinen Schoß fasste. Ich glaube, in diesem Moment wurden meine Augen glasig. Ich warf Harry einen verzweifelten Blick zu und biss mir auf die Lippe. Die Finger, die gerade in mich eingedrungen waren, förderten eine kleine Kugel zutage, etwa so groß wie eine Murmel. Der eingesetzte Prüfer hielt sie gelassen an seine Nase.
    »Und die andere?«, fragte Harry nach.
    »Die zweite ist an ihrem Platz, aber Madame ist so feucht, dass sich die Kugeln voneinander gelöst haben. Sehen Sie, wie das Ding glänzt.«
    Während er sprach, wischte der Mann sich ruhig an seiner Serviette ab. Da erregte ein weiteres Jaulen unsere Aufmerksamkeit.
    »Ja, ja, ich weiß. Komm her, dann binde ich dich los«, sagte Harry und beugte sich wieder hinunter, um dem Tier das Halsband abzunehmen.
    Kaum war der Hund losgebunden, schnüffelte er an meiner Handtasche und gleich darauf an den Fingern des Erforschers, die er dann begeistert leckte. Das Ganze erinnerte mich an eine Spurensuche.
    »Nein, nein, Byron! Der Herr hat keinen Ball, den er für dich werfen kann. Du hast etwas Besseres verdient. Such weiter,
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