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Hüte dich vor Dracula

Hüte dich vor Dracula

Titel: Hüte dich vor Dracula
Autoren: Jason Dark
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Brauen wellten sich über die roten Räder hinweg; die Nase leicht gekrümmt — Römernase hatte wir sie immer genannt, das etwas eckige Kinn, dann der Mund.
    Nein, schon ein Maul.
    Halboffen stand es, ließ die obere Zahnreihe sehen und auch die beiden spitzen Hauer, die hervorlugten und darauf hinwiesen, mit wem ich es zu tun hatte.
    Trotz meines Zustandes war ich innerlich aufgewühlt. Meinen alten Freund Will Mallmann derart verändert zu sehen, das versetzte mir mehr als nur einen Stich, es glich schon einer seelischen Folter. Alles stimmte, was wir angenommen hatten. Nichts war Lüge gewesen, in diesem mörderischen Blutspiel.
    Es gab ihn also!
    Ich konnte das Wort einfach nicht zurückhalten, mußte es aussprechen.
    »Will« Er hörte mich, und er zeigte mir, zu welch einer Sorte er sich zählte: »Ja, John Sinclair, diese Zeiten sind vorbei. Ich bin der neue Dracula. Ich werde die Nachfolge des alten Vlad antreten oder habe sie schon angetreten. Mich stoppt niemand. Dein Blut, das Blut aller werde ich trinken. Ich habe das alte Blut in mir. Ich spüre, wie es kocht, wie es siedet. Vampire werden zurückkehren. Ich baue mir mein Reich auf, doch zuvor muß ich dich vernichten!«
    »Ahhhh…!« Ich schrie auf, weil er den Druck seines Fußes auf meinem Handgelenk verstärkt hatte. Er wollte, daß ich das Kreuz nicht mehr hielt, und ich konnte es auch nicht halten. Noch wurde es von meiner Faust umschlossen, aber der Schmerz wühlte mir förmlich die Finger auf, so daß ich die Hand öffnete.
    Die Blutsauger starrten das Kreuz an. Ich wußte, daß sie sich fürchteten, sie konnten es nicht anfassen, schon ihre Nähe bereitete ihnen Schmerzen.
    Reva griff ein. Wußte der Teufel, woher sie den Stock genommen hatte, jedenfalls stieß sie mit seinem Ende gegen das Kreuz und schleuderte es fort.
    »Jetzt ist er ohne!« flüsterte sie.
    Mallmann behielt seinen Fuß auf meinem Gelenk. Der Druck allerdings war nicht mehr so stark. »Wo ist der Pflock?« Hat er ihn mitgebracht?
    »Das will ich wissen!«
    »Ja!« keuchte ich.
    »Und die Beretta?«
    »Liegt draußen!« sagte Reva.
    »Gut, nimm ihm den Pflock ab!«
    »Nein!« schrie sie. »Es ist Eiche. Ich will ihn nicht anfassen. Ich… ich fürchte mich davor.«
    Mallmann überlegte. Dann winkte er einem seiner Helfer zu. »Nimm du ihn an dich!«
    Der Vampir gehorchte. Die schmale Gestalt schob sich in mein Blickfeld. Auch dieser Blutsauger war dunkel gekleidet. Rot und hell leuchtete allein das D auf seiner Stirn.
    Von der linken Seite her beugte er sich zu mir herunter und hatte den Arm bereits ausgestreckt. Ich hörte ihn geifern, als seine Hände über meinen Körper strichen, als wollten sie mich liebkosen. Er fand beides, den Pflock und den Dolch.
    Und er zog beides hervor, schnellte hoch, wobei der Schrei des Triumphs auf seinen Lippen erstarb.
    Statt dessen verzerrte sich sein Gesicht, er taumelte zurück, bis zur Bunkerwand und ließ beide Gegenstände fallen, als wären sie glühend heiß geworden.
    So ähnlich mußte es ihm ergangen sein, als er seine Handflächen nach außen drehte.
    Die Haut war noch vorhanden, aber sie hatte sich zu einer klebrigen Masse verändert, die an seinen Flächen herablief und die Gelenke erfaßte. Ein verkohlter Geruch drang an meine Nase, und ich sah plötzlich das Feuer aus seinen Handflächen schnellen. Der Blutsauger brannte!
    Er verkohlte nicht, er löste sich nicht in Staub auf. Keine Asche rieselte zwischen zerknackenden Knochen zu Boden. Dieser Blutsauger gehörte zur neuen Generation von Vampiren, die ich auch schon kennengelernt hatte.
    Er starb im Feuer, das sich von seinen Armen her über den gesamten Körper ausgebreitet hatte und auch sein Gesicht erfaßte. Hinter dem Gürtel aus Flammen schmolz er förmlich weg.
    Niemand griff ein, keiner wollte ihn retten, nur Reva gab ihren Kommentar ab.
    »Der Sieg kostet Opfer!« sagte sie und nickte sich selbst zu. Mallmann erwiderte nichts. Der Blutsauger stand über mir, umschmeichelt vom Widerschein der Fackel, die Lippen noch immer offen, dabei die Blutzähne präsentierend.
    Während die letzten Flammen allmählich verloschen, gab er Reva den Befehl, die Beretta zu holen. »Du kannst sie ruhig anfassen. Die Kugeln tun dir nichts, solange sie im Magazin klemmen.«
    »Ja, ist gut.«
    Sie ging.
    Mallmann aber blieb bei mir. Er sagte nichts, er starrte mich nur an. In seinen dunklen Pupillen tanzten nicht nur allein die Reflexe des Lichtscheins, aus ihnen leuchtete mir auch
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