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Ich begehre dich noch immer

Ich begehre dich noch immer

Titel: Ich begehre dich noch immer
Autoren: Joan Elliott Pickert
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Versuch nicht, mich weicher zu stimmen, indem du anfängst, in sentimentalen Erinnerungen zu schwelgen. Damit wirst du bei mir nichts erreichen.” Er runzelte die Stirn, „Wieso hast du dich an so eine alberne Einzelheit erinnert?”

    Weil ich dich liebe, du Dummkopf, dachte Emily. Du magst keine Stoffservietten. Du isst die Kerne in den Wassermelonen immer mit, weil es dir zu umständlich ist, sie herauszuklau-ben. Deine Lieblingsfarbe ist Hellrosa, wie die Innenseite einer Muschel, aber das klang dir zu weibisch, also sagtest du immer Blau. Du liebst Pommes frites, hasst aber Bratkartoffeln. Und das sind keine albernen Einzelheiten. Daran werde ich mich erinnern, solange ich lebe.
    „Vergiss es.” Mark öffnete die Tür. „Gute Nacht, Emily. Obwohl an der heutigen Nacht nichts gut gewesen ist. Ich sehe dich dann also morgen um sechs.”
    Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken hinter ihm, aber Emily zuckte trotzdem zusammen, als hätte er sie geschlagen. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen, und sie wischte sie ungeduldig fort. Müde ließ sie sich auf den Sessel sinken, den Blick immer noch auf die Tür gerichtet. Sekundenlang starrte sie wie betäubt in dieselbe Richtung, ohne wirklich etwas zu sehen.
    Dann stand sie abrupt auf und ging in die Küche, wo sie den Kühlschrank öffnete und nach etwas zu essen suchte, das sie trösten würde. Sie wollte schon nach dem Becher Eiscreme im Kühlfach greifen, aber im letzten Augenblick überlegte sie es sich anders und knallte die Kühlschranktür mit größerer Wucht zu als nötig. Sie wandte sich entsetzt ab und lief in ihr Schlafzimmer, als würde sie vor etwas fliehen. Sie öffnete die oberste Schublade ihres Toilettentischs, nahm einen wunderschönen Perlmutthandspiegel heraus, den sie an die Brust drückte, als sie sich auf den Bettrand sinken ließ.
    Emily schloss die Augen und kehrte in Gedanken zum Januar zurück, als ihr Großvater sie gebeten hatte, zu ihm ins Arbeitszimmer zu kommen und das Geschenk zu erhalten, von dem er ihr zu Weihnachten erzählt hatte. Jede Enkeltochter sollte sich allein mit Robert MacAllister treffen und von ihm ein Geschenk erhalten, das er persönlich ausgesucht hatte.
    Die Entscheidung, ob sie ihre Geschenke den Schwestern zeigen wollten, lag ganz bei ihnen.
    Emily fuhr mit der Fingerspitze über den Perlmuttrahmen und erinnerte sich noch, dass sie voller Ehrfurcht den Atem angehalten hatte, als sie das Geschenk ausgepackt und den wunderschönen Spiegel gesehen hatte.
    „Er gehörte meiner Mutter”, hatte Robert MacAllister ihr gesagt. „Er nahm immer einen Ehrenplatz auf ihrer Frisierkommode ein, weil mein Vater ihn ihr geschenkt hatte. Und jetzt möchte ich, dass du ihn bekommst, Emily, und zwar aus einem ganz besonderen Grund.”
    Emily hatte ihren Großvater fragend angesehen.
    „Meine Mutter lehrte mich mit diesem Spiegel”, fuhr Robert fort, „über reine Äußerlichkeiten hinwegzusehen und zu verstehen, wer ich tief in meinem Innersten wirklich war, und niemals den wahren Robert MacAllister zu vergessen.”
    Emily nickte.
    „Und das sollst du auch tun, mein Liebes. Sieh dein Spiegelbild sehr gut an, wenn du allein bist. Entdecke, wer du wirklich bist hinter diesem Lächeln, das du jedem zuliebe aufsetzt, und hinter den vielen Extrapfunden, die du zugelegt hast, um Abstand zwischen dich und die Welt zu bringen.”
    „Oh, Grandpa”, hatte Emily, den Tränen nahe, gesagt. „Dick und unattraktiv zu sein ist wie ein Schutzschild für mich. Ich verstecke mich vor den Menschen und lächle weiter und versichere allen, dass es mir gut geht, so wie ich es immer getan habe.”
    „Ich weiß.” Robert hatte ihr sanft die Hand gestreichelt. „Du versteckst dich auch hinter den Mauern deines Hauses, deswegen wickelst du deine Geschäfte jetzt von dort ab. Es wird Zeit, dass du aus deiner selbst auferlegten Isolation herauskommst, Emily. Der Spiegel wird dir helfen, den Mut aufzubringen, den du brauchst, um dein Ziel zu erreichen. Ich habe dich sehr lieb, mein Kind. Komm endlich aus dem Schatten heraus, und wag dich wieder in den Sonnenschein.”
    „Du bist so lieb, Grandpa. Es ist ein wundervolles Geschenk. Ich werde es immer in Ehren halten, und ich verspreche dir, dass ich versuchen werde, zu tun, worum du mich bittest.
    Wirklich, Grandpa.”

    Und sie tat tatsächlich alles, was in ihrer Macht lag. Emily hob den Spiegel und sah hinein.
    Gleich nach der Neujahrsfeier war sie zu ihrer Tante Kara gefahren,
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