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Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Titel: Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Autoren: Simon Singh
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Besonderen zelebrieren. Beide Serien haben das Geekosystem bereichert.
    Viele Nicht-Nerds halten den mathematischen Mummenschanz bei den Simpsons und Futurama wahrscheinlich oft für oberflächlichen Blödsinn, aber damit würden sie die Intelligenz und die Hingabe der zwei mathematisch begabtesten Autorenteams in der Geschichte des Fernsehens verkennen. Die Autoren haben sich mutig für Mathematik aller Art eingesetzt, von Fermats letztem Satz bis zu ihrem selbst entwickelten Futurama -Theorem.
    Unsere Gesellschaft bewundert zu Recht große Musiker und Literaten, doch der einfache Mathematiker wird selten auch nur erwähnt. Mathematik gilt offensichtlich nicht als Teil unserer Kultur. Stattdessen haben viele Angst vor Mathematik. Mathematiker sind oft Opfer des Spotts.
    Trotzdem schmuggeln die Autoren der Simpsons und von Futurama seit fast einem Vierteljahrhundert zur besten Sendezeit komplexe mathematische Konzepte ins Fernsehen.
    An meinem letzten Tag bei den Autoren in Los Angeles war mir klar, dass sie stolz auf ihr mathematisches Erbe waren. Gleichzeitig trauerten manche von ihnen ihren mathematischen Karrieren ein wenig hinterher. Sie hatten ihre Träume von Beweisen großer Theoreme für die Chance beiseitegeschoben, die sich ihnen in Hollywood geboten hatte.
    Als ich dieses Thema ansprach, gab David X. Cohen zu, er habe noch immer Bedenken, ob seine Entscheidung für das Fernsehen und gegen die Forschung richtig gewesen war: »Da kommen die ganzen Selbstzweifel wieder hoch, die uns Autoren quälen, vor allem diejenigen, die eine Karriere in Naturwissenschaft und Mathematik hinter sich gelassen haben. Für mich kann man mit einer guten Ausbildung nichts Besseres machen, als etwas Neues zu entdecken. Das Wissen der Menschheit über die Welt zu erweitern, ist die würdigste Art, um Spuren in der Welt zu hinterlassen. Hätte ich das geschafft? Möglicherweise nicht. Also habe ich vielleicht die richtige Entscheidung getroffen.«
    Er hat zwar keine radikal neue Computertechnologie erfunden und auch nicht das Rätsel um P = NP oder P ≠ NP gelöst, dennoch hat Cohen das Gefühl, er habe einen indirekten Beitrag zur Forschung geleistet: »Ich hätte mein ganzes Leben sehr gerne als Forscher verbracht, aber ich glaube, dass die Simpsons und Futurama Spaß an Mathematik und Naturwissenschaften vermitteln, und vielleicht haben wir so Einfluss auf eine neue Generation von Forschern genommen. Und vielleicht schafft einer von ihnen das, was ich nicht geschafft habe. Der Gedanke tröstet mich und lässt mich nachts gut schlafen.«
    Ken Keeler sieht seine Zeit als Mathematiker als Teil seiner Entwicklung hin zu einem Comedy-Autor: »Alles, was in unserem Leben geschieht, beeinflusst uns. Und ich glaube, die Jahre als Doktorand haben mich zu einem besseren Autor gemacht. Ich bereue auf jeden Fall nichts. Ich habe 1729, eine in der Mathematik historisch signifikante Zahl, als Seriennummer für Bender gewählt, und ich glaube, dass dieser Gag allein meine Doktorarbeit rechtfertigt.
    Ob mein Doktorvater das genauso sieht, ist eine andere Frage.«

ANHANG 1
SABERMETRICS UND FUSSBALL
    Als die Besitzer der Oakland A’s überlegten, eine Profi-Fußballmannschaft zu kaufen, begann Billy Beane darüber nachzudenken, wie sich Sabermetrics auf Fußball anwenden ließ. Aus dieser Zeit stammen Beanes Verbindungen zu englischen Fußballvereinen, darunter Liverpool, Arsenal und Tottenham Hotspur. Doch schon vor Beane hatten andere den Fußball aus mathematischer Sicht betrachtet. Besonders intensiv erforscht wurden die Auswirkungen von Platzverweisen. Diese Frage ist auch für Lisa Simpson interessant, die in »Marge Online« (2007) von ihrem Vater beim Fußballspielen eine rote Karte bekommt.
    Drei niederländische Professoren, G. Ridder, J.S. Cramer und P. Hopstaken, schrieben einen Artikel mit dem Titel »Down to Ten: Estimating the Effect of a Red Card in Soccer« (auf Deutsch etwa: »Da waren’s nur noch zehn: Die Auswirkungen von Platzverweisen im Fußball – eine Einschätzung«), der im Jahr 1994 in der amerikanischen Statistikzeitschrift Journal of the American Statistical Association erschien. Die Autoren stellen darin ein Modell »für die Folgen von Platzverweisen unter Berücksichtigung der individuellen Stärken einer Mannschaft und unterschiedlicher Trefferwahrscheinlichkeit während eines Spiels vor. Genauer gesagt, stellen wir ein zeitlich inhomogenes Poisson-Modell vor mit Spiel-spezifischen Folgen für die
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