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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
Autoren: David Weber
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habe, was getan werden musste, und dass ich es wieder tun würde. Und was die Anhur angeht, glaube ich, das ist die Frage, die du dir stellen solltest. Du hast schon gesagt, dass du es wieder tun würdest, wenn du müsstest. Heißt das nicht, dass es getan werden muss? Dass du es tun musst, um dir treu zu bleiben? Und wenn dem so ist, wieso solltest du dich deswegen schuldig fühlen?«
    Er sah sie mehrere Sekunden lang still an und nickte langsam.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob in deiner Argumentation nicht ein gewaltiges Loch klafft, aber deshalb hast du noch nicht unrecht. Ich muss darüber nachdenken.«
    »O ja«, stimmte sie ihm mit einem schiefen Lächeln zu. »Du musst darüber nachdenken, Paulo. Lange. Mir ging es nicht anders! Und glaub bloß nicht, dass ich keine Gewissensbisse hätte wegen dem, was der Anhur zugefügt wurde. Man müsste einen Defekt haben, wenn es anders wäre. Aber wenn du versuchst, dir die Blutschuld des ganzen Universums auf die Schultern zu laden, richtest du dich nur zugrunde.«
    »Das ist ... äh, ein ... sehr tiefschürfender Rat.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie fröhlich. »Ich gebe nur wieder, was Meister Tye mir nach Chicago gesagt hat. Er ist viel tiefschürfender als ich. Wenn man's recht überlegt, sind übrigens die meisten Menschen tiefschürfender als ich.«
    »Stell dein Licht nur nicht unter den Scheffel.«
    »Sicher, sicher.« Sie winkte ab, und er zeigte ihr kopfschüttelnd das vielleicht erste vollkommen offene Lächeln, das Helen je an ihm gesehen hatte. Es schenkte seinem gewohnten, distanzierten Gesicht einen völlig anderen Ausdruck, und sie neigte den Kopf zur Seite.
    »Hör mal«, sagte sie. Sie empfand wieder eine gewisse Verlegenheit, aber sie wollte sich nicht davon abschrecken lassen. »Es geht mich vielleicht nichts an, aber warum . na ja, warum ziehst du dich immer so sehr in dich selbst zurück?«
    »Das mache ich nicht«, entgegnete er augenblicklich. Sein Lächeln verschwand, und nun schüttelte ihrerseits Helen den Kopf.
    »O doch, das tust du. Und ich bemerke allmählich, ich kapiere noch langsamer als sonst, dass du es nicht aus den Gründen tust, die ich vermutet habe.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest«, sagte er steif.
    »Ich rede davon, dass du dich nicht deswegen so zurückhältst, weil du dich für etwas Besseres hältst.«
    »Was tue ich?« Er starrte sie so offensichtlich verdutzt an, dass sie lachen musste.
    »Na ja, das war eben mein erster Gedanke. Und ich kann manchmal geistig ein bisschen träge sein. Manchmal komme ich einfach nie über Numero eins zu Numero zwo oder gar Numero drei.« Sie zuckte die Achseln. »Wenn ich jemanden sehe, der offensichtlich sehr viel Geld für Bioskulptur ausgegeben hat, nehme ich automatisch an, dass er eine hübsch hohe Meinung von sich selbst haben muss.«
    »Bioskulptur?« Er starrte sie noch immer an, und plötzlich lachte er auf. Es war kein fröhlicher Laut, und er schnitt eine Grimasse, während er sein Gesicht berührte. »Bioskulptur? Du glaubst, es war Bioskulptur?«
    »Äh ... ja«, sagte sie ein wenig abwehrend. »Willst du mir weismachen, es wäre keine?«
    »Allerdings«, sagte er. »Es war keine Bioskulptur. Es sind meine Erbanlagen.«
    »Du willst mich wohl verscheißern!« Sie musterte ihn misstrauisch. »Menschen kommen nicht mit solch gutem Aussehen auf die Welt, ohne dass jemand nachgeholfen hat, Mr d'Arezzo!«
    »Ich habe nicht behauptet, dass es natürliche Erbanlagen wären«, sagte er, und seine tiefe, melodische Stimme klang plötzlich so schroff, dass Helen sich kerzengerade aufsetzte. Ihre Blicke trafen sich, und das kühle Grau hatte alle Kühle verloren. Es brannte, war heiß wie geschmolzener Quarz. Und dann, unvermittelt, schockierend, streckte er ihr die Zunge heraus.
    Helen kannte die Gebärde - sie hatte sie schon bei >Terroristen< wie Jeremy X und bei Gelehrten wie Web Du Havel gesehen. Noch nie allerdings hatte sie den genetisch aufgeprägten Strichcode eines gentechnisch maßgeschneiderten Sklaven auf der Zunge eines Offizierskameraden gesehen. Paulo zeigte ihn ihr vielleicht fünf Sekunden, dann schloss er den Mund wieder. Seine grauen Augen loderten noch immer.
    »Wenn du meinst, dass ich gut aussehe«, sagte Paulo bitter, »dann hättest du meine Mutter sehen sollen. Ich habe sie nie zu Gesicht bekommen jedenfalls erinnere ich mich nicht an sie. Sie starb, als ich noch kein Jahr alt war. Aber mein Vater hat sie mir oft genug beschrieben. Er musste
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