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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition)
Autoren: Anders de la Motte
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Er brüllte nicht, fuchtelte nicht mit den Händen oder versuchte anderweitig, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
    Stattdessen bewegte er sich zielgerichtet vorwärts, schob sich ruhig durch die Menge seiner aufgehetzten Unglückskameraden, und kam so immer näher. Der Mann hielt etwas in der Hand, und es dauerte ein paar Sekunden, bis Rebecca erkannte, was es war.
    Eine Plastiktüte, und nach deren knallgelber Farbe zu urteilen, war sie noch nicht verknittert und von der Sonne gebleicht wie alles andere im Lager.
    Was hatte etwas so Neues und Sauberes inmitten dieses überwältigenden Elends zu suchen?
    Rebecca beschirmte ihre Augen mit der linken Hand und versuchte, den Weg der Tüte zu verfolgen. Sie tauchte immer wieder in ihrem Blickfeld auf und verschwand dann erneut, wurde von den unzähligen Beinen verdeckt, um im nächsten Moment wieder irgendwo aufzutauchen. Knallgelb und glatt. Einen Moment lang glaubte sie, die Umrisse eines dunklen Gegenstands darin zu erkennen.
    Und plötzlich hatte sie sich entschieden.
    »In die Fahrzeuge!«, brüllte sie und warf einen raschen Seitenblick zu ihren beiden Kollegen, um sicherzustellen, dass sie ihre Anordnung verstanden hatten.
    »Sofort zurück in den Wagen, wir brechen ab!«, schrie sie Malmén zu, der sie im allgemeinen Lärm nicht gehört zu haben schien.
    Erst reagierte ihr Stellvertreter nicht, dann aber nickte er kurz und gab dem Fahrer des dritten Wagens mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er rückwärts fahren und ihnen den Weg frei machen sollte.
    »Was tun Sie da, Normén?!«, schrie der Botschaftsrat und packte sie am Oberarm.
    Sie schüttelte ihn einfach ab.
    »Rein ins Auto, Gladh, wenn Sie nicht hierbleiben wollen!«, fauchte sie und bedeutete ihrer Fahrerin, dass sie den Rückzug antreten würden.
    Gladh brüllte ihr weiter ins Ohr, aber sie hörte ihn nicht. Der Mann mit der Plastiktüte war verschwunden, doch Rebecca war überzeugt davon, dass er sich weiterhin in der Menschenmenge befand – und sich noch immer einen Weg zu ihnen bahnte.
    Der Landcruiser hinter ihnen stieß ein paar Meter zurück, und ohne den Blick von der Menschenmenge zu nehmen, klopfte Rebecca auf das Autodach, um Modin zu signalisieren, dass sie es ihm nachtun sollte. Langsam rollte ihr Wagen rückwärts über den unebenen Boden. Die Beifahrertür stand noch immer sperrangelweit offen und wartete darauf, dass sie ins Auto sprang.
    Als die Kolonne ihren Rückzug begann, verwandelte sich der Lärm der Menschenmenge in ein wütendes Brüllen, und plötzlich brach die schwache Absperrung zusammen.
    Der am nächsten stehende Soldat hatte nicht einmal Zeit, seine Waffe zu heben, bevor er von der Masse verschluckt wurde. Im Handumdrehen war ihr Auto umzingelt. Hände schlugen auf die Motorhaube und die Fensterscheiben, zerrten an ihrer Kleidung und versuchten, sie von der offenen Wagentür wegzuziehen.
    Rebecca stolperte und wäre in einem Anflug von Panik beinahe hingefallen. Ihr Puls raste. Sie kämpfte, um sich loszureißen, aber die Angreifer kamen aus allen Richtungen. Hände betasteten ihren Gürtel, wanderten zur Pistole unter ihrer wie festgeschraubt sitzenden rechten Hand. Sie ballte die Linke und entsandte eine gewaltige Gerade in ein Gesicht, trat mit dem Knie in einen Schritt und richtete einen blinden Kopfstoß auf eine Stimme, die ihr von hinten ins Ohr brüllte, aber die Angreifer waren zu zahlreich, und sie konnte jeden Moment stürzen, und alles wäre vorbei.
    Plötzlich machte der Wagen einen Ruck, und die schwere Tür schob einige Angreifer beiseite, sodass Rebecca den rechten Arm freibekam und die Pistole ziehen konnte.
    Mündung in den Himmel, Abzug durchdrücken!
    Die Waffe zuckte in ihrer Hand – einmal, dann noch einmal, und plötzlich verwandelte sich das Wutgeschrei in Angst- und Schreckensrufe. Im Nu war sie frei. Die Menschen um sie herum versuchten zu fliehen und stießen mit anderen zusammen, die noch immer von hinten herandrängten. Die Schreie mischten sich mit den dumpfen Lauten aufeinanderprallender Körper. Sie hörte Schüsse direkt hinter ihr. Kurze Salven, knatterndes Maschinengewehrfeuer, vermutlich auf die Menschenmenge gerichtet. Eine Kugel surrte wie eine Hummel nur wenige Dezimeter an ihrem Kopf vorbei, aber sie bemerkte es kaum. Modin trat aufs Gas, und die Autoreifen wirbelten eine Kiesfontäne auf, die ihr gesamtes Blickfeld rasch in einen roten Nebel tauchte.
    Der Wagen rollte los. Rebecca stolperte, schaffte es aber im letzten
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