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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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Mann vertieften ihre Schwäche. Sie schloss die Augen.
    »Er war vorhin schon da. Jetzt ist er bei Jonas. Er wird sich freuen, wenn er sieht, dass du wach bist – oder willst du ihn gar nicht sehen?«
    Inka zuckte mit den Schultern. Sie wusste es im Moment einfach nicht. Peter hatte sie mit dem Festhalten an Jonas’ Tod aufs Übelste getäuscht, er hatte außerdem Geld angenommen, das, wenn überhaupt, ihr zugestanden hätte. Wenn er nicht zu einem Paartherapiegespräch und zu einer persönlichen Beratung bereit wäre, um das Ausmaß seiner Spielsucht zu erkennen, dann würde es mit einer gemeinsamen Zukunft schwierig werden. Und vor allem auch, wenn er sich nicht mit einer Art Vaterrolle identifizieren könnte und er Probleme damit hätte, Jonas in ihrer Beziehung zu akzeptieren. Letzteres könnte sie zwar nachvollziehen, aber es würde ihre Trennung von Peter bedeuten. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann ahnte sie, dass es am Ende darauf hinauslaufen würde. Ob er allerdings alleine von diesen Automaten loskommen würde, war fraglich. Und nach den vielen gemeinsamen Jahren fühlte sie sich auch irgendwie dafür verantwortlich, ihm zu helfen. Wäre sie im vergangenen halben Jahr nicht so eine Belastung für ihn gewesen – ja, so musste man das auch sehen –, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
    Da sie nicht antwortete, sagte Rebecca: »Jedenfalls kannst du erst mal eine Weile zu uns in die Einliegerwohnung ziehen, damit du zur Ruhe kommst.«
    »Das ist lieb von dir, Rebecca.«
    »Ich bin gestern Abend, nachdem wir uns bei Andi verabschiedet hatten, noch einmal in die Stadt gefahren und habe Peter total betrunken in einer Bar neben der Spielhalle gefunden. Widerstandslos ließ er sich zu mir nach Hause fahren, und ich habe ihn in die Einliegerwohnung gebracht. Und als er heute Morgen wieder ansprechbar war, haben wir uns unterhalten.«
    »Warum …?«, fragte Inka und Rebecca interpretierte es richtig.
    »Ich dir nicht gesagt habe, dass Peter bei mir ist? Als du mich angerufen hast, war Peter noch nicht wach. Ich war von den vielen Neuigkeiten völlig konfus und nur noch damit beschäftigt, das alles zu verdauen. Inka, du als Leihmutter von unserer besten Freundin missbraucht … Ich habe Peter geweckt, ihn mit allen Vorwürfen konfrontiert, die ich erfahren hatte, und dann gab er zu, dass er die zehntausend Euro zum Großteil verspielt hat. Viel schlimmer jedoch empfand ich es allerdings, dass er dich im Glauben gelassen hatte, Jonas wäre tot. Er dachte, das wäre zunächst mal das Beste für alle und dann konnte er nicht mehr zurück … Wir haben geredet, er war ganz klar im Kopf und entschuldigte sich dafür, dass er mich am Vorabend in der Spielhalle so abserviert hatte. Darüber verging natürlich Zeit und ich kam wertvolle Minuten zu spät zur Klinik. Ausgerechnet, wo ich doch sonst immer überpünktlich bin. Aber ich konnte ja nach deinem Anruf aus dem Wartezimmer nicht ahnen, was sich danach abspielen würde, sonst hätte ich mich erst gar nicht mit Peter unterhalten …«
    Ein verhaltenes Klopfen an der Tür ließ Rebecca verstummen. Kurz darauf erschien Peter im Krankenzimmer. Von seiner sonst so hünenhaften Wirkung war durch seinen gebeugten Gang kaum noch etwas übrig. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen.
    Als er bemerkte, dass Inka wach war, überzog ein Lächeln sein Gesicht. Er trat näher, sah dann allerdings unsicher drein. Vorsichtig streichelte er über ihren Haaransatz und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Meine Kämpferin, mein Igelchen, wie geht es dir? Kannst du mir je verzeihen? Ich habe dir so viel Leid angetan.«
    Leid ist der falsche Ausdruck für das, was ich mitgemacht habe , dachte Inka.
    »Ich liebe dich, Inka. Ich will immer für dich da sein. In guten wie in schlechten Zeiten, so wie ich es dir versprochen habe – wenn du mich noch liebst. Rebecca ist meine Zeugin.«
    Inka schloss wieder ihre Augen.
    Damals hatten wir uns geschworen, dass all das Schlimme, das in unser Leben hereingebrochen war, unserer Beziehung keinen Abbruch tun würde. Ich hatte gehofft, dass die Trauer um Jonas uns noch enger zusammenschwe i ß en würde. Für dich gab es nie einen Grund zu trauern. Du hast mich belogen, und das bedauerst du erst jetzt, nachdem die Sache ans Tageslicht gekommen ist .
    Vielleicht würden ihre Gefühle für Peter eines Tages wiederkommen. Im Moment empfand sie nur Leere.
    »Möchtest du jetzt lieber allein sein?«, fragte Rebecca.
    Inka
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