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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition)
Autoren: Anders de la Motte
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vertiefte sich wieder in die aufgeschlagene Morgenzeitung.
    »Es ist mein Beruf, Micke, das weißt du.«
    »Ja«, murmelte er, ohne aufzusehen. »Aber das heißt nicht, dass ich jedes Mal jubeln muss, wenn du wieder zu irgendeinem lebensgefährlichen Ort aufbrichst, vor allem nicht, wenn es andere Alternativen gibt. Was kommt dann als Nächstes, Bagdad?«
    Eher Kabul, hätte sie um ein Haar geantwortet, verkniff es sich aber gerade noch. Diese kleine Überraschung sparte sie lieber noch auf, bis sie sicher wusste, dass ihr Team dorthin fahren würde.
    »Du?« Sie wartete, bis er den Kopf hob. »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, und außerdem mag ich meinen Beruf. Die Sache mit dem Jobwechseln haben wir schon durchdiskutiert, wie wäre es also mit etwas Unterstützung anstatt dieser säuerlichen Miene?«
    Sie hielt seinem Blick ein paar Sekunden lang stand, und wie immer gab er nach.
    »Klar, sorry, ich wollte nicht wie ein Jammerlappen klingen …« Er faltete die Zeitung zusammen und legte seine Hand auf ihre. »Entschuldige, Becca, natürlich wirst du dorthin fahren, okay? Das Letzte, was du vor einer solchen Reise brauchen kannst, ist Ärger zu Hause. Hab nicht besonders gut geschlafen, viel Stress in der Arbeit, weißt du …«
    Er bedachte sie mit seinem Hundeblick, und sie lächelte pflichtschuldig zurück.
    »Klar«, murmelte sie, »kein Problem.«
    Seine Sinneswandlung hätte sie freuen müssen, aber stattdessen war sie vor allem enttäuscht. Micke war ein wunderbarer Mensch, der niemals Streit vom Zaun brach und immer zurücksteckte, wenn sie unterschiedliche Ansichten hatten. Er hatte einen guten Job, war kultiviert, besaß Humor und all das … Der reinste Traummann eigentlich, vor allem angesichts ihrer früheren Erfahrungen. Trotzdem bereute sie es in gewisser Weise, ihm nun bei dieser Gelegenheit nicht gleich auch noch die Afghanistanreise um die Ohren gehauen zu haben. Nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen zu haben, nur um zu sehen, was passieren würde.
    Aber brave Mädchen taten so etwas nicht …
    Außerdem hätte es vermutlich ohnehin nichts gebracht. Vielleicht hätte er eine Minute länger geschmollt, aber das Endergebnis wäre das Gleiche gewesen.
    Trauriger Hundeblick und »Entschuldige, Becca«.
    Aus irgendeinem Grund jagte ihr das immer öfter einen Schauer über den Rücken, und in die Firma zu wechseln, in der er arbeitete, war überhaupt nicht verlockend, auch wenn sie fast den doppelten Lohn zahlte. Manchmal sehnte sie sich nach den Zeiten zurück, als sie sich nur getroffen hatten, um ein bisschen Sex zu haben, ohne Hintergedanken. Damals war er unterhaltsamer gewesen, irgendwie spannender …
    Sie schnappte sich einen Teil der Zeitung und blätterte zerstreut darin herum. Kurz darauf tat er dasselbe, und sie konnte in Ruhe weitergrübeln.
    Sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte – und trotzdem war sie nicht zufrieden.
    Was stimmte denn bloß nicht mir ihr?
    *
    Als er das Konto des Spiels leer geräumt hatte, hatten sich zwei Millionen Dollar und ein bisschen Wechselgeld darauf befunden.
    Das war zwar etwas weniger, als er sich zuvor ausgerechnet hatte, aber vollkommen ausreichend, um ein angenehmes Leben führen zu können.
    Ein Teil des Geldes war an die Banken gegangen, die ihm geholfen hatten, die Spuren zu verwischen, ein anderer an den An walt, der sich um seine Angelegenheiten zu Hause gekümmert hatte: Er hatte die Hypothek für seine Wohnung bezahlt, einen Fonds angelegt, der die laufenden Kosten deckte, und einen weiteren, der diesem armen Bullen, den er am Lindhagensplatz fast umgebracht hätte, mit einem ordentlichen Batzen Schmerzensgeld versorgte. Der frisch eingerichtete »Besondere Polizeifonds« hatte Inspektor Hans Kruse ein steuerfreies Guthaben in Höhe von einer Million Kronen für Tapferkeit im Dienst zugesprochen, und mit derselben Begründung seiner Kollegin Rebecca Normén eine Summe, die fast aufs Öre genau der Höhe ihres Darlehens bei der Handelsbanken entsprach. Dem Anwalt war es zu verdanken, dass alle Papiere hundert Prozent sauber waren, und daher hatte keiner der Empfänger gegen die großzügige Unterstützung protestiert. Außerdem wusste er, dass seine alten Kumpels Gustav »Geten« Boch und Faruk »Mange« Al-Hassan jeweils einen Umschlag in ihren Briefkästen vorgefunden hatten, dessen Inhalt mehr als aus reichend die Kosten für zwei ruinierte Mopeds und einen feuer geschädigten Computerladen deckte. Nach allen Ausgaben und den
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