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Ich bin Spartacus

Ich bin Spartacus

Titel: Ich bin Spartacus
Autoren: Kai Brodersen
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Schlachtordnung. Als erstes zog er, als ihm
     sein Pferd vorgeführt wurde, sein Schwert und stach es mit den Worten nieder, siege er, so werde er viele gute Pferde – die
     der Feinde – haben, unterliege er aber, so brauche er keines.
    Hierauf drängte er durch viele Waffen und Wunden gegen Crassus selbst los, erreichte ihn zwar nicht, tötete aber zwei Centurionen
     (römische Offiziere), die ihm entgegentraten, und als schließlich alle flohen, die um ihn waren, stand er allein noch da,
     wurde von vielen Feinden umringt und, sich immer noch wehrend, niedergehauen.
    Obwohl so Crassus seine Stunde wahrgenommen, den Krieg meisterhaft geführt und auch seine Person der Gefahr ausgesetzt hatte,
     kam der Ruhm des Sieges doch Pompeius zugute. Denn die aus der Schlacht entronnenen 5000 Mann liefen ihm in die Hände und
     wurden vernichtet, woraufhin er an den Senat schrieb, in offener Schlacht habe Crassus die
fugitivi
besiegt, er aber habe die Wurzel des Krieges ausgerottet.
    Pompeius feierte nunmehr über Sertorius und Spanien einen glänzenden Triumph, Crassus hingegen wagte es selbst nicht einmal,
     den großen Triumph zu fordern, und auch der kleine Triumph zu Fuß, den er feierte,
ovatio
genannt, galt als schmählich und unverdient, da es sich ja um einen Sklavenkrieg handelte.“ 2
    Plutarchos’ Spartacus
    Vergleichen wir das Bild, das Plutarchos in seiner Crassus-Biographie von Spartacus bietet, mit dem der anderen Quellen und
     insbesondere des Appianos, fallen markante Unterschiede auf. Plutarchos sagt nichts darüber, dass Spartacus „einst als Soldat
     bei den Römern gedient“ habe, und auch nichts über die gleichmäßige Verteilung von Beutestücken mit der Folge einer Erhöhung
     der Zahl der Anhänger; er sagt nichts über die rituelle Tötung von 300 gefangenen Römern für die Totengötter des Crixus, nichts
     über die Verbrennung des Kriegsgeräts und über die Tötung aller Gefangenen und Tiere vor dem Marsch auf Rom, nichts über die
     Abweisung von Überläufern und über das Verbot des Besitzes von Gold oder Silber statt waffentauglichem Eisen, nichts davon,
     dass Spartacus einen gefangenen Römer vor seinem Lager ans Kreuz schlagen ließ, und auch nichts davon, dass Spartacus’ Leichnam
     unauffindbar blieb.
    Stattdessen präsentiert uns Plutarchos einen Spartacus, der unter der „Ungerechtigkeit“ seines
dominus
leidet, nach dem Ausbruch aus dessen
ludus
die „barbarischen“ Gladiatorenwaffen alsbald gegen standesgemäße Soldatenwaffen tauscht, der mit dem Zug in die Heimat der
     Sklaven das Richtige plant, aber von seinen marodierenden Leuten im Stich gelassen wird, der ein Pferde-Opfer darbringt und
     der zuletzt allein – nicht wie in Appianos’ Darstellung von einer Schar umgeben – kämpft und fällt. Plutarchos ist es übrigens
     auch, der erzählt, Spartacus habe eine Frau gehabt (ihren Namen nennt er freilich nicht)– ein für das „Nachleben“ des Helden
     Spartacus nicht zu unterschätzendes Detail!
    Plutarchos stellt dabei Spartacus als einen Mann aus Thrakien vor, dem bei seinem Verkauf nach Rom ein Schlangen-Vorzeichen
     große und furchtbare Macht, aber auch ein schlimmesEnde prophezeit, und der „nicht nur einen stolzen Sinn und große Körperkraft (
rhome
) besaß, sondern auch durch Verstand und Herzensgüte besser war als sein Stand und sein Schicksal“– also als Sklave viele
     Freie übertraf – und der „griechischer als seine Geburt“ war: als Thraker vom Rand der griechischen Welt sogar besser war
     als ,richtige‘ Griechen. Der griechische Autor Plutarchos von Chaironeia, der im Reich Roms schreibt, präsentiert also einen
     Mann, der griechischer ist als manche Griechen und dessen
rhome
(Körperkraft) größer ist als die mancher Angehörigen des Reichs von
Rhome
(Rom) – ein Wortspiel, das im griechischen Originaltext unübersehbar ist.
    Wie erklärt sich dieses positive Spartacus-Bild des Plutarchos? Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass die Kapitel über
     Spartacus Teil der Biographie des Marcus Licinius Crassus sind und dass es Plutarchos in seinen Biographien nicht primär darum
     ging, Geschichte zu erzählen, sondern Charaktere zu schildern. Der Römer Crassus erscheint bei Plutarchos als ein in seiner
     Geldgier und seinem Ehrgeiz wenig attraktiver Feldherr und Politiker. Spartacus wird von dem Biographen gleichsam als „Gegenbild“
     zu Crassus konstruiert; entsprechend wählt Plutarchos offenbar sein Bild verstärkende
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