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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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täglich einmal umdreht. Wie diese Umdrehung Tag und Nacht hervorbringt, so hat die Rotation um den feurigen Sonnenball in einem Jahre die Jahrszeiten zur Folge.
    Was die Gestalt der Erde betrifft, so behaupteten einige alte Philosophen, sie sey eine ausgedehnte Ebene, von großen Säulen gestützt; andre, sie ruhe auf dem Kopf einer Schlange oder auf dem Rücken einer ungeheuern Schildkröte – da sie aber weder für einen Ruhepunkt der Säulen oder Schildkröte sorgten, so fiel die ganze Theorie, aus Mangel einer Begründung, auseinander.
    Die Braminen versichern, der Himmel ruhe auf der Erde, und Sonne und Mond schwämmen darin wie Fische im Wasser, indem sie sich am Tage von Osten nach Westen bewegten und in der Nacht unterm Saum des Horizontes hinwieder an ihren alten Ort glitten; während die Erde nach den Pauranicas von Indien eine große Ebene ist, von sieben Meeren voll Milch, Nektar und anderen köstlichen Flüssigkeiten eingefaßt, von sieben Bergen gestützt und in dem Mittelpunkt mit einem hohen Bergfelsen von geläutertem Golde geziert; ein großer Drache soll sich zuweilen über den Mond legen und so die Finsternisse hervorbringen.
    Neben solchen weisen Meinungen haben wir auch noch die tiefen Conjecturen des Abul-Hassan-Ali in seiner Schrift «die goldnen Wiesen und die Minen der Edelsteine,» wo er die Geschichte der Welt vom Anfang bis zu sich, im 336. Jahr der Hegira, erzählt. Er belehrt uns, die Erde sey ein ungeheurer Vogel, Mekka und Medina der Kopf, Persien und Indien der rechte, das Land Gogs der linke Flügel, und Afrika der übrige Leib; ferner, es habe eine andre Erde vor dieser (die er so zu sagen nur für ein Küchlein von 7000 Jahren hält ) existirt, und sie erneuere sich in verhältnißmäßig ungeheuren Zeiträumen.
    Wie die Gelehrten eben so uneinig über die Gestalt der Sonne gewesen, und die einen sie für ein strahlendes Feuerrad, die andern für einen bloßen Spiegel oder eine Kugel von Krystall, oder für eine feurige Eisen-oder Steinmasse, endlich auch den Himmel für ein Steingewölbe mit glimmenden Stückchen gehalten, darüber kann ich schneller hinweggehen, da das Volk von Athen jene Männer durch Verbannung aus ihrer Stadt gründlich widerlegt hat, eine sehr passende Sitte jener Tage, auf unwillkommne Lehren zu antworten. Noch Andere haben die Himmelskörper für Ausdünstungen unserer Erde erklärt, die sich dort oben sammeln und verbrauchen, so ungefähr, wie unsre Laternen auf den Straßen. In alter Zeit soll der Sonne auf diese Art einmal das Oel ausgegangen seyn, welches denn bei dem würdigen alten Weiner Heraclitus große Besorgniß erregte. Zu diesen Theorieen kam nun die Meinung von Herschel, daß die Sonne ein prächtiger bewohnbarer Aufenthalt sey, und ihr Licht von gewissen leuchtenden oder phosphorescirenden Wolken herrühre, die in ihrer durchsichtigen Atmosphäre schwämmen.
    Professor van Puddingcoft (Puddingkopf) war ein berühmter Professor in Leyden, gewichtig in seinem Thun, und gewohnt, in der Mitte seiner Untersuchungen sich schlafen zu legen, welches seinen Schülern zu großer Erleichterung gereichte. Im Laufe seiner Vorlesungen nahm er einst eine Flasche mit Wasser und schwang sie in der Länge des Arms um seinen Kopf, dessen rothes Gesicht nicht unpassend die Sonne darstellte, wie die Flasche die Erde, mit Centrifugal-und Centripetalkraft am ausholenden und ziehenden Arm versehen. Wenn erstere Kraft, erklärte er den staunenden Zöglingen, einmal gestört werde, müsse die Erde in die Sonne fallen, sehr verhängnißvoll für jene Planeten, und auch für die Sonne beschädigend. Ein unglücklicher Bursche, einer der unnützen Genies, die in die Welt gesetzt zu seyn scheinen, um solche würdige Puddingköpfe zu ärgern, wollte sich von der Richtigkeit der Angabe überzeugen, und hielt plötzlich den Arm des Professors ein, als grade das Glas im Zenith stand, welches dann mit erstaunlicher Richtigkeit auf das philosophische Haupt des Jugendlehrers herabfiel. Ein hohler Ton und ein heftiger Klatsch folgte auf die Berührung; aber die Theorie war dadurch auf’s Siegreichste bestätigt, denn das unglückliche Glas ging dabei zu Grunde; aber das glühende Gesicht des Professors van Puddingcoft tauchte aus dem Wasser hervor und glühte stärker als je vor Zorn; worauf die Studenten sehr erbaut und bedeutend weiser den Hörsaal verließen.
    Seitdem hat sich nun aber die Ansicht von der Sache geändert, und ein wohlmeinender Professor ging darin mit
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