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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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noch mal? Gehen Sie sofort an Bord zurück, und kümmern Sie sich um die Verwundeten! Wer hat Ihnen erlaubt, Ihre ärztlichen Pflichten zu vernachlässigen?« Auch der Fürst wurde noch mit einem flüchtigen Lächeln bedacht, dann aber nahm ein Mann seine Aufmerksamkeit in Anspruch, der mit seinem langen Gesicht und seiner scharfen Nase unwillkürlich an eine Ratte erinnerte.
    »Kapitän Hornblower? Mein Name ist Ford.«
    Hornblower wollte die gebotene Rechte ergreifen, wurde jedoch gewahr, daß er dazu erst den Faustriemen des Entermessers lösen und die Waffe in die andere Hand nehmen mußte.
    »Ende gut, alles gut«, sagte Ford. »Sie sind noch rechtzeitig herangekommen, aber es war allerhöchste Zeit.«
    Es hatte keinen Zweck, einem Rangälteren klarmachen zu wollen, was er falsch gemacht hatte. Sie standen auf der Laufbrücke der gekaperten Castilla und schüttelten einander ohne viele Worte die Hände. Dabei wanderten ihre Blicke über die drei Schiffe, die zerschlagen und zerfetzt aneinanderhingen.
    Weit in Lee trieb immer noch ein langgestreckter Schwaden Pulverdampf und verlor sich ganz allmählich im Blau des Himmels und der See.

21. Kapitel
    In der dumpfen Hitze des Morgens läuteten wie alle Tage die Kirchenglocken von Palermo. Ihr Klang hallte über die weite Conca d'Oro, die goldene Muschel, die die kostbare Perle Palermo in ihrer Schale birgt. Hornblower hörte das Geläute, als er mit der Atropos einlief, sein Echo wanderte vom Monte Pellegrino bis Zaffarano, es war wirklich das unangenehmste aller musikalischen Geräusche, die die Menschen vollführten, und ging ihm am meisten von allen auf die Nerven. Er sah ungeduldig nach der Nightingale hinüber. Wann wollte Ford als der Ältere endlich mit dem Salut beginnen, damit das Krachen der Geschütze diesen schmerzenden Lärm übertönte? Wären die dummen Glocken nicht gewesen, dann hätte er sich als Mitwirkender bei diesem erhebenden Schauspiel vorbehaltlos glücklich gefühlt. Die Nightingale hielt mit ihrer Nottakelage die Spitze, aus ihren Speigatten strömte das klare Wasser von den Pumpen, die sie mit Mühe und Not über Wasser hielten. Ihr folgte die Atropos , deren Bordwand von zahlreichen Treffern durchsiebt und mit rohbehauenen Pfropfen gedichtet war, den Beschluß bildete die ebenso zerfetzte und zerschlagene Castilla mit der stolzen Kriegsflagge Englands über dem Rot und Gold des spanischen Königreichs. Sicherlich wurden sogar die Sizilianer irgendwie von der Dramatik dieser Ankunftsszene gepackt; das Schönste war aber doch, daß auch drei englische Kriegsschiffe im Hafen lagen, die sie beobachten konnten. Dort rissen die Mannschaften gewiß Mund und Augen auf, weil sie begriffen, was sich schon im Äußeren der einlaufenden Schiffe ausdrückte. Sie wußten um den Lärm und die Hitze des Kampfes, um die Leiden der Verwundeten und die herzzerreißende Feierlichkeit der Totenbestattung.
    Ganz Palermo legte die Arbeit aus den Händen und hielt Ausschau, als die drei Schiffe ihre Anker fallen ließen, als sie ihre Boote - auch sie waren nur noch zusammengeschossene, in aller Eile wieder geflickte Wracks - zu Wasser brachten und alsbald ein reges Treiben entfalteten. Zuallererst kamen die Verwundeten an Land und ins Lazarett, ein Boot nach dem anderen voll armer, stöhnender oder in ihren Schmerzen verstummter Menschen. Ihnen folgten die Gefangenen - auch sie boten einen tragischen Anblick, waren sie doch Söhne einer stolzen Nation, die nun, mit dem Stigma der Niederlage behaftet, einem Leben zwischen düsteren Kerkermauern entgegengingen. Aber damit waren die Transporte noch immer nicht zu Ende. Es galt, die vierzig Mann, die die Atropos der Nightingale zur Verfügung gestellt hatte, durch eine andere Mannschaft zu ersetzen. Die Abgelösten kamen hager und hohlwangig, schmutzig und mit dichten Stoppelbärten an Bord zurück, sie schliefen schon im Boot auf ihren Duchten ein und sackten, kaum daß sie das Deck betreten hatten, wie Tote zwischen den Geschützen zusammen. Das war kein Wunder, da sie immerhin elf Tage und Nächte ununterbrochen geschuftet hatten, um die zerschossene Nightingale nach ihrem Siege einbringen zu helfen.
    Es gab so viel zu tun, daß Hornblower erst am Abend Zeit fand, die beiden an ihn gerichteten Briefe zu öffnen, die ihn mit der Post erwarteten. Der zweite davon war erst sechs Wochen alt, er hatte eine rasche Reise von England hierher gemacht und auch nicht lange zu warten brauchen, bis die Atropos in Palermo,
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