Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
Schlafzimmer in einem blassen Melonenton anstrich. Anscheinend war die Farbe in diesem Jahr angesagt.
    Wenn man nur die eine Seite eines Gesprächs belauscht, dann ist das, als versuchte man, ein Puzzle zusammenzusetzen, ohne auf die Verpackung zu gucken. Ich hörte, wie James mit seinem besten Freund aus Highschool-Zeiten redete, ohne auch nur das Geringste zu verstehen. Es gab keinen Bezugsrahmen, an dem ich die einzelnen Gesprächsfetzen ausrichten konnte. Ich kannte meinen Mann so gut und wusste so viel über ihn, wie eine Person nur über die andere wissen konnte. Aber über Alex wusste ich nichts.
    „Ja, ja. Klar hast du das. Hast du immer.“
    Die heftige Bewunderung war wieder da, zusammen mit einem Eifer, der neu war für mich. Ich blickte zu James herüber. Sein Gesicht strahlte Fröhlichkeit aus. Und noch etwas. Etwas, das beinahe melancholisch wirkte. Auch wenn James sich stets auf seine eigenen Angelegenheiten konzentrierte und selten einen Blick über den Tellerrand warf, konnte er sich doch für das Glück eines anderen freuen. Er war allerdings selten beeindruckt. Oder eingeschüchtert. Jetzt sah ich bei ihm von beidem ein bisschen, und ich vergaß die Einfallslosigkeit einer melonenfarbenen Schlafzimmerwand, weil ich ihm so konzentriert zuhörte.
    „Ach, komm schon, Mann, du könntest die verdammte Welt regieren, wenn du wolltest.“
    Ich blinzelte. Der aufrichtige, beinahe bewundernde Tonfall war ebenso neu für mich wie der Ausdruck auf seinem Gesicht. Das war überraschend. Ein bisschen auch beunruhigend. So redete ein Mann mit einer Frau, der er seine Liebe gesteht, auch wenn er weiß, dass sie ihn danach keines Blickes mehr würdigen wird.
    „Ja, hier auch.“ Lachen. Leise und irgendwie geheimnisvoll. Das war nicht sein übliches, schallendes Gelächter. „Verdammt noch eins, das ist großartig. Freut mich, das zu hören.“
    Eine weitere Pause, während er lauschte. Ich beobachtete, wie seine Finger über die geschwungene, weiße Narbe rieben, die sich direkt über seinem Herzen befand. Abwesend zeichnete er die Linie nach, wieder und wieder. Ich hatte schon oft beobachtet, wie er das tat. Er rieb diese Narbe wie einen Glücksbringer, wenn er müde war oder ihn etwas aufregte oder ärgerte. Manchmal war es nur eine kurze, gedankenlose Bewegung, als wenn er einen Krümel von seinem Hemd schnippte. Dann gab es diese Momente wie diesen, da das Streicheln seiner Finger beinahe hypnotisch wurde. Es faszinierte mich, ihm dabei zuzusehen, wie seine Finger über die Narbe strichen, die manchmal wie ein Halbmond aussah, oder wie ein Biss oder ein Regenbogen.
    James hob die Brauen. „Nein. Wirklich? Was haben die sich dabei gedacht? Das ist echt Scheiße, Alex. Richtige, verdammte Scheiße. Verdammt, das tut mir leid.“
    Von Begeisterung zu Bedauern in einer halben Sekunde. Das war ebenfalls ungewöhnlich für meinen Ehemann, der sich zwar mühelos von einem Mittelpunkt zum nächsten bewegte, es jedoch immer schaffte, seine Gefühle stabil zu halten. Seine Sprache veränderte sich, während er redete. Ich bin weiß Gott nicht prüde, aber er sagte ziemlich oft „verdammt“.
    Im nächsten Moment erhellte sich sein Gesicht. Er setzte sich auf, streckte die Knie durch. Das Strahlen seines Lächelns brach hinter den stürmischen Wolken hervor, die sein Gesicht zuvor so finster hatten wirken lassen.
    „Ja? Richtig so! Verdammt noch mal! Du hast es geschafft, Mann, das ist verdammtnocheins fantastisch!“
    Bei diesem Ausbruch konnte ich meine Überraschung nicht länger zurückhalten, aber James sah es nicht. Er hüpfte ein wenig auf dem Bett, sodass die Zeitung raschelte und die wenig beachteten Teile zu Boden rauschten.
    „Wann? Großartig! Das ist … ja, ja! Natürlich! Das ist in Ordnung. Das wird klasse! Natürlich bin ich mir sicher!“ Sein Blick glitt zu mir, aber ich war sicher, dass er mich nicht wirklich sah. Seine Gedanken waren zu sehr mit dem beschäftigt, was drüben in Singapur passierte. „Ich kann’s kaum erwarten! Lass mich wissen, wann. Mach’s gut, wir sehen uns!“
    Mit diesen Worten legte er auf und warf sich mit einem so breiten und lebhaften Grinsen gegen das Kopfteil, dass er fast ein bisschen wahnsinnig aussah. Ich wartete, dass er anfing zu reden, um die großen Neuigkeiten mit mir zu teilen, die ihn so sehr in Erregung versetzten. Ich wartete etwas länger, als ich erwartet hätte.
    Gerade als ich kurz davor war, ihn zu fragen, drehte James sich zu mir um. Er küsste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher