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"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

Titel: "Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Autoren: Susanne Mahlstedt
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Fischer hat in „Mein langer Lauf zu mir selbst“ seine läuferischen Eskapaden schriftlich festhalten müssen. In dieser Aufzählung fehlen wieder Läuferinnen wie Autorinnen.
    Bereits 1993 hat Detlef Kuhlmann ein LaufLESEbuch herausgegeben. Es enthielt Beiträge von Journalisten, Ärzten und anderen namhaften Persönlichkeiten, die alle auf den letzten Seiten vorgestellt werden. In diesem Buch geht es weder um das Laufen von bekannten Größen noch um sprachliche Höhenflüge, sondern um Frauen wie dich und mich, die über das Laufen schreiben.
    Die einzelnen Autorinnen treten durch die alphabetische Ordnung ihrer Beiträge nach Namen hinter die exemplarische Wirkung ihrer Texte zurück. Statt einer thematischen Ordnung oder nach Textsorten sollte gerade ihre kunterbunte, zufällig anmutende Mischung diese Authentizität sicherstellen. An dieser Stelle möchte ich allen Autorinnen für die Zusendung ihrer Texte und ihre oft herzlichen Begleitschreiben danken. Jeder einzelne Beitrag ist eine Facette zur Erhellung des Phänomens „Frauen laufen“.
    Wahrscheinlich werden sich die Leserinnen und Leser ganz unterschiedlich abgeholt und angesprochen fühlen, je nachdem, ob sie AnfängerInnen, ambitionierte Schnell-, Lang- oder überzeugte LangsamläuferInnen sind. Wünschenswert wäre es, wenn hiermit sogar das Verständnis für andere Laufformen geweckt werden würde. Möge das Buch unterhalten und in einem zweiten Schritt dazu motivieren, mal wieder zu laufen. Wer sich im dritten Schritt sogar ermutigt fühlt, die eigenen Erfahrungen schriftlich festzuhalten, wird seinem Laufleben ein Denkmal setzen, frei nach dem Motto: Wer schreibt, der bleibt.

Inga Böge-Krol
Die Entdeckung der Langsamkeit
    Ich bin Läuferin, sogar Vielläuferin, auch wenn die meisten Männer über meine Läufe nur mitleidig lachen. Männer fragen immer nach der Zeit. Sechs Stunden für einen Marathon ruft nur Mitleid hervor. Die Frage, die am häufigsten von Männern gestellt wird, lautet: Was machst Du unterwegs? Ich lächle dann kokett und antworte frauengemäß: "Ich shoppe und sehe mir die Sehenswürdigkeiten an. Ein bisschen Kultur muss sein. Dann versuche ich meine 15 Einkaufstüten ins Ziel zu transportieren, nicht ohne mir kurz vor dem Ziel noch mal durch die Haare zu gehen und mir das Näschen zu pudern." Die meisten sehen mich dann ungläubig an und wissen nicht so recht, ob ich es ernst meine. Ich glaube, tief in ihrem Inneren können sich die meisten Männer das besser vorstellen als die Wahrheit. In Wirklichkeit laufe ich langsam und gut gelaunt die Kilometer und genieße inzwischen meine Langsamkeit.
    Am Anfang meiner "Läuferinnenkarriere" war das nicht so. Ich wollte natürlich wie alle schneller werden. Aber bereits mein erster 10-km- Lauf war ein Desaster. Ich nahm an einem Spendenlauf teil. Als ich mit den 10 Kilometern fertig war, hatte man aus dem roten aufblasbaren Zielbogen die Luft herausgelassen und hielt die schlabberige Hülle mit einem Besenstiel hoch. Meine pubertierende Tochter entschied, sich nie wieder dieser Peinlichkeit auszusetzen und begleitete mich nicht mehr zu Laufveranstaltungen. Ich gab allerdings nicht auf. Ich lief meinen ersten Halbmarathon knapp vor dem Besenwagen. Das war mir sehr peinlich. Aber ich dachte mir: Komm, du hast es geschafft und auf dem Finisherfoto sahst du garnicht mal so übel aus. Eigentlich sogar besser als die meisten, die den Halbmarathon in zwei Stunden absolviert hatten.
    Ich meldete mich sofort zum nächsten Lauf an. Die volle Marathondistanz. Aber auch, wenn man sehr langsam läuft, muss man trainieren. Ich ließ mir also einen Trainingsplan erstellen. 30 Kilometer können ewig dauern, wenn man mit einer Geschwindigkeit von sechs bis sieben Stundenkilometern unterwegs ist. Ich spare mir aufzuzählen, wer mich alles im Training überholt hat, aber es waren Kinder mit Laufrädern und Yorkshire-Terrier dabei. Dann folgten Trainingswettkämpfe. Ein Halbmarathon, bei dem ich übersehen hatte, dass er einen Zielschluss von 2:30 Stunden hatte. Nur dem Einsatz meines Mannes ist es zu verdanken, dass ein einsamer Streckenposten mit einer uralten Stoppuhr im Ziel stehen blieb, um meinen grandiosen Einlauf nach 2:48 zu stoppen. Außer diesem Herren, meinem Mann und meiner Freundin war niemand mehr da. Kein Getränkestand, keine Feuerwehr, keine Sanitäter.
    Gut trainiert ging ich beim Marathon an den Start, aber schneller geworden war ich nicht. Der Marathon war ein tolles Erlebnis.
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