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Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition)

Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition)

Titel: Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition)
Autoren: Irene Stratenwerth , Reinhard Berkau
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Autoindustrie hatte er Geld vor allem in Unternehmen investiert, die von Carl F. in Deutschland betrieben wurden – die beiden kannten sich aus Fort Lauderdale. Ich hatte diese Unternehmen seit Mitte der neunziger Jahre immer wieder bei der Vertragsgestaltung beraten.
    Doch dann war es zu Streitigkeiten zwischen den beiden gekommen, und aus der Auflösung ihrer geschäftlichen Beziehungen ergaben sich weitere Auseinandersetzungen. Ich hatte, als rechtlicher Vertreter der Firma ACCONSA  1 , vor wenigen Wochen einen Zivilprozess gegen Carl F. gewonnen und ein Urteil im Gepäck, nach dem Carl F. über eine halbe Million Dollar plus Anwalts- und Gerichtskosten zu zahlen hatte. Ich konnte die Zwangsvollstreckung einleiten. Ich konnte, auf Grundlage des Urteils im Zivilprozess, sogar Strafanzeige wegen Betruges gegen Carl F. erstatten, aber das wollte ich nur tun, wenn es zu keiner gütlichen Einigung kam.
    Warum also überhaupt außergerichtlich verhandeln? Dafür gab es mehrere Gründe: Weil Carl F. in Berufung gehen konnte und es weitere Monate oder gar Jahre dauern würde, bis die Sache abgeschlossen war. Weil es mühsam werden würde, unsere Forderung mit Hilfe der US-Behörden einzutreiben und ein Strafverfahren nach deutschem und amerikanischem Recht gegen ihn anzustrengen. Weil wir uns letztlich nicht sicher sein konnten, ob Carl F. nicht mit seiner Frau und seinen Kindern aus Florida verschwinden würde, bevor er seine Schulden bezahlt hatte.

    Das Treffen mit Carl F. war für Samstagvormittag, den 14. Januar, 10 Uhr im Haus von Andreas B. angesetzt gewesen. Ich war aufgrund der Zeitverschiebung an diesem Vormittag viel zu früh aufgewacht und hatte mehrere Stunden damit verbracht, einen handschriftlichen Vertragsentwurf aufzusetzen. Unser Gegner erschien in Begleitung seiner Ehefrau und seines Rechtsanwaltes Hermann W. Die Stimmung unter den Beteiligten war leicht angespannt, aber durchaus bemüht. Obwohl es draußen ziemlich kühl war – für diesen Tag war eine Kaltfront angekündigt –, setzten wir uns auf die Terrasse. Der Hausherr verteilte Decken und Pullover für seine zu leicht bekleideten Gäste und servierte Getränke.
    Zunächst ging es um die Angelegenheit, über die ich vor dem Hamburger Landgericht prozessiert hatte. Anfangs drohte die Diskussion in eine gegenseitige Aufrechnung von Fehlleistungen und Vorwürfen abzugleiten. Aber dann schienen doch alle Beteiligten daran interessiert, den Streit endlich aus der Welt zu schaffen. Wir kamen zu einer Vereinbarung, die am Montagvormittag mit Unterstützung von zwei amerikanischen Rechtsanwälten aufgesetzt und unterzeichnet werden sollte.
    Danach nahm das Gespräch eine etwas eigenartige Wendung: Carl F. bat seinen Anwalt, die Verhandlungen für einen Moment zu verlassen und im Auto zu warten. Dieser schien über diese Bitte zwar überrascht, ließ sich dann aber zu dem BMW geleiten, der draußen am Straßenrand stand.
    Für mich völlig unvermittelt und unverständlich fingen Carl und Sabine F.  2 nun an, darüber zu sprechen, dass sie sich persönlich bedroht fühlten, sogar Angst um ihre Kinder hätten. Ein merkwürdiger Besucher, so erzählte Sabine F., sei vor einiger Zeit auf ihrem Grundstück aufgetaucht und habe vorgegeben, ihr Haus kaufen zu wollen. Er habe irgendwas von seinem Anwalt erzählt – ob das eine Drohung gewesen sei? Immer wieder kamen sie auch auf einen Mann zu sprechen, einen Deutschen, der ebenfalls gerade in Florida war und finanzielle Forderungen gegen Carl F. hatte: Gerhard W.  3
    In erregtem Ton wurden wir aufgefordert, ihnen zu garantieren, dass ihre Familie nicht bedroht werde. Ich verstand schlicht nicht, worum es überhaupt ging. Aber klar, ich versicherte: Von meiner Seite würde es keine Forderungen und keine gerichtlichen Klagen mehr geben, wenn wir uns einig würden. So stand es ja auch in dem Vertragsentwurf, den ich vorbereitet hatte.
    Schließlich endete die Debatte wie der erste Teil unserer Verhandlung: mit der Verabredung, sich am folgenden Montag mit den amerikanischen Anwälten zusammenzusetzen. Die F.s hatten es plötzlich eilig, nach Hause zu kommen. Ihr Rechtsanwalt hatte nun doch ziemlich lange im Auto auf sie warten müssen, und gemeinsam fuhren die drei davon.
    Es gab für uns bis Montag nicht mehr viel zu tun. Ich plauderte noch ein wenig mit Andreas und nahm einen kleinen Imbiss ein. Dann beschloss ich, mich nochmal hinzulegen. Ich war müde, ich hatte noch mit den Folgen des Jetlags zu
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