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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Keri Arthur
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gesamter Mut und meine ganze Entschlossenheit entwichen. Sie flossen einfach dahin, und die alte Benommenheit kehrte mit voller Wucht zurück.
    Ich konnte ihn nicht besiegen. Nicht allein.
    »Komm her«, sagte er.
    Meine Füße bewegten sich durch den Raum. Ich bekämpfte jeden Schritt, aber verdammt, das war vollkommen egal. Kingsley lächelte und strich über meine Wange. Seine Finger waren kühl und feucht, sie erinnerten mich an totes Fleisch, und der Teil von mir, der noch nicht ganz von ihm besetzt war, wollte schockiert aufschreien.
    »Sieh mich an«, sagte er leise.
    Die Worte peitschten um mich herum, und ich konnte nichts anderes tun, als seinem Befehl Folge zu leisten. So dicht in seiner Nähe war sein Wille unendlich stark und quälte meine Haut mit Energie, Lust und Verlangen. Trotz allem begann mein Körper zu reagieren, mein Blut fühlte sich erneut wie ein Lauffeuer an, das in meinen Adern brannte.
    Seine Augen strahlten Macht und Begierde aus, aber diesmal begehrte er keinen Sex, keine Emotionen, sondern etwas viel Stärkeres.
    Den Tod.
    »Sehnst du dich nach der Vollendung?«
    Dieselbe Frage hatte er in dem Raum mit den Folterinstrumenten gestellt. Genau wie dort biss ich mir fest auf die Zunge und unterdrückte den Impuls zu antworten.
    Wenn ich das tat, bedeutete das mein Ende.
    »Ich kann sie dir geben, weißt du?«, fuhr er fort. »Ich kann dich auf eine Art befriedigen, die du noch nie erlebt hast.«
    Ich sagte nichts. Konnte nichts sagen. Meine Zunge schien an meinem Gaumen zu kleben.
    »Willst du eine kleine Kostprobe haben, Kleines?« Die Energie wirbelte lebhafter und intensiver um mich herum, bis mein gesamter Körper vibrierte, und wie eine Welle rollte der Drang, nachzugeben, mit zunehmender Geschwindigkeit auf die Küste der Begierde zu.
    Dann bewegte sich in dem anderen Raum ein Schatten, und mir war schlagartig klar, dass ich diesen Kampf nicht länger allein führen musste. Dieser Gedanke setzte ungeahnte Energien in mir frei und stärkte meine Willens-und meine Entschlusskraft.
    »Ich will«, stieß ich keuchend hervor, »dass du verdammt noch mal stirbst, und zwar genauso grausam wie all diese Frauen.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung zog ich eines der Messer aus meinen Haaren, schob blitzschnell mit dem Daumen die Schutzhülle zurück und versenkte es tief in Kingsleys Brust.
    In seinen Augen flammte Wut auf, und die Energie, die in der Luft hing, verwandelte sich in eine Waffe, die mich mit einem kräftigen Schlag quer durch den Raum schleuderte. Ich krachte mit dem Hinterkopf gegen die Wand und glitt auf den Boden hinunter. Das Bild vor meinen Augen verschwamm. Während Kingsley auf mich zukam, huschten Sterne und Schatten vor meinen Augen vorbei. Aus seiner Wunde quoll Blut und Rauch, aber das schien er kaum zu bemerken.
    Ich krabbelte auf allen vieren davon, aber er packte grob meinen Fuß und hielt mich fest.
    »Dafür wirst du büßen, bevor ich dich umbringe.«
    »Mistkerl«, keuchte ich und trat mit dem freien Fuß nach ihm. »Lass mich los.«
    »Oder was? Bringst du mich sonst um? Diese Drohung habe ich schon einmal gehört, Kleines, und sie ist genauso unbedeutend wie dieses kleine Messer, das in meiner Haut steckt.«
    Ich sagte nichts. Ich kam nicht mehr dazu. Denn in diesem Augenblick ertönte ein Geräusch.
    Nicht bloß ein Geräusch, sondern ein Schuss.
    Die Kugel pustete Kingsley sein verdammtes Gehirn weg und verteilte es auf der Wand.
    Ich hatte noch nicht einmal mehr genügend Kraft, um zu jubeln.
    Als Kingsleys Leiche auf den Boden sackte, trat Rhoan in den Raum.
    »Wieso wollt ihr bösen Kerle nur nicht hören?«, sprach er mit Kingsley, als ob der ihn noch hören könnte. Wenn das Messer mit dem Silberfaden seine Funktion erfüllte und seinen Geist in dem leblosen Körper gefangen hielt, dann war er noch in der Lage, uns zu verstehen. Er konnte nur nicht mehr antworten. »Ich werde nicht müde, die Leute zu warnen, aber anscheinend will niemand auf mich hören. Eines Tages wird jemand begreifen, dass ich es ernst meine, wenn ich sage, dass niemand meine Schwester angreifen soll, ohne sich erst über seine Schulter nach mir umzusehen.«
    Ich setzte mich auf und lehnte mich vorsichtig gegen die Wand. »Vielleicht solltest du ein Infoblatt an die Büros der bösen Kerle schicken. Vielleicht kannst du nur so sicher sein, dass es alle wissen.«
    »Klingt nach einem guten Plan.« Er hievte die Waffe auf seine Schulter und grinste mich an. »Und danke, dass du mir
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