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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich
Autoren: Jenn Ashworth
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einem Hustenanfall unter. Carl verdrehte die Augen.
    »Sie braucht eine Kippe. Gib ihr eine, Carl. Sei nicht so geizig.«
    Carl klappte eine Schachtel auf, rüttelte sie, sodass mir eine der Zigaretten entgegensprang.
    »Hast du Feuer?«
    Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche, ohne hinzuschauen. Warf es durch die Luft. Das Metallstück fing das Licht ein und glänzte leicht. Ich zündete die Zigarette an, das Feuerzeug eingeschlossen in meiner Handfläche. Als ich mich umdrehte, um es ihm zurückzugeben, ging Carl hinüber zu Chloe, also steckte ich es ein und sah erst, was er mir gegeben hatte, als ich später nach Hause kam und die Polaroids suchte.
    Es kratzt mehr im Hals, wenn man in der Kälte raucht. Carl hustete auch. Die weiße Luft kam aus seinem Mund und bildete Nebelschwaden links und rechts von seinem Kopf. Ich erinnerte mich an damals, als ich sieben war, und sah mich selbst Wolken von warmer weißer Luft in die Kälte atmen, während ich so tat, als würde ich einen abgebrochenen Zweig rauchen.
    »Na, los«, sagte er. »Können wir das jetzt hinter uns bringen?«
    »Er ist genau in der Mitte«, sagte ich. Carl stampfte über das Gras. »Dort drüben.«
    Donald erzählte mir, dass in Tierfilmen die Geräusche, die Pinguine und Eisbären machen, wenn sie durch den Schnee gehen, nicht echt sind – sie werden hinterher von einem Geräuschemacher vertont, der im Takt zu den Schritten einen Gummihandschuh voller Vanillepuddingpulver knetet. So ein Geräusch hätte ich mir gewünscht. Nicht unbedingt Massen von Vanillepuddingpulver, denn hier war kein tiefer weißer Schnee, sondern grauer Matsch, der das Gras zusammenklumpte, unter einer Eisschicht. Carl stand am Rand des Sees. Chloe folgte ihm, und wäre der Boden nicht gefroren gewesen, wären sie beide eingesunken, weil ihre Füße an der Stelle standen, wo die Wiese in Schilf überging.
    »Ich kann ihn sehen«, sagte Chloe, und ich stellte sie mir vor, ganz vorne in der Klasse, den Arm schwenkend – immer die Erste mit der richtigen Antwort. Sie packte Carl am Arm und drehte ihn zu sich.
    »Also schön«, sagte er. »Ich sehe ihn. Das ist ein Fußball. Und was sollen wir jetzt tun?«
    Die Frage war an mich gerichtet, aber er machte sich nicht die Mühe, mich dabei anzusehen, also sparte ich mir die Mühe, zu antworten. Chloe steckte die Hand in seine Gesäßtasche und drückte.
    »Das beweist noch gar nichts, nur hinzusehen«, sagte sie, und ich wusste nicht, mit wem sie redete. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, sie zu berühren. Nichts Schräges – nur eine Hand auf dem gepolsterten Ärmel ihrer Jacke oder meine Wange an ihrem flauschigen Kragen. Sie war mit Carl zusammen und meilenweit weg.
    »Wir könnten rausgehen und nachsehen«, sagte ich. Es war definitiv ich, die das sagte. Ich hatte gehofft, Chloe würde es vorschlagen – sie war diejenige, die die Pläne bestimmte, die die beste Lösung für jedes Problem wusste. Aber ich hatte bereits beschlossen, zu Hause, als ich mir die Zähne putzte und im Badspiegel auf meine Ponyfransen starrte, dass, wenn sie es nicht tat, ich es tun würde. Und ich hatte kein Problem damit.
    Das Eis war dick – voller Luftblasen und Unebenheiten, wo es aufgebrochen und wieder zugefroren war. Es sah nicht aus wie Wasser. Sah nicht aus wie Eis. Erinnerte mich eher an das verschmorte Plastik auf der Schlüsselblumen- und Hermelintafel auf dem Parkplatz. Weiter draußen war die Oberfläche glatter. Kein Schilf oder andere Pflanzen, die herausragten, nur die sechs Holzstümpfe des alten Stegs. Jemand hatte das Eis angetestet – dort lagen Äste und Flaschen, zerbrochene Ziegel und große Steine – Schleifspuren, wo sie daraufgeschleudert worden waren und über die harte Eisdecke rutschten. Wir starrten. Ich stellte mir die Leute aus der Elf vor, die hier an den Wochenenden rumhingen und Steine und Flaschen warfen, während einer den Mumm hatte, über das Eis zu schlittern. Es war gut gegangen. Bis jetzt war niemand eingebrochen. Wenn Wilson so weit gekommen war, dürfte alles gut gegangen sein. Ich stellte ihn mir vor, wie er auf das Eis hinausflitzte und dann stehen blieb, erfreut, dass es unter seinen Füßen hielt und Carl die Verfolgung am Ufer abbrach.
    »Das ist ein Fußball«, sagte Carl wieder und versuchte, sich vom Weiher wegzudrehen, aber Chloe hing immer noch an seiner Gesäßtasche und ließ nicht los. »Wir sind hergekommen, wir haben ihn gesehen, es ist ein verdammter Fußball.« Er lachte, und Chloe
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