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Hundekuchen zum Fruehstueck

Hundekuchen zum Fruehstueck

Titel: Hundekuchen zum Fruehstueck
Autoren: Elsa Watson
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alles aufs Spiel gesetzt hatte, brachte mich fast um den Verstand. Zum Glück tat Kerrie das Richtige. Sie drückte mich kurzerhand auf den nächstbesten Stuhl und beratschlagte mit mir bei einer Tasse Tee, wie sich die Sache vielleicht wieder aus der Welt schaffen ließ. Voll Eifer machte ich mich sofort an die Verwirklichung unseres Plans.
    Zerknirscht sprach ich beim Stadtrat vor und bat in aller Form um Entschuldigung. Dann stand ich eine Woche lang neben der bronzenen Nachbildung des Dobermanns Spitz und seiner Hundehütte auf dem großen Platz und verschenkte kleine Hundekuchen. Seit er vor ungefähr zwanzig Jahren zwei kleine Mädchen vor dem Ertrinken gerettet hatte, war Spitz der Held unserer Stadt. Zum Dank hatte ihm der Stadtrat im Herzen von Madrona, wo alle Welt sich traf, dieses Denkmal errichtet – einen besseren Ort für meine Buße gab es nicht.
    Als weiteren Beweis meiner Reue versprach ich obendrein, beim kommenden Festival das Komitee der Geschäftsinhaber zu leiten, sprich, durch die Geschäfte der Stadt zu pilgern und so viele Spenden und Preisgelder wie möglich einzusammeln. Von der Rede bei der großen Schlussfeier im Park ganz zu schweigen.
    Und nun war es so weit.
    Das Wuffstock-Wochenende stand mir bevor wie eine Folter. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie ich sie überstehen sollte, ohne mich zuvor zu klonen. Abgesehen von der Rede musste ich mich auch noch um unseren Kaffeestand auf der Wiese kümmern und während der Wettkämpfe möglichst viele Gutscheine und Werbecoupons unter den Zuschauern verteilen. Wie Kerrie so nett sagte, war es mein Job, » mich unter die Leute zu mischen und neue Kunden für das Café zu werben«. Ohne Strom war allerdings kein großes Geschäft zu erwarten. Und selbst wenn Marguerite ein Wunder bewirkte und uns half, war meine Angst vor Hunden deshalb nicht verschwunden, und ich würde sogar ein ganzes Wochenende auf engstem Raum mit ihnen zubringen müssen.
    » Ich hasse Hunde nicht wirklich«, erklärte ich Marguerite. » Ich habe einfach nur Angst vor ihnen. Ich verstehe sie nicht … und werde sofort nervös, wenn ich in ihrer Nähe bin. Als die kleinen Hunde mich damals eingekreist hatten, wollte ich sie doch nur … Ich fürchte, ich bin einfach in Panik geraten.«
    Marguerite schwieg einige Zeit. Dann sah sie mich an. » Leben Sie eigentlich gern in Madrona?«
    Ich war überrascht. » Aber ja. Natürlich.«
    » Dann, fürchte ich, müssen Sie Ihre Phobie ablegen. Und zwar sofort. Von dieser Sekunde an. Falls Ihnen das nicht möglich ist, sollten Sie lieber wegziehen. Im Landkreis Kittias gibt es schließlich noch andere schöne Orte … Irgendwie scheinen Sie nicht so richtig nach Madrona zu passen.«
    Ich legte die Hände flach auf den Tresen und wartete, dass mein hämmerndes Herz zur Ruhe kam. Ich liebte diese Stadt. Ich konnte stundenlang zusehen, wie die Möwen auf dem Wind über den Himmel glitten und wie sich bei einer Regatta zahllose Segel auf dem Meer blähten. Außerdem gehörte meine beste Freundin hierher. Und ebenso das Glimmerglass, das wir vor vier Jahren eröffnet hatten. Kerrie und das Glimmerglass waren meine Heimat. Meine Zuflucht. Aus diesem Grund war es so wichtig, dass ich hier und heute Erfolg hatte und wir uns und dem Café noch eine letzte Chance geben konnten.
    Ganz nebenbei war Madrona mit den alten Backsteinhäusern unter weit verzweigten Ahornbäumen eine ausgesprochen hübsche Stadt. Wenn im Frühling die Rhododendren blühten, schien sich ein Regenbogen über die ganze Stadt zu spannen. Als ich vor sechs Jahren meine Freundin in Madrona besuchte, verliebte ich mich sofort in diesen Ort. Ich war damals zweiundzwanzig und hatte soeben mein Studium an der University of Washington abgeschlossen. Madrona war genau die vertraute, heimelige Umgebung, nach der ich mich immer gesehnt hatte. Auf keinen Fall wollte ich von hier wegziehen.
    Doch ich musste mich der Wahrheit stellen: Jeder Bürger dieser Stadt vergötterte seine Hunde – und ich hatte Angst vor ihnen. Die Bewohner des übrigen Landkreises hielten ihre Nachbarn in Madrona für übergeschnappt, und das trotz des Erfolgs des Wuffstock Festival. Als der Stadtrat den Hunden per Abstimmung Zutritt zu Geschäften und Bistros gestattete, drehte die Tierschutzbehörde des Landkreises Kittias durch. Doch der Beschluss war unumstößlich. Madrona hatte sich entschieden – und zwar zugunsten der feuchten Hundenasen.
    » Ich liebe diese Stadt«, sagte ich leise, » und
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