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Ice

Ice

Titel: Ice
Autoren: Inka Loreen Minden
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runzelt die Stirn. »Darf ich fragen, warum das nötig ist, Sir?« Er holt ebenfalls eine kleine Schachtel hervor und drückt sie meinem Vater in die Hand.
    »Wir haben hier andere Aufbaupräparate, die Ihnen noch besser bekommen werden. Wir haben an einer neuen Vitamin- und Mineralstoffkombination getüftelt, die auch bald die anderen Städte übernehmen wollen.«
    Davon weiß ich nichts, doch ich schweige lieber.
    Ice nickt und verstaut seine neuen Ampullen, allerdings sieht er nicht wirklich überzeugt aus.
    Vater beachtet ihn längst nicht mehr. Gemeinsam gehen wir zum Aufzug, der im Inneren des riesigen Turmes nach unten fährt. Er ist so groß, dass wir alle inklusive Gepäckwagen Platz finden.

***

    »Vater, warum hat er andere Injektionsampullen bekommen?«, frage ich wenige Minuten später, als wir am Fuße des Turmes in ein Automobil steigen. Vater nimmt vorne Platz, ich werde mit Ice hinten sitzen. Die beiden Warrior stehen jedoch noch vor dem Wagen, solange Hank das Gepäck verstaut. Vaters Beschützer wird uns mit einem zweiten Fahrzeug folgen. Außer den Senatoren und wenigen Regierungsangestellten hat niemand Automobile.
    Vater blickt über seine Schulter. »Ich will nicht, dass er wie ein Tier über dich herfällt.«
    Als ich ihn fragend ansehe, erklärt er: »Hast du vergessen, was ich dir einmal über die Injektionen erzählt habe? Sie enthalten einen Wirkstoff, der abhängig macht, damit die Warrior sich die Spritzen regelmäßig geben. Außerdem wurde noch eine Substanz beigemischt, die die Libido entfacht, damit die Warrior in den Shows alles geben.« Er spricht so leise, dass ich ihn kaum verstehe. Das Lärmen auf dem Platz dringt durch die geöffneten Türen an meine Ohren. Viele Bürger, die von der Arbeit kommen und schnell nach Hause wollen, schreiten an uns vorbei und unterhalten sich. »Die neuen Ampullen bewirken das Gegenteil, sie unterdrücken jegliche sexuelle Lust.«
    Ich schlucke. Diese Information habe ich nicht vergessen, eher verdrängt, wie so vieles. Vater hat mich bereits in einiges eingeweiht, daher weiß ich auch, was hier alles falsch läuft. Ich finde diese Spiele vor eingeschalteter Kamera abartig und pervers. Zum Glück wurden sie ausgesetzt. Ob Ice in New World City auch bei diesen Spielen mitgemacht hat? Oder hat er schon immer als Bodyguard gearbeitet? In anderen Städten ist es nicht ungewöhnlich, ausgebildete Warrior als Personenschützer einzusetzen.
    Die Warrior sind unser Machtinstrument, unsere Roboter, unser verlängerter Arm. Ohne sie wären wir nichts.
    Als sich Ice plötzlich neben mich setzt und die Tür schließt, zucke ich zusammen. Seine langen Beine finden hinten kaum Platz, daher öffnet er die Schenkel und berührt mich. Obwohl er eine Hose trägt und ich einen Rock, spüre ich die Hitze, die er ausstrahlt. Außerdem steigt mir wieder sein männlicher Duft in die Nase. Zum Glück dauert die Fahrt nur wenige Minuten, denn diese intime Nähe bringt mein Herz zum Rasen.

Kapitel 2 – Ein Mann nebenan

    Ich stehe auf meiner Dachterrasse und blicke über die Häuser und den Park. Er ist die einzige Grünanlage, in der die Bürger Erholung finden können, und tagsüber dementsprechend überfüllt. Zwar wachsen auf fast allen Dächern Pflanzen, doch die werden zur Nahrungsherstellung gebraucht. Anbauflächen sind rar in White City.
    Die Stadt ist hell erleuchtet, obwohl es Nacht ist. Die Kuppel reflektiert das Licht und scheint selbst hellblau zu leuchten. Hier wird es nie völlig dunkel, außer, der Strom würde ausfallen. Das ist bisher jedoch erst ein Mal geschehen. Beinahe wäre eine Massenpanik ausgebrochen, aber der defekte Generator konnte schnell repariert werden.
    Ich hingegen liebe die Dunkelheit. Meine Jalousien lassen kein Licht ins Apartment. Und keine Blicke. Ice bewohnt das Zimmer gleich nebenan, der könnte über die Dachterrasse in mein Apartment blicken.
    Was er gerade macht?
    Vater un d ich leben in den obersten zwei Etagen dieses Hochhauses. Sie sind mit der besten Technik gesichert – hier drin kann mir nichts geschehen, Ice muss nicht rund um die Uhr an mir kleben. Komischerweise fehlt mir seine Nähe plötzlich.
    Seufzend stütze ich mich an der Balustrade auf, schließe die Augen und genieße den zarten Wind, der mit meinem offenen Haar spielt. Es ist noch leicht feucht von der Dusche.
    Morgens und abends sorgen gigantische Luftumwälzer dafür, dass sich der Sauerstoff unter der Kuppel gleichmäßig verteilt. Dank der zahlreichen
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