Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
nicht oder nur ungemütlich schlafen kannst (Geburt) und dann stehst du am schwülen Flughafen, bist voller Adrenalin und kannst dir nicht mehr vorstellen, dass du gestern noch im kaltnassen Deutschlandregen ein Wurstbrot beim Stammkiosk gegessen hast. So wird es dir auch nach der Geburt gehen. Es wird sehr schnell gehen, dass du dir dann gar nicht mehr vorstellen kannst, dass du vor wenigen Tagen noch keinBaby hattest. Ein Rückflugticket gibt es dann zwar nicht mehr, aber so ein Leben in der Karibik ist doch auch ganz nett, oder? Auch da kann es zwar Startschwierigkeiten geben, das Essen verträgst du vielleicht nicht so gut. Im Hotelzimmer läuft mal ’ne Kakerlake über den Boden. Aber dagegen findest du instinktiv Mittel und Wege. Wirklich.
Das mit der Kakerlake finde ich übrigens ein gutes Bild zum Vergleich mit der Mutterschaft. Die Kakerlake braucht nämlich nur einmal kommen und trotzdem wirst du jeden Tag und jede Nacht aufs Neue daran denken, dass so ein Vieh noch mal kommen könnte. Bei einem Baby ist das auch so. Die Verantwortung lässt dich nicht los. Selbst wenn es schläft, kannst du nicht komplett abschalten, weil du daran denkst, dass es gleich wieder aufwachen könnte, oder weil du dauernd überprüfst, ob es noch atmet. Und trotzdem bleibt das nicht so, nach einer kleinen Eingewöhnungsphase (Jetlag) wirst du dich auch wieder ein bisschen entspannen können. Das Leben so nehmen, wie es ist, vielleicht ohne Wurstbrot vom Kiosk, dafür aber mit karibischer Sonne. Ob du dann auch weiter so ängstlich bist wie jetzt in der Schwangerschaft, das wird auch durch Erfahrungen beeinflusst, die du mit deinem Baby machst. Wenn es dir einmal aus dem Kinderwagen gefallen ist, dann wirst du ab dann und für immer akribisch auf die Liegeposition achten. Wenn es dir einmal vom Wickeltisch gefallen ist, selbst wenn es weich im vollgepackten Windeleimer landete, dann wirst du mit sofortiger Wirkung für immer panisch aufpassen an der Kommode oder gar nicht mehr dort wickeln. Und wenn du dann mal mit deinem Kleinen im Krankenhaus bist und nach der Vollnarkose ein Stationsclown auf dein weinendes Kind einlacht und du durch die grinsende Rotnase an die letzte José-Carreras-Gala zugunsten krebskranker Kinder erinnert wirst, dann sag ich dir, dass du solche Galas nicht mehr schauen wirst. Was bedeutet: kein TV in der Weihnachtszeit. Ist ja auch nicht mehr nötig, wenn du stattdessen auf die Wellen der Karibik schauen kannst.
35.
Der Kopf muss da durch, auch wenn’s dir den A***
aufreißt … Splatter-Geschichten zur Entbindung
Liebe Lisa,
am Wochenende saßen wir mit Freunden abends gemeinsam bei Rotwein (für alle), Apfelschorle (für mich) und Spaghetti Bolognese am Tisch, als mein Kumpel Malte in puncto Babys noch einen zum Besten geben musste.
»Meiner Tante hat’s bei der Geburt das Steißbein gebrochen. Der Kopf wollte einfach nicht raus«, rief er in die Runde. Sofort brachen alle Tischteilnehmer in schallendes, erstauntes Gelächter aus. Nur mir blieb der Nudelhappen im Halse stecken. »So ein Quatsch«, spielte ich meinen Schockmoment äußerlich herunter. »Doch, doch«, erwiderte Malte. Die näheren Umstände kannte er natürlich nicht. So ein Penner!
»Meinst du, das ist möglich?«, habe ich dich dann letzten Mittwoch auf der Spielplatzbank gefragt. Und du hast nur gedankenverloren genickt und geantwortet. »Kann schon passieren.« Und während du dich dann wieder einem deiner mit Matsch, Rotz und Keks bekleckerten Kinder gewidmet hast, wäre ich am liebsten auf dich draufgesprungen, hätte deinen Kopf in den Sandkasten gedrückt und dich angebrüllt, wie du es wagen kannst, noch mehr unbegründete Geburts-Albtraum-Szenarien in mir zu pflanzen. Denn davon habe ich mittlerweile den Keller voll!
Seit der 36. Woche, jetzt wo’s echt ernst wird, denke ich ehrlich gesagt an nichts anderes mehr. Den ganzen Tag läuft mein Kopfkino auf Hochtouren. Bei jedem kleinen Ziehen, bei jeder mickrigen Übungswehe. Ob am Süßigkeitenautomaten, unter der Dusche, im Gespräch mit meinem Chef, beim Klamotten-Stöbern oder abends vor dem Fernseher: Ständig habe ich diese Splatter-Szenarien vor Augen, von Dingen, die beim Gebärenschiefgehen oder schmerzhaft werden könnten. Hier ein Best-of meiner gruseligsten Szenen:
1. Meine Fruchtblase platzt, natürlich Montagmorgen in einer überfüllten S-Bahn, und ich stehe in totaler Panik da, mir läuft die Suppe die Beine runter und ich muss mich auf einer dieser mit
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