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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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    »Ich glaube noch immer nicht daran«, stöhnte sie resigniert; als wir aber schließlich die Spitze des schwarzen Plastiksacks unter dem trüben Wasserspiegel im Modder entdeckten, spürten wir beide dieses besondere Brausen. Es war das gleiche Brausen, das Großvater jedesmal durchfuhr, wenn er im alten Zimmer der Kapitänswitwe Knutsson das Geld in die Matratze nähte. Das gleiche Brausen, das Vater vor den verstaubten Schaufenstern des Münzhändlers Ibsen verspürt hatte; wenn die Münzen am Skoltegrunnskai herabregneten, oder er sich später auf der Jagd nach neuen Krügen am Ende des Regenbogens in den Grauzonen des Geschäftslebens verirrte. Das gleiche besondere Brausen – und die gleiche Enttäuschung, als wir einen Augenblick später mit einer durchlöcherten Plastiktüte voller vermoderter norwegischer Banknoten dastanden. Seit die Deutschen Askild eingesperrt hatten, wohnte Großmutter in neun verschiedenen Häusern. Und jedesmal, wenn sie umzog, hatte sie ihr heimliches Gepäck mitgenommen. Hatte es im Garten vergraben, in der Polterkammer oder auf dem Dachboden versteckt. Vielleicht schämte sie sich so sehr des Geldes, daß sie es nicht ausgeben konnte. Vielleicht wußte sie nur allzugut, wozu Askild es gebrauchen würde … Sie hätte es statt dessen auf eine Bank legen können, es in irgend etwas investieren können, doch in unserer Familie konnten wir nie besonders gut mit unserem Erbe umgehen.
    »Scheiß drauf«, sagte Stinne und starrte auf die traurigen Reste.
    »Scheiß drauf«, stimmte ich ein.
    Hier standen wir mit dem wahren Regenbogenkrug der Familie und mußten feststellen, daß er vom Regen zerfressen und von der Zeit entwertet war. Hier standen wir mit dem eigentlichen Anlaß für die Bluthunde und all dem, was noch schlimmer war – kurz und gut, hier standen wir, und als Stinne die vermoderten Scheine aufsammelte, um sie zu zählen, begannen sie zu zerfallen.
    »Sie wußte es die ganze Zeit«, sagte Stinne ununterbrochen, als wir durch die Stadt nach Hause fuhren.
    Der Regen nahm zu, die Dunkelheit zog auf, und plötzlich hatte sie uns eingeschlossen. Stinne guckte mich an. Einen Moment schien es, als wolle sie etwas sagen, aber dann schwieg sie und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Wir machten es so, wie Vater es gemacht hätte: Wir fuhren direkt heim, ohne die Dunkelheit durch uns hindurchgehen zu lassen.

Dank
    Die Übersetzung wurde freundlich gefördert vom Danish Arts Council’s Committee for Literature

Über das Buch
    Trunkenbolde, Schmuggler, Raffzähne: Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen.
    Als Großmutter Bjørk ein letztes Mal die in alle Winde verstreuten Verwandten um sich versammeln möchte, kehrt Asger Eriksson nach Dänemark zurück. Ehe er sich versieht, wird er zum Erzähler einer vor unerhörten, komischen wie tragischen Ereignissen überschäumenden Familiensaga, bevölkert von bunten Gestalten.
    Da ist Großvater Askild, Schiffsingenieur, Schmuggler und talentloser Freizeitmaler, der seine Familie mit trotziger Strenge zu beherrschen versucht. Bjørk, die unermüdliche Anekdotensammlerin mit einer Schwäche für Konservendosen voll »frischer Luft aus Bergen«. Asgers Vater Niels, genannt Segelohr, der endlose Kolonien von Ungeheuern an die Wände zeichnet und mit seinen enorm großen Ohren unglaubliche Dinge hören kann. Und schließlich Asger selbst, den seit seiner Kindheit eine furchtbare Angst vor der Kellertreppe quält: Unten im Dunkeln, da lauert der Hundskopf, »und der ist sehr gefährlich.«
    Mit Hundsköpfe gelingt Morten Ramsland ein großer Familienroman von magischem Realismus, der von den dreißiger Jahren bis in die Gegenwart führt. Eine mitreißende Geschichte über Liebe und Albträume, Sehnsüchte, Demütigungen und Fragen, voll schwebender Phantasie und verborgener Schätze.

Impressum
    Das ist die E-Book-Ausgabe des im Jahr 2006 im Verlag Schöffling & Co. erschienenen Buchs.

© der deutschen Ausgabe:
Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH,
Frankfurt am Main 2013
Originaltitel: Hundehoved ,
erschienen bei Rosinante, Kopenhagen 2005
© Morten Ramsland og Rosinante, København 2005
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagfoto: Stephen H. Sheffield / photonica (getty images)
E-Book-Konvertierung: Fotosatz Amann, Aichstetten
ISBN 978-3-7317-6011-5

    www.schoeffling.de

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