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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)
Autoren: Jorge González
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ankamen, und er holte sie am Ende der Show sogar auf die Bühne, um bei der Schlussnummer mit ihr zu tanzen. Alicia war hin und weg.
    Sie sagte mir am nächsten Tag, dass sie sich wie eine Prinzessin gefühlt habe. Ich war unendlich stolz, als ich sah, wie glücklich meine Mutter und meine Schwester waren, weil diese junge Chica ihren Traum leben durfte. Ich glaube, ich hätte als Junge auch gern so einen Onkel wie mich gehabt. Wahrscheinlich macht mir das solchen Spaß, weil ich mit sehr viel Liebe groß geworden bin.
    Auch in diesem Punkt ist Alicia wie ich: Sie ist nicht nur glücklich, wenn sie etwas bekommt, sie ist genauso glücklich, wenn sie etwas geben und anderen eine Freude machen kann. Ich liebe es zwar, Geschenke zu bekommen. Aber ich liebe es noch mehr, welche zu machen. Wenn ich für jemanden etwas Tolles gefunden habe, dann kann ich es kaum erwarten, was der Beschenkte sagen wird. Ich freue mich so sehr auf das Lachen und die Freude, weil es mir umgekehrt genauso ergeht. Wenn ich meiner Familie in Kuba Geschenke mitbringe, dann ist das immer eine Zeremonie. Meine Schwester zum Beispiel reißt das Geschenkpapier auf, sieht ihr Präsent – wie immer ein Paa r weiße High Heels – und schreit: »Ahhhhhhhhh …« Ich liebe es, wenn sie das tut. Das macht mich so zufrieden.
    Deshalb war ich überglücklich, als ich das Gesicht meiner Mutter sah – wie stolz sie war und wie viel Liebe, Zufriedenheit und Glück sie beim Anblick von Alicia und ihrer ganzen Familie empfand. Beide, meine Mutter und meine Schwester, weinten, als sie Alicia da oben beim Tanzen zuschauten. Denn die Chica sah an diesem Abend wie in einem Märchen aus, als sie da wie verrückt in ihren magischen goldenen High Heels tanzte. Sie war wunderschön und auf dem Weg, eine junge Frau zu werden, sah aber zugleich immer noch wie eine Fünfzehnjährige aus.

    Mein größter Luxus
    Kurz nach dem Fest war meine Rückreise nach Deutschland geplant. Als ich am Morgen vor meinem Abflug zu meiner Mutter auf die Terrasse kam, war sie gerade beim Blumengießen. Sie sah mich etwas müde an und sagte: »Ach, niño , heute hab ich wieder solche Schmerzen im Bauch.«
    »Welche Schmerzen?«, fragte ich.
    »Das sind so Stiche hier an der Seite«, antwortete sie und deutete auf ihre Leiste.
    »Warst du schon beim Arzt?«, fragte ich beunruhigt.
    »Ja ja, er sagt, das sind bloß die Narben vom Kaiserschnitt. Er meint, ich hätte zugenommen, und dann könne das schon mal wehtun.«
    »Aber Mama, wenn das so bleibt, musst du wieder zum Arzt gehen.«
    »Mach dir keine Sorgen, mi negrito . Ich hab den Bauch ja kontrollieren lassen. Es ist alles okay«, versuchte sie mich zu beruhigen. In diesem Moment habe ich nicht gedacht, dass der Arzt falschliegen könnte und bin nach Deutschland zurückgeflogen. Eine Journalistin hat mich mal gefragt, ob ich irgendwas in meinem Leben bereuen würde. Nein, habe ich damals geantwortet. Heute würde ich sagen, dass ich schon etwas bereue. Und zwar, dass ich an dem Morgen nicht nachgebohrt habe. Dass ich meine Mutter nicht sofort gepackt habe und mit ihr zum Arzt gegangen bin. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.
    Ich war gerade mal acht Tage in Hamburg, als ich von meiner Cousine, die Ärztin ist, eine SMS bekam: »Bitte dringend zurückrufen.« Als ich sie endlich am Telefon erwischte, sagte sie mir, was ich schon befürchtet hatte: Meiner Mutter ging es sehr schlecht. Meine Cousine hatte sie zu sich ins Krankenhaus nach Santa Clara zur Untersuchung bestellt, wo sie als Onkologin arbeitete. Das Ergebnis: Gebärmutterkrebs.
    Ich setzte mich ins nächste Flugzeug nach Havanna. Als ich spätabends dort ankam, musste ich erst einmal in der Stadt übernachten, denn es ist zu gefährlich, allein und mitten in der Nacht auf den schlechten Straßen zu fahren.
    Meine Mutter sollte am nächsten Morgen um sieben Uhr im Krankenhaus sein. Ich fuhr noch vor dem Morgengrauen in Richtung Santa Clara los, das etwa zwei Stunden von Havanna entfernt liegt, weil ich unbedingt vor meiner Mutter im Krankenhaus sein wollte, um sie in Empfang nehmen zu können. Sie kam ein paar Minuten nach sieben Uhr in Bademantel und Hausschuhen zur Tür herein und ging ganz langsam, den Blick auf den Boden gerichtet, zum Empfang. Einen Moment schaute sie kurz hoch. Als sie mich sah, breitete sie die Arme aus und lief mit Tränen in den Augen auf mich zu: » Mi negrito .«
    Ich bin, das habe ich euch ja schon erzählt, ein sehr emotionaler Mensch, und
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