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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
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gesehen, das nach Norden zeigt, und zwar im ersten Stockwerk des Westflügels.“
    „Und welche Aufgabe wird Mr Benson übernehmen?“
    Kate hatte die Frage an Williams gerichtet, obwohl Benson eine Armeslänge von ihr entfernt stand. Aber er sprach ja kaum jemals freiwillig, wenn eine Dame anwesend war. Jedenfalls hatte sie das bisher so erlebt. Aber nun wuchs er über sich selbst hinaus.
    „Ich spreche fließend französisch“, stammelte er. „Außerdem bin ich Experte für waffenlosen Kampf. Ich werde Sie bei dieser heiklen Mission beschützen, Miss Fenton.“
    Kate musste sich selbst auf die Zunge beißen, um nicht laut zu lachen. Dieser Knilch wollte für sie den edlen Ritter in der schimmernden Rüstung spielen? Kate fragte sich, ob Benson bewusst war, in wie viele Schlägereien sie in ihrem jungen Leben bereits verwickelt gewesen war. Bisher war sie stets ohne größere Blessuren davongekommen, wenn man von einigen Verstauchungen und Blutergüssen absah.
    Einmal hatte eine streitsüchtige Hure im East End Kate in den Bauch getreten. Der Abdruck der Stiefeletten-Sohle war noch wochenlang auf der Haut zu sehen gewesen. Aber Kate hatte ihrer Widersacherin die Nase gebrochen, was ihrer Meinung nach ausgleichende Gerechtigkeit hergestellt hatte.
    In diesem Moment hatte Kate trotzdem genug Takt, den jungen Kriminalassistenten nicht einfach auszulachen. Benson hatte ihr schließlich nichts getan; er war immer zuvorkommend und korrekt ihr gegenüber gewesen. Dass sie keine romantischen Gefühle für ihn entwickeln konnte, war ja nicht seine Schuld. Also schenkte sie ihm ihr charmantestes Lächeln.
    „Ich freue mich sehr, mit Ihnen auf den Kontinent zu reisen, Mr Benson.“
    Während Kate diese Höflichkeitsfloskel aussprach, wurde sie immer aufgeregter. Sie war noch niemals im Ausland gewesen, hatte ihre Heimatstadt London kaum jemals verlassen. Und sie konnte kein Wort Französisch. So gesehen war es vielleicht doch ganz gut, den Kriminalassistenten an ihrer Seite zu haben. Kate wollte sich jedenfalls lieber auf seine Sprach- als auf seine Kampfkenntnisse verlassen. Von Phineas Fletcher konnte sie sich jedenfalls nicht vorstellen, dass er ein Sprachgenie war. Sie hatte den Wissenschaftler als einen Eigenbrötler kennengelernt, der sich am liebsten in seiner eigenen Werkstatt aufhielt. Und das war nun einmal ein denkbar ungeeigneter Ort, um Fremdsprachen zu erlernen.
    Benson verneigte sich vor Kate. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Miss Fenton. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen – wir sehen uns dann heute Abend am Victoria Flugfeld.“
    Der schüchterne junge Mann hatte diese Sätze halbwegs verständlich von sich gegeben, ohne sich zu verhaspeln oder ins Stammeln zu geraten. Er schloss gleich darauf die Tür von außen.
    „Dann sollen wir also schon das Abend-Luftschiff nach Paris nehmen, Sir?“, vergewisserte sich Kate.
    „Ja, wenn es Ihnen möglich ist. Phineas Fletcher wird sich ebenfalls am Victoria Flugfeld einfinden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Summers muss unbedingt befreit werden, sonst ist sein Leben verwirkt. Und ich hoffe sehr, dass diese verfluchte Paris-Maschine noch nicht einsatzfähig ist. Sonst wäre das eine Katastrophe für die gesamte zivilisierte Welt.“
    Mit diesen düsteren Worten beendete der Inspektor das Gespräch. Als Kate wieder zu ihrem Dampfkutter ging, wurde sie in ihrem Inneren von höchst widersprüchlichen Gefühlen geplagt. Einerseits war sie sehr stolz darauf, dass Williams ihr die Lösung einer so schwierigen Aufgabe zutraute. Andererseits hatte sie noch nie zuvor so bewusst Kopf und Kragen riskiert. Vermutlich würden ihr beim Anflug auf das Gefängnis die Kugeln des Wachtpersonals um die Ohren sausen.
    Trotzig schob sie das Kinn vor. Wenn James zu einer geheimen Mission abreiste, dann konnte sie das genauso gut tun! Ihr Verlobter sollte bloß nicht denken, dass sie in London zurückblieb und ihr Taschentuch nassheulte, bis er sich wieder bei ihr sehen ließ. Eigentlich wollte sie gar nicht wütend auf James sein, denn sie wusste ja, dass seine Aufgaben ihn zu dieser Heimlichtuerei zwangen. Aber in ihrer tiefsten Seele fühlte Kate sich momentan sitzengelassen. Darum tat es ihr doppelt gut, nun ihrerseits ausbrechen zu können.
    „Ich habe etwas außerhalb von London zu erledigen“, sagte sie vage zu ihrem chinesischen Heizer. „Ich gebe dir frei, bis ich zurückgekehrt bin. Deinen Lohn für die nächsten zwei Wochen bekommst du aber schon
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