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Hotel Galactic

Hotel Galactic

Titel: Hotel Galactic
Autoren: William Voltz
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Er schloß die Augen und atmete schwer. Hinter ihm entstand ein Geräusch. Er blickte sich um und sah Wood Coleman hinter sich stehen, grinsend, beide Daumen in den Hosenbund gehakt.
    »Paß auf, daß Sylva nicht herunterkommt«, sagte Flachsbarth.
    Er ging zum Eingang und winkte den Arbeitern zu. Sein Gesicht war weiß.
    »Los!« rief er den Männern zu. »Verschwindet.« Sie gingen langsam und mit gesenkten Köpfen an ihm vorbei. Er warf die Tür hinter ihnen zu und riegelte sie ab.
    Quito stand mit hängenden Schultern auf der Theke und ließ die beiden halbvollen Flaschen fallen. Sie rollten über den Boden und hinterließen eine feuchte Spur.
    »Warum tust du so etwas?« fragte Flachsbarth.
    Die Farbtupfer in Quitos Gesicht tanzten auf und nieder.
    »Es hat mir Spaß gemacht«, sagte er.
    »Reg dich nicht auf, Sam!« rief Coleman von der Treppe aus. »Wir haben alle in unserer Jugend solchen Unsinn gemacht. Ich erinnere mich, wie ich …«
    »Sei ruhig!« schrie Flachsbarth.
    Coleman blickte ihn an.
    »Ist mit dir etwas nicht in Ordnung?« fragte er.
    Flachsbarth blickte ihn grimmig an.
    »Komm mit nach oben«, sagte er entschlossen. »Ich unterschreibe.«
    »Hurra!« brüllte Coleman begeistert und schlug sich auf die Schenkel. »Das muß gefeiert werden.«

 
3.
     
    Einen Tag vor dem Abflug war Flachsbarth niedergeschlagen und gereizt. Sylva hatte sich entschieden, erst in ein paar Wochen nachzureisen; sie wollte, daß Flachsbarth sich zunächst einmal gründlich umsah und ihr dann Bericht erstattete. Quito würde mit seiner Mutter reisen, denn sie hielt den Jungen für unfähig, ein paar Wochen allein mit seinem Vater auf einer fremden Welt zu bestehen. Diese Entscheidung Sylvas bedeutete für Flachsbarth eine nicht geringe Erleichterung, denn er hatte sich bereits ausgemalt, wie Quito in wenigen Tagen alle Gäste verärgern und den Hotelbetrieb sabotieren würde.
    Wood Coleman war nach seinem Besuch nicht mehr zum Raumhafen herausgekommen. Er hatte Flachsbarth einige Unterlagen, die Schuldverschreibung und die Flugkarten geschickt. Viele der Dokumente blieben für Flachsbarth unverständlich; er hatte keine andere Wahl, als dem erfahrenen Wood Coleman zu vertrauen.
    Das Restaurant war seit Colemans Besuch geschlossen. Die Menschen in der Umgebung nahmen dieses Ereignis mit der ihnen eigenen Gelassenheit hin. Niemand kam noch, um Einlaß zu fordern.
    Obwohl er am Rand eines Raumhafens wohnte, würde Flachsbarth zunächst zweitausend Kilometer mit der Rohrbahn zurücklegen, bevor er in das Landeboot eines Passagierschiffs einsteigen konnte. Der nächste Raumhafen lag in Brutusk.
    »Ich weiß nicht, was mit dir los ist«, beklagte sich Sylva, als sie ihren Mann am Tisch sitzen und ins Leere starren sah. »Du hast deine Entscheidung getroffen. Was gibt es da noch zu grübeln?«
    »Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen«, gestand Flachsbarth.
    »Nein!« rief sie wütend. »Was bist du nur für ein Mann? Jeder andere, der hier leben muß, wäre froh, wenn er eine solche Chance bekäme. Ich habe schon ausgerechnet, daß wir uns in drei Monaten neu einrichten können. Die entsprechenden Musterkataloge sind bereits unterwegs. Du weißt, daß ich viel Geschmack habe, Sam.«
    »Glaubst du wirklich, daß es hier nur um ein paar Möbel geht?« fragte er spöttisch.
    Seit den ersten Jahren ihrer Ehe hatte er nicht mehr in diesem Ton mit ihr gesprochen, und er verwünschte sich, daß er sich nun dazu hatte hinreißen lassen, denn er kannte ihre Reaktion auf solche Worte genau.
    Sie überhäufte ihn mit Vorwürfen, bis er aufstand und hinunterging.
    Flachsbarth durchquerte den großen halbdunklen Raum und schloß die Eingangstür auf. Als er auf die Straße hinaustrat, erschauerte er. Über dem bis zum Horizont reichenden Landefeld ballten sich regenschwere Wolken.
    Eine Katze kam mit steil aufgerichtetem Schwanz auf Flachsbarth zu und strich schnurrend um seine Beine. Früher, als Flachsbarth in seinem Restaurant noch Speisen verkauft hatte, waren immer ein paar Dutzend Katzen in der Nähe gewesen, die um die Küchenabfälle gebettelt hatten.
    Flachsbarth verließ die Straße. Er kletterte über die verrostete Absperrung und wanderte ziellos über das Landefeld.
    Es war erstaunlich, daß die Stadt Quibir nicht zusammen mit ihrem Raumhafen gestorben war. Nach kurzer Stagnation hatte sie sich zu neuer wirtschaftlicher Größe aufgeschwungen und nahm heute eine führende Stellung in der gesamten Welt
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