Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
Jesus musste drei Tage lang die Hölle durchwandern, bevor die Himmelspforten sich für ihn öffneten.«
    Ich sah Naumann an. »Als ob Sie an Gott glauben würden …«
    »Tut das nicht selbst der Teufel? Dieses Ding , wie du es nennst, ist das Einzige, was dich die Chance wahren lässt, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Es kann beweisen, dass du auf deinem Ausflug nach Sisophon nicht du selbst warst und somit für deine Taten auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden kannst – sofern du kooperierst.«
    »Und falls ich mich weigere?«
    »Bleibst du entweder den Rest deines Lebens eingesperrt oder wanderst in eine Organbank, solange du das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten hast.« Er ließ sich von Liju eine Aktenmappe reichen. »Momentan bist du für die Behörden nicht mehr als ein krankes Schwein.« Unsere Blicke trafen sich für einen Sekundenbruchteil. »Und das weißt du, nicht wahr? Aus diesem Grund bist du schließlich bei uns.« Mit gleichgültigem Gesichtsausdruck schlug er die Mappe auf und blätterte durch eine Handvoll Fotografien. »Ziemlich viele Leute in Sisophon sind inzwischen gar nicht gut auf dich zu sprechen. Du hast mit diesem Killing-Fields- Ausflug deinen hiesigen Aufenthalt in den Augen der Öffentlichkeit nicht nur legalisiert, sondern zu einem Politikum gemacht. Dass du kein Einheimischer bist, spielte dem Gericht dabei in die Karten. Ich habe deinen Einweisungsbeschluss hier, mit Segen und Siegel.« Er zeigte mir ein in Khmer verfasstes, mit zahlreichen Stempeln und Paraphen versehenes Dokument. »Laut Gutachten bist du eine Gefahr für die Allgemeinheit. Die Bevölkerung kann daher sorgloser schlafen, wenn sie dich nicht in Freiheit weiß.« Naumann zog eines der Fotos aus der Mappe und betrachtete es mit einem undefinierbaren Funkeln in den Augen. Es besaß annähernd die Größe des Ordners und war auf der Rückseite mit unleserlichen Abugidas beschriftet. Naumann drehte es in den Fingern, sodass ich es sehen konnte. »Muss wirklich Spaß gemacht haben …«
    Es war eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Zwei Drittel des Fotos wurden von Flecken und Schmierspuren eingenommen, in deren Zentrum ein entstellter nackter Körper lag. Das Weiße waren die Fliesen eines Badezimmers. Das Schwarze war Blut.
    »Ästhetisch, nicht wahr? Neoexpressionismus mit Frauenleiche.« Naumann legte das Foto vor mir auf die Matratze. »Verleiht dem Begriff Action-Painting eine ganz neue Facette. Inmitten dieser Sauerei hat man Spermaspuren von dir gefunden …«
    »Das war nicht ich.«
    »Ach nein?« Naumann wandte sich zu Liju um. »Stimmt das?«
    Die Aufseherin hob die Augenbrauen, lächelte schief und schwieg.
    »Nun, mein Junge, ich bin sicher, dass alles seine Ord…« Ein Hustenanfall raubte ihm die Stimme. Naumanns Augen quollen aus den Höhlen, die Luft pfiff durch seine Bronchien und zwang ihn zu Schnappatmung. Mit rot angelaufenem Gesicht wedelte er mit der Akte, klemmte sich das Foto unter den Arm, griff in seine Manteltasche und zog einen Inhalator hervor. Nach zwei Zügen normalisierte sich sein Atem wieder.
    »Kleines Andenken an den Gasangriff auf Chi Phu«, entschuldigte er sich launisch und steckte das Spray weg.
    Ich kam nicht umhin, schadenfroh zu lächeln. »Beten Sie, dass niemals jemand auf den Gedanken kommt, Ihnen das Ding aus der Tasche zu ziehen«, sagte ich. »Ersticken ist ein Scheißtod.«
    Naumanns Mundwinkel zuckten. Er warf einen Blick zu den beiden Wärtern, als wollte er prüfen, ob sie meine Worte verstanden hatten. Die beiden lächelten, hielten jedoch ebenso den Mund wie Liju.
    »Eine weitere Bemerkung dieser Art, und ich stelle dich für eine Organspende zur Verfügung. Es macht keinen Spaß, ohne Anästhesie eine Niere entfernt zu bekommen, Daniel.«
    »Sicher.« Ich starrte auf das Foto vor mir. »Natürlich nicht.«
    Während Naumann schweigend den Polizeibericht aus Sisophon las, beobachtete ich die beiden Asiaten. Ihr dämliches Grinsen schien unheilbar zu sein. Ich schnitt eine Grimasse, woraufhin ihr Lächeln erstarb. Also doch nicht chronisch. Allmählich ließ die Wirkung der Beruhigungsmittel nach. Ich konnte wieder klarer denken, vermied es jedoch, dies meinem Besuch allzu offen zu zeigen.
    »Als die Beamten eintrafen, lagst du vollgedröhnt auf dem Flur, warst von Kopf bis Fuß mit Blut beschmiert und hattest deinen Schwanz in der Hand.« Naumann sah mich an. »Richtig so weit?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich war ohnmächtig.«
    »Erinnerst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher