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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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Wichtigste am ganzen Plan, kapiert?«
    Dann herrschte Stille in dem großen Saal – absolute Stille, in der man nur das eifrige Kratzen der Feder auf dem Pergament vernahm.
    Jefferson stand hinter Franklin, blickte ihm über die Schulter und nickte von Zeit zu Zeit. »Vergiß nicht, einzufügen, daß ich vorläufig der Boß bin«, sagte er. »Und schreib auch, daß wir einen Schatzmeister brauchen.«
    Franklin nickte ungeduldig. »Ist alles aufgeschrieben«, sagte er. »Keine Sorge.«

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    »Glaubst du, sie werden unterschreiben?«
    »Sicher werden sie. Ist doch nur logisch. Gleich nach den Artikeln über Freiheit und Unabhängigkeit muß die Regelung über eine vorläufige Regierung festgehalten werden. Dagegen kann niemand einen Einwand vorbringen. Ich frage mich ohnehin, warum sie das ursprünglich ausgelassen haben.«
    »Was schaust du mich dabei an?« sagte Jefferson. »Woher soll ich’s denn wissen?«
    »Nun, schließlich sollst du doch der Verfasser sein.«
    »Ach ja, richtig.«
    Franklin beendete den letzten Satz, lehnte sich im Stuhl zurück und deutete mit der Federspitze auf Jeffersons Brust.
    »Huste«, sagte er.
    Jefferson hustete.
    »Noch mal. Lauter.«
    »Was soll denn der Blödsinn?«
    »Du hast eine Kehlkopfentzündung«, bedeutete ihm Franklin. »Und zwar eine ziemlich schlimme. Deshalb kannst du nicht sprechen. Wenn dich irgend jemand etwas fragt, hustest du nur. Kapiert?«
    »Klar. Ich wollte sowieso nichts sagen.«
    Franklin wandte sich Hancock und Thomson zu. »Ihr beide unterschreibt und verschwindet am besten. Wenn der Haufen eintrudelt, verschwindet ihr ins Hinterzimmer und haltet die Burschen dort im Auge. Ich werde schon eine Begründung dafür erfinden, daß ihr nicht da seid. Ich kann es einfach nicht riskieren, daß euch jemand in die Zange nimmt und Fragen stellt. Verstanden?«
    Die beiden Männer nickten.
    »Hier. Ihr beide unterschreibt zuerst.« Als John Hancock nach der Feder langte, kicherte Franklin unterdrückt: »Schreib deinen John Hancock einfach hierher.«
    Hancock unterzeichnete mit einem riesigen Schnörkel. Dann gab er Charles Thomson die Feder.

    140

    »Denk daran, daß du der Sekretär bist«, sagte Franklin, als Thomson die Feder in das Tintenfaß tauchte. »Was ist los? Ist die Feder zu ungewohnt für dich?«
    »Sicher ist sie das«, sagte Thomson. »Und diese Klamotten sind reiner Mord, und keiner von uns weiß, wie er reden darf.
    Wir kommen damit einfach nicht durch, Denker. Wir werden Fehler machen.«
    Benjamin Franklin erhob sich. »Wir werden Geschichte machen«, erklärte er. »Ihr braucht nur meine Befehle zu befolgen, dann wird alles klappen.« Er zögerte und hob dann die Hand. »Um es in meinen eigenen – Benjamin Franklins –
    unsterblichen Worten zu sagen: Wir müssen beisammen bleiben, sonst hängen sie uns einzeln.«

II
    In Philadelphia waren sie schon lange Zeit beisammen gewesen
    – Sammy Nunzio, Mush und Denker Tomaszewski. Sie hatten ein paar Dunkelgeschäfte gemacht, ein bißchen mit Drogen gehandelt, aber meistens waren sie als Buchmacher tätig.
    Sie hatten sich ganz schön etabliert, insbesondere, seit der Denker zu ihnen gestoßen war. Der Denker war ein typischer Winkeladvokat, mit akademischem Titel, Büro und allem, was dazugehörte, und er bildete die Fassade des Unternehmens. Das Komische daran war, daß Denker Tomaszewski auch ein reguläres Anwaltsbüro hatte und ohne weiteres auch ohne krumme Touren ausgezeichnet hätte leben können.
    Aber er hatte sich ihnen, zumindest zu Anfang, des Abenteuers wegen angeschlossen.
    »Ich kann es mir nur so erklären«, hatte er zu ihnen gesagt,
    »daß ich anscheinend kein Superego habe«.
    Immer mit diesen hochtrabenden Ausdrücken, das war der Denker.
    Und diese hochtrabenden Ausdrücke waren es auch, die sie schließlich in Schwierigkeiten gebracht hatten. Am Anfang war 141

    alles prima gelaufen. Mit seinem Büro als Tarnung hatten sie sich einen besseren Kundenstamm heranziehen können – nicht die miesen Typen mit ihren Zwei-Dollar-Einsätzen, sondern wirklich gut betuchte Wetter. Er trieb sie Sammy, Nunzio oder Mush zu, und die schlossen die dicken Wetten ab.
    Sie machten auch dicke Profite. So dicke Profite, daß sie schließlich selbst ein paar Einsätze riskieren mußten. Zum Beispiel bei so großen Nummern wie Mickey Tarantino. Natürlich gingen sie gewitzt vor und riskierten nur etwas, wenn sie sichere Tips hatten, zum Beispiel, daß eines der Pferde gedopt werden sollte.
    Aber
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