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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)
Autoren: Mark Twain
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und heraus fällt das Blatt mit dem Rest der Butter, worauf sie mich herzt und küßt und unter Tränen seufzt: »Ach, wie du mich erschreckt hast! Und wie dankbar und froh ich bin, daß es nichts andres ist; denn wir sind nun einmal im Unglück, und eins kommt selten allein! Als ich die Brühe sah, dacht' ich bestimmt, du seist verloren, denn in bezug auf Farbe und Durchsichtigkeit würde dein Gehirn gewiß gerade so aussehen, wenn... Gott, Gott, warum hast du mir's nicht gleich gesagt, was hätte mir an der Butter gelegen! Jetzt mach' dich aber fort ins Bett und laß dich vor morgen früh nicht mehr blicken, merk dir's, Bengel!«
    Ich ließ mir das nicht zweimal sagen! In einer Sekunde war ich oben, in der nächsten den Blitzableiter hinunter und rannte im Dunkeln dem Schuppen zu. Ich brachte vor Aufregung kaum ein Wort heraus; ich sagte Tom nur so geschwind wie möglich, wir müßten auf und davon, es sei keine Zeit übrig; das Haus sei voller Männer mit Flinten, mindestens fünfzehn!
    Toms Augen strahlten förmlich, und entzückt ruft er aus: »Nein, wahrhaftig? Herr Gott, ist das ein Spaß! Ich glaub', wenn ich's noch einmal zu tun hätte, Huck, brächt' ich hundert zur Stelle! Wollen wir's aufschieben und...«
    »Eil dich, eil dich«, unterbrech ich ihn, »wo ist Jim?«
    »Dicht neben dir, du berührst ihn beinahe. Er ist angezogen, die Mutter ebenfalls, und alles ist bereit. Nun wollen wir uns leise hinausmachen und das Signal geben!«
    Aber gerad' in diesem Augenblick kommt das Geräusch von vielen Fußtritten auf die Türe zu; man hört sie am Schloß hantieren, und eine Stimme spricht: »Ich sagt's euch ja, daß wir zu früh dran sind. Sie sind noch gar nicht da, die Türe ist geschlossen. Ich mach' auf, da können ein paar von euch hineinkriechen und im Dunkeln auf die Kerle warten und sie dann niedermachen. Wir andern halten draußen Wacht und geben euch ein Zeichen, wenn sie nahen!«
    Gesagt, getan! Und ehe wir uns noch besinnen konnten, waren sie schon in der Hütte, sahen uns aber glücklicherweise im Dunkeln nicht und stolperten beinahe über uns hinweg, während wir unters Bett und ins Loch krochen. Wir kamen gut durch; leise und schnell, Jim zuerst, dann ich, Tom zuletzt: So lautete die Order. Jetzt waren wir im Schuppen und hörten draußen ganz in der Nähe Fußtritte. Wir krochen leise der Türe zu, Tom gebot uns Halt und legte sein Auge an eine Spalte, konnte aber nichts entdecken, so dunkel war es, und flüsterte uns zu, er wolle horchen und warten, bis sich die Schritte da draußen entfernten, und wenn er uns stoße, solle zuerst Jim und dann ich ganz leise hinausschleichen und er komme hinterdrein. So legte er denn sein Ohr an die Spalte und horchte und horchte, und die Schritte tönten immer gleich nahe. Mit einemmal aber stößt er uns an, und wir öffnen leise die Tür, gleiten hindurch, bücken uns, wobei wir kaum zu atmen wagen, und schlüpfen ohne jedes Geräusch, einer hinter dem andern, dem Zaun zu, kommen dort sicher an, setzen drüber, das heißt Jim und ich, Tom aber bleibt mit den Hosen an einem Splitter hängen, und wie er sich losreißen will, kracht es, und Schritte nähern sich; er reißt sich nun mit Gewalt los und setzt hinter uns her, aber da hören wir auch schon: »Wer ist da? Steht, oder ich schieße!«
    Wir aber standen nicht, sondern rannten drauflos wie toll. Dann kam ein sonderbares Geräusch und bum, bum, bum! sausten die Kugeln um unsere Köpfe. Noch hörten wir, wie sie riefen: »Da sind sie, da sind sie! Dem Strom zu! Ihnen nach, die Hunde los!«
    Dann kam eine atemlose Pause, und dann setzte die ganze Bande hinter uns her. Wir hörten sie, weil sie dicke Stiefel trugen und gehörig kreischten, wir aber waren barfuß und gaben keinen Laut von uns. Wir befanden uns auf dem Pfad zur Mühle, und als uns die Verfolger nahe kamen, schlugen wir uns seitwärts in den Wald, und ließen sie vorüberrasen, um dann gemächlich hinter ihnen dreinzukommen. Die Hunde hatten sie schlauerweise alle eingesperrt, und bis sie einer losgelassen, verging ein gut Teil Zeit. Jetzt aber kamen sie einhergehetzt mit Gebell und Geheul, genug für dreitausend. Es waren aber gottlob unsre Hunde, und als sie herankamen und merkten, daß nur wir es waren und alles so still und friedlich bei uns zuging, da umschnoberten sie uns nur kurz und setzten dann mit erneuter Kraft hinter dem schreienden, stampfenden Haufen unserer Verfolger drein. Wir aber weiter, immer hinterher bis zur Mühle, und
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