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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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sonderlich. Er hatte nichts in der Hand und musste nun die Nadel im Heuhaufen finden. Es könnte jeder gewesen sein. Keine Fingerabdrücke, nichts am Tatort, was ihm hätte weiterhelfen können. Nun musste er sich wieder ganz auf sein Gespür verlassen.

     
     
    „Professor Moltow! Machen Sie den Anfang! Folgen Sie mir bitte!“, sagte der FBI Ermittler wenig höflich während alle erwartungsvollen Gesichter auf ihn schauten. Moltow gehorchte und sprang gleich auf.

     
     
    Im Verhörraum 1 war es kühl. Offenbar wude die Klimaanlage zu kalt eingestellt, denn es gab kein Fenster und keine Heizung. Nur blanke graue Betonwände und vier Kameras in jeder Ecke. In mitten des Raumes stand ein Tisch mit vier einfachen Holzstühlen daran. Beide nahmen sich gegenüber platz.

     
     
    „Professor, gleich die wichtigste Frage zuerst: Haben Sie Professor Horitsch umgebracht?“ Richardson liebte es die Leute so aus der Reserve zu locken und sie mit unerwarteten Fragen zu schockieren.

     
     
    „Natürlich nicht. Ich habe meinen Kollegen sehr geschätzt und bedaure seinen Tod zutiefst!“, antwortete der Professor mit einer gewissen Entrüstung.

     
     
    „Wo waren Sie gestern sagen wir zwischen acht und Mitternacht?“, fragte der FBI Ermittler unbeeindruckt weiter.

     
     
    „Zu Hause, wo denn sonst? Ist es alles was Sie mich fragen werden – ob ich verdächtig bin?“, erwiderte Moltow schroff.

     
     
    „Was sollte ich Sie denn sonst fragen?“, entgegnete Richardson neugierig.

     
     
    „Na zum Beispiel, wen ich verdächtigen würde!“

     
     
    „Na dann legen Sie mal los!“

     
     
    Moltow war ein überaus gepflegter Mann. Er benutzte ein markantes Aftershave, welches Richardson gleich zu Anfang bemerkte. Es lag immer ein gewisser Unterton in seiner Stimme, der zu seinem manipulierenden Wesen passte.

     
     
    „Sie sollten sich mal diesen Stanley, seinen ehemaligen Assistenten vorknöpfen. Der hatte gleich ein Problem mit der Tatsache, dass ein Gen für seine Andersartigkeit verantwortlich sein soll. Sie müssen wissen, dass er schwul ist!“ Moltow lehnte sich genüsslich in seinem Stuhl zurück und wartete die Reaktion seines Gegenübers ab.

     
     
    „Aha“, sagte Richardson schließlich ganz entspannt. „Und wie sehen Sie die ganze Sache?“

     
     
    “Wenn Sie mich fragen, war diese ganze Präsentation und der Medienrummel über das Gen verfrüht. Es gab noch keinerlei Langzeitstudien oder gar Erforschung am lebenden Objekt über die Auswirkungen. Für mich ist die ganze Sache immer noch sehr umstritten!“

     
     
    „Nun gut, Professor. Wir werden Ihre Aussage überprüfen. Sie können vorerst gehen. Schicken Sie mir bitte diesen Stanley herein!“

     
     
    Moltow stand zufrieden auf und nickte bejahend. Dann verschwand er.

     
     
    Als Stanley Meyer den Verhörraum betrat, wirkte er verschüchtert und traurig. Er konnte seine von Tränen verquollenen Augen nicht vor Richardson verbergen. Langsam setzte sich der junge Mann und faltete seine Hände in seinem Schoß zusammen.

     
     
    „Stanley – ich darf Sie so nennen?“ Stanley nickte bejahend. „Wie standen Sie zu Ihrem Professor? Waren Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?“

     
     
    Der junge Mann nickte abermals und ein unmerkliches Zucken durchfuhr ihn. Dann fasste er sich schließlich Mut und begann zu reden. „Er war mein Mentor. Ich habe sehr gern mit ihm zusammen gearbeitet!“

     
     
    „Es wurde gemunkelt, dass Sie ein Problem mit dem Genfund ihres Professors hatten. Stimmt das?“, bohrte der FBI Ermittler weiter.

     
     
    „Zuerst ja. Das stimmt. Ich fand, dass meine Persönlichkeitsrechte verletzt würden, wenn es ans Tageslicht käme, dass ein Gen für meine Homosexualität verantwortlich sei!“

     
     
    Richardson kräuselte überrascht seine Augenbrauen. „Ach so? Wie denn das?“

     
     
    „Nun ja. Meine gelebten Erfahrungen, einfach alles, was ich bin wird hier hinterfragt. Verstehen Sie?“

     
     
    Richardson schüttelte mit dem Kopf. Er musterte den Jungen, der mit seinen abgetragenen Jeans und knittrigem Hemd eher keinen guten Eindruck machte.

     
     
    „Wissen Sie, als ich das erste Mal gemerkt habe, dass ich anders bin?“, machte Stanley weiter.
    „Ich war damals bei meiner Mutter im Lebensmittelgeschäft, als mich eine Arbeitskollegin in den Kühlraum zog und überall befummelte.“ Stanley stockte kurz und schluckte merklich.

     
     
    „Es war so eklig. Überall lagen Fleischstücke herum
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