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Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3

Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3

Titel: Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3
Autoren: PeP eBooks
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sobald Hannah sich den Ring an den Finger steckt.«
    »Und falls wir das überleben sollten«, Tanja bebte vor Wut, »dann kommen die D.R.Z.R.O.P.s dem Verhungern und Erfrieren ganz sicher zuvor.«
    »Genau«, sagte Tujane, doch ihre brüchige Stimme war im Kreischen der Pinguine, das aus den Gängen der Eiswand zu ihnen herüberwehte, kaum mehr zu hören.

Besuch aus der Hölle

    uch Hannah hörte das Kreischen der Orka-Pinguine. Sie schielte zur schier unendlichen Eiswand hinüber, zog, als sie sich vorstellte, wie sie einstürzen würde, den Kopf ein, kräuselte ihre Nase, wie Mädchen das tun, wenn sie nicht wollen, dass ihr Vater sie schimpft, und kaute verlegen auf der Unterlippe.
    »Verfuchst. Wenn ich keine Piratin wär, hätte ich jetzt ganz bestimmt ein schlechtes Gewissen. Ein verfuchst-verteufelt schlechtes Gewissen«, nuschelte sie und wischte sich dann zusammen mit dem Rotz alle Skrupel von der Seele.
    »Aber ich bin eine Piratin!«, sagte sie leise und verzog ihr Unschuldsengelsgesicht zu einer verschmitzten Grimasse: »Ich bin die beste Piratin der Welt!«
    Sie schielte auf ihre Faust und betrachtete den kleinen Ring aus Jade, Silber und Eisen.
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich werde es sein. Sobald ich das richtige Kleid anhabe, die richtigen Schuhe und den passenden Hut. So lange, kleiner Zauberring, musst du dich noch gedulden.«
    Sie küsste das Schmuckstück, warf einen letzten Blick zurück zum Palast und bevor dieser hinter einem Eisberg verschwand, winkte sie ihren Freunden aufmunternd zu.
    »Und so lange habt ihr noch Zeit, euch so richtig zu ärgern.«
    Sie lachte vor Freude, drehte sich um und rannte über die Brücke und die dahinter liegende Treppe hinauf zum stolz erhobenen Heck, wo sie, noch immer lachend, ihre Kleiderkammer betrat.
    Doch das Lachen verging ihr und verwandelte sich schon viel früher, als sie gedacht hätte, in Verzweiflung und Wut. Hannah gefiel sich in nichts, was sie anzog. Nichts, was sie aus ihren Schränken riss, konnte die Erwartung erfüllen, die sie mit der »besten Piratin der Welt« verband. Kein Dreispitz, kein Rock oder Kleid, ja, noch nicht einmal eines der tausend Paar Schuhe, die den Boden in ihrer Kajüte bedeckten, wurde der schlichten Magie des kleinen Ringes gerecht. Hannah fluchte und schimpfte. Sie raufte sich die Haare, zerstampfte fünf Hüte, zerriss Kleider und Hosen und warf ihre Schuhe gleich im Dutzend durchs Fenster ins Meer.
    »Das ist deine Vergangenheit«, zischte sie schnaubend. »Das ist deine Kinderstube. Du wirst sie nicht los. Egal welchen Pakt mit dem Teufel du eingehst. Du bleibst doch die Alte. Sie hielt sich die Ohren zu, damit sie ihre Selbstvorwürfe nicht mehr mit anhören musste. Sie stöhnte und schrie und dann, nach dem dritten Nervenzusammenbruch, starrte sie auf den Ring.
    Der lag schlicht und einfach auf einem Kissen aus Samt: Ein kopfloser Drache aus türkisfarbener Jade, der sich um zwei Reifen aus Silber und Eisen wand.
    »Komm!«, raunte sie, um sich selbst zu ermutigen. »Komm, vergiss all die Kleider. Steck ihn dir einfach nur an. Zieh ihn über den Finger. Er ist doch Schmuck und Zierde genug!«
    Sie nahm den Ring vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen, schloss ihre Augen und führte ihn an den Mittelfinger der anderen Hand. Sie spürte das heiße Verlangen, sie verzehrte sich nach ihm. Gleich war es vollbracht. Gleich war sie die beste Piratin der Welt.
    Da stöhnte sie wieder. Sie raufte sich die Haare. Sie fluchte und schrie und dann begann alles von vorn. Die Hüte, die Kleider und die tausend Paar Schuhe. Hannah konnte nicht anders. So war sie geboren. Sie zog sich mindestens hundert Mal um und als sie endlich fertig war, zog sie verzweifelt etwas anderes an. Ein Paar andere Schuhe oder ein anderes Halstuch. Ein anderer Gürtel oder doch wieder der von zuvor …
    So verging diese Nacht und als sie und der Rochen das Eismeer hinter sich ließen, als der Mond unbemerkt hinter dem letzten Eisberg versank, schlief Hannah, nur mit Mieder und Hose bekleidet, neben dem Ring auf dem Kissen aus Samt.
    Sie schlief und träumte von einer Zeit, die niemand außer ihr kannte. Die niemand außer ihr kennen durfte. Zumindest niemand aus der Welt der Piraten. Weder Will, noch Jo oder Moses und ihre Twins. Doch mit Hilfe des Rings würde sie dieses Geheimnis begraben, so wie die Eiswand ihre Freunde begraben würde.
    Bei diesem Gedanken fröstelte sie und sie schlug kurz die Augen auf, als müsste sie sich noch einmal
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