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Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers

Titel: Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
Autoren: Joel Rosenberg
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aus den Satteltaschen. Die Pistolen steckte er über Kreuz in den Schwertgurt und band den Beutel an einen kleinen Messingring, rechts am Gürtel. Dann kämmte er sich noch schnell mit den Fingern, blies die Laterne aus und trat in die Nacht hinaus.
    Ihm funkelten vom kohlschwarzen Himmel Millionen von Sternen zu. Die Feenlichter waren heute in Betrieb. Wenn sie langsam wechselten, war es schwierig, sie von den Sternen zu unterscheiden; aber heute nacht nicht. Sie schwebten halb zwischen Wald und Himmel, flammten auf und erloschen und folgten dabei den Regenbogenfarben. Erst eine Reihe tiefen Rots, dann grelles Orange, ehe sie sich zu Gelb, Grün und einem Chor aus Blautönen wandelten. Sie wurden indigoblau und verschwanden, um wenige Augenblicke später als Tiefblau wieder aufzutauchen.
    »Die Lichter sind heute nacht hell«, sagte Weilern. Er schliff einen Dolch und starrte zum Himmel empor. Ruhig und gleichmäßig zogen seine Hände den Wetzstein über die Klinge. »Scheußlich hell.«
    »Das sind sie.«
    »Ich fühle mich beinahe wie in Ehvenor.« Er seufzte. »Bin nicht gewohnt, sie so weit nördlich zu sehen.«
    »Was sind diese Lichter deiner Meinung nach wirklich?« fragte Karl so nebenbei.
    »Ich hab auch nichts Neues erfahren, Karl Cullinane.« Weilern zuckte mit den Achseln. »Ich kann dir nur die alte Feenantwort geben: ›Manchmal sind sie da, manchmal nicht.‹ Heute nacht sind sie da.« Dann strich er wieder mit dem Wetzstein über die Dolchklinge.
    Es hatte eine Zeit gegeben, als ein jüngerer, weniger abgebrühter Karl Cullinane bewundernd zum Himmel aufgeschaut hätte, wo so viele Farben in die Nacht hinausstrahlten ...
    Aber diese Zeit, die Jugend, war vorbei. Jet zt bedeutete ein klarer Himmel und eine helle Nacht nur, daß seine Leute und die Sklavenhändler wenig Deckung hatten. Schade - wäre es bewölkt und dunkler, hätten ihm seine sechs Zwergkrieger mit ihrer Fähigkeit, im Dunklen zu sehen, einen Vorteil gebracht. Karl setzte immer jeden möglichen Vorteil ein. Warum sollte er mehr riskieren, als unbedingt nötig war?
    Sein Feldlager erstreckte sich auf einem Hochplateau. Seine hundert Krieger brachen auf. Einige bauten die Zelte ab und verstauten die Ausrüstung. Andere reinigten noch schnell ihre Armbrüste oder Steinschloßgewehre. Manche strichen über die Klingen ihrer Schwerter oder Nehara-Messer. Die winzigen Feuerstellen waren längst gelöscht, damit kein Fünkchen ihre Anwesen heit den Sklavenhändlern verraten konnte, die von Pandathaway in ihre Jagdgründe im Osten zogen.
    Alle Vorbereitungen wurden ganz still getroffen. Nur selten hörte man ein Murmeln oder Brummen. Die Zeit vor einer Schlacht war immer still. Selbst wenn alles unten im Wald gut ausginge, würden einige sicher bei Tagesanbruch tot oder verletzt sein.
    In den Büschen hinter Karl raschelte es. Er griff nach dem Schwert.
    »›Ja, auch wenn ich durch das Tal des Todes schreite, werde ich mich nicht f ü rchten‹«, zitierte eine vertraute Stimme.
    Karl ließ die Hand sinken. »... ›weil ich der größte Schweinehund des Tales bin‹«, beendete er den Satz. »Das ist für eine Losung zu lang, Walter. Außerdem hätte ich dich nach der Losung fragen müssen, nicht du mich! Laß den Scheiß und komm raus. Und sei nächstes Mal vorsichtiger - Gerrin hat dich längst entdeckt.«
    »Der verdammte Zwerg hat scharfe Augen«, sagte Slowotski und schob sich durchs Gebüsch. Wie immer trug er nur seine Pluderhosen und Sandalen, an der rechten Hüfte seine Wurfmesser, ein Kurzschwert links. Den Oberkörper hatte er mit einer Mischung aus Fett und Asche geschwärzt. An Brust und Bauch hatte sich die Farbe an ein paar Stellen gelöst; aber im geschwärzten Gesicht stand sein Die-Welt-ist-in-Ordnung-weil-Walter-Slowotski-da-ist-Lächeln, wenn auch abgeschwächt.
    »Willkommen daheim«, sagte Karl. »Du hast mir gefehlt. Ich wurde schon etwas nervös. Es war doch eine lange Zeit.«
    »Allerdings. Ich bin auch froh, wieder da zu sein.« Slowotski lächelte ihm verständnisvoll zu. Dann faßte er nach seinem Spinnenamulett und drehte es zwischen Daumen und Zeigefinger. »Schlechte Nachrichten, Karl. Die Sache hat mit einem roten Blitz angefangen - die Sklavenhändler haben einen Magier dabei.«
    »Verdammt!« stieß Karl aus. Das war überraschend, wenn auch nicht das erste Mal. Üblicherweise gaben nur die größten Raub karawanen der Sklavenhändlerzunft Geld für einen Magier aus. »Na ja, damit kommen wir schon zurecht
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