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Ich bin Spartacus

Ich bin Spartacus

Titel: Ich bin Spartacus
Autoren: Kai Brodersen
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Details aus, wenn er sie denn nicht
     selbst erfindet.

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    Ich bin Spartacus
    Spartacus ist eine historische Gestalt,
    aber wenn man ihn in Geschichtsbüchern
    nachschlägt, findet man im besten Fall einen kurzen
    Absatz über ihn. ... Ich war von der Geschichte
    dieses Mannes Spartacus fasziniert.
     
    KIRK DOUGLAS 1
     
    In der Neuzeit gehörten die Biographien des Plutarchos – anders als etwa die Geschichtswerke des Livius oder des Appianos
     – zu den einflussreichsten Vermittlern von Charakterbildern aus der Antike. Und so ist es vor allem der Spartacus aus Plutarchos’
     Crassus-Biographie, der bis heute unser Bild von Spartacus sehr stark prägt.
    Opernkomponisten des frühen 18. Jahrhunderts – etwa Giuseppe Porsile (1680–1750) in seiner Oper
Spartaco
1726 – nutzen Libretti, in denen die Liebe des Spartacus im Zentrum steht. Denker wie Voltaire (François-Marie Arouet, 1694–
     1778) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) nehmen auf Spartacus Bezug. Eine einflussreiche
Spartacus -
Tragödie schuf Bernard-Joseph Saurin (1706–1781) im Jahr 1760, während Pläne für
Spartacus -
Dramen von Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), Franz Grillparzer (1791–1872) und Friedrich Hebbel (1813–1863) unvollendet
     blieben.

    Briefmarke der DDR zur 50 -Jahr-Feier der Bildung der „Spartakusgruppe“ (1966)
    Spartacus war der Held von Revolutionären wie François-Dominique Toussaint L’Ouverture (1743–1803), der mit Sklaven in Saint
     Domingue die Unabhängigkeit jener Insel von den Kolonialherren durchsetzte und so das moderne Haiti schuf, aber auch von Denis
     Foyatier (1793–1863), der seine heute im Louvre in Paris ausgestellte überlebensgroße Statue des Spartacus als Symbol der
     Julirevolution von 1830 verstand. Spartacus war – wohl mit Bezugnahme auf Karl Marx’ Bewunderung des Spartacus – der namensgebende
     Held der „Spartakusgruppe“, die sich im Ersten Weltkrieg formierte und 1919 in der neu gegründeten Kommunistischen Partei
     Deutschlands (KPD) aufging.
    Spartacus- Romane
mit je ganz eigenen Bildern des Protagonisten schrieben Raffaelo Giovagnoli (1838–1915) 1874 (mit einem Geleitwort des von
     Karl Marx geschmähten Garibaldi; s. S. 6), Lewis Grassic Gibbon (James Leslie Mitchell,1901–1935) 1933, Arthur Koestler (1905–1983) 1939 und Howard Fast (1914–2003) 1951. Im Jahr 1956 wurde in Leningrad ein
Spartacus- Ballett
von Aram Chatschaturjan (1903– 1978) uraufgeführt. Vielen war Spartacus der edle Held, der für den andauernden Widerstand
     der Unterdrückten gegen ihre Ausbeuter stand, also ganz in Plutarchos’ Sinne der bessere Grieche, der bessere Römer – und
     der bessere Zeitgenosse.
    Insbesondere nach dem Ende des Kalten Krieges hat Spartacus’ Nachleben neue Aspekte hinzugewonnen: Spartacus wird zum Symbol
     für die Homosexuellenbewegung, der
Spartacus International Gay Guide
wird als „Muss für den schwulen Reisenden“ beworben. Spartacus wird aber auch – neben dem mythischen Sänger Orpheus – als
     größter Sohn Bulgariens aus der Antike bezeichnet: Man vermutet bei Plutarchos (s. S. 76) einen Abschreibefehler, wenn er
     Spartacus’ Herkunft aus einem „nomadischen“ Stamm angibt, nimmt an, Plutarchos habe von einem „maedischen“ Stamm gesprochen,
     setzt dann die Heimat dieses Stammes in Südwestbulgarien an und macht so den Kurort Sandanski zu Spartacus’ Vaterstadt: Hier
     jedenfalls macht eine moderne, 7 m hohe Spartacus-Statue diesen Anspruch unverrückbar!
    „Ich entstamme einem Volk von Sklaven“
    Am nachhaltigsten aber hat sich das Bild des Spartacus eingeprägt, das Kirk Douglas in dem Filmklassiker
Spartacus
geschaffen hat. Douglas, 1916 als Issur Danielovitch und Sohn jüdischer Emigranten aus Weißrussland im Staat New York geboren,
     hat aus seiner Begeisterung für Spartacus kein Hehl gemacht. Er kannte die Geschichte aus dem 1951 erschienenen Spartacus-Roman
     von Howard Fast, der in der antikommunistischen „McCarthy-Ära“ in den USA ebenso geächtet war wieDalton Trumbo (1905–1976), den Douglas als Drehbuchautor für den Film gewann. Tatsächlich wurde der 1960 von Stanley Kubrick
     (1928–1999) mit Douglas in der Hauptrolle gedrehte
Spartacus
ein „wunderbarer Film“, der seinerzeit mit vier „Oscars“ ausgezeichnet wurde und heute, ein halbes Jahrhundertspäter, als einer der großen Klassiker des Genres Historienfilm gilt.
     

    Kirk Douglas als Sklavenführer Spartacus
    (Szene aus dem
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