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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...
Autoren: Malala Yousafzai
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Aber ich wusste, was ich sagen wollte. »Das ist deine Chance, Malala«, sagte ich mir. Nur 400 Menschen saßen um mich herum, doch wenn ich aufsah, stellte ich mir die Millionen Menschen auf der ganzen Welt vor. Ich habe meine Rede nicht für die UN-Delegierten geschrieben, sondern für jeden Menschen, der sich engagieren will. Ich wollte alle Menschen erreichen, die in Armut leben, die Kinder, die zur Arbeit gezwungen werden, die unter Terrorismus und mangelnder Bildung leiden. Tief in meinem Herzen hoffte ich, jedes Kind zu erreichen, das aus meinen Worten Kraft und Mut ziehen konnte, um sich für seine Rechte einzusetzen.
    Über meinem rosaroten Lieblings-Shalwar Kameez trug ich jenen weißen Schal, der einmal Benazir Bhutto gehört hatte, und ich appellierte an die Verantwortlichen, jedem Kind auf der Welt Zugang zu kostenloser Bildung zu ermöglichen. »Lasst uns unsere Bücher und unsere Stifte zur Hand nehmen«, sagte ich. »Sie sind unsere mächtigsten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.«
    Ich wusste nicht, wie meine Rede ankam, bevor sich meine Zuhörer nicht erhoben und mir stehend applaudierten. Meine Mutter weinte, und mein Vater sagte, ich sei wirklich zur Tochter von allen geworden.
    Und noch etwas Bedeutsames geschah. Meine Mutter ließ zum ersten Mal in ihrem Leben zu, öffentlich fotografiert zu werden. Sie hatte ihr Leben lang in Purdah gelebt und ihr Gesicht noch nie vor einer Kamera gezeigt. Es war für sie ein großes Opfer.
    Am nächsten Tag fragte mich Atal beim Frühstück im Hotel: »Ich verstehe nicht, wieso du berühmt bist, Malala. Was hast du denn gemacht?« In der Zeit, die wir in New York verbrachten, fand er die Freiheitsstatue, den Central Park und sein Lieblingsspiel
Beyblade
immer sehr viel interessanter als mich.
     
    Obwohl ich nach meiner Rede Unterstützungsbekundungen aus aller Welt bekam, blieb es in meinem Heimatland überwiegend still. Über Twitter und Facebook bekamen wir mit, dass meine eigenen pakistanischen Brüder und Schwestern gegen mich waren. Sie warfen mir vor, aus einer »jugendlichen Lust am Ruhm« heraus gesprochen zu haben, und sie schrieben Dinge wie: »Von wegen Ruf unseres Landes, von wegen Schule. Jetzt hat sie (Malala) endlich bekommen, was sie wollte: ein Luxusleben im Ausland.«
    Es ist mir egal. Ich weiß, dass die Leute solche Sachen von sich geben, weil sie in unserem Land jede Menge Diktatoren und Politiker erlebt haben, die Versprechungen machten, die sie aber nicht hielten. Eine Zeitlang hatten sie den auf der politischen Bühne Agierenden geglaubt, doch das ist kaum noch der Fall. Mit der Folge, dass die Lage von Tag zu Tag schlimmer wird. Die ständigen Angriffe der Terroristen haben das ganze Land traumatisiert, und die Menschen haben ihr Vertrauen verloren. Ich möchte, dass jeder weiß: Ich will keine Hilfe für mich selbst. Ich wünsche mir, dass man meine Sache unterstützt: Frieden und Bildung.
     
    Der erstaunlichste Brief, den ich nach meiner Rede erhielt, kam von einem Taliban-Führer, der vor kurzem aus dem Gefängnis ausgebrochen war. Adnan Rashid war früher bei der pakistanischen Luftwaffe gewesen und hatte seit 2003 , nach einem Mordversuch an Präsident Musharraf, in Haft gesessen. Er schrieb, die Taliban hätten mich nicht meiner Kampagne für Bildung wegen angegriffen, sondern weil ich versucht hätte, ihren »Bemühungen, das islamische System zu etablieren, zu schaden«. Er sagte, er schreibe mir, weil er über den Anschlag auf mich schockiert sei. Er wünschte, er hätte mich warnen können. Weiterhin teilte er mir mit, würde ich nach Pakistan zurückkehren, eine Burka tragen und eine Madrasa besuchen, würden sie mir verzeihen.
    Journalisten drängten mich, ihm zu antworten. Ich aber dachte nur: Wer ist dieser Mann, dass er mir so etwas sagen darf? Wir werden nicht von den Taliban regiert. Es ist mein Leben, und ich entscheide, wie ich es führe.
    Der pakistanische Schriftsteller und Journalist Mohammad Hanif schrieb in einem Zeitungsartikel, die gute Seite an dem Taliban-Brief sei, dass darin die Verantwortung für den Anschlag übernommen wurde, obwohl viele Menschen behaupteten, man hätte nie auf mich geschossen.
    Ich werde nach Pakistan zurückkehren.
    Sobald ich zu meinem Vater sage, dass ich nach Hause zurückkehren will, findet er Ausreden: »Nein,
Jani
, deine Behandlung ist noch nicht abgeschlossen.« Oder: »Die Schulen hier sind gut, du solltest bleiben und dir
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