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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
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fallen.
    „Was erlaubst du dir, du verfluchtes Qualmluder? Ich werde dafür sorgen, dass du deine Lizenz verlierst!“
    Jeder Dampfkutter, der sich am Londoner Himmel tummelte, musste eine deutlich sichtbare Lizenznummer tragen. Das Messingschild mit der dreistelligen Ziffernfolge wurde von der Metropolitan Police vergeben. Und darum konnte der Grobian Kate mit seiner Drohung keineswegs einschüchtern. Kate war zwar eine geheime, aber trotzdem ungemein geschätzte Mitarbeiterin von Scotland Yard.
    Kates Dampfkutter trug die Registrierungsnummer 666 – und nicht nur Zahlenmystiker waren der Meinung, dass diese den Satan symbolisierende Ziffernfolge die einzige passende für eine rothaarige diabolische Kratzbürste wie Katherine Fenton sei.
    Die Pilotin lachte jedenfalls frech, sprang in den Führerstand und schob den Steuerhebel nach vorne.
    „Tun Sie, was Sie nicht lassen können! Ich wünsche noch einen schönen Tag, Sir!“
    Mit diesen Worten ließ Kate ihre Flugmaschine aufsteigen. Der verhinderte Passagier schüttelte wütend seine Faust. Aber Kate konnte nicht mehr verstehen, was er ihr nun zurief. Die Drehflügel bewegten sich nämlich nun unter beachtlichem Lärm und Gestank. Ein Zittern lief durch den eisernen Rumpf der Maschine, während sich der Flugapparat Inch für Inch vom Kopfsteinpflaster erhob, bis der Dampfkutter endlich über den Dächern von London schwebte.
    Der Flug zum Dienstgebäude von Scotland Yard dauerte nicht lange. Im Vergleich zu den mit Droschken und Handkarren und Pferdefuhrwerken überfüllten Straßen und Gassen war der Luftraum über der Hauptstadt noch immer wenig bevölkert. Die Dampfkutter-Piloten hielten stets respektvollen Abstand zueinander. Sie waren sich darüber im Klaren, dass die Rotoren ihrer Flugmaschinen eine große Reichweite hatten. Es kam nur selten vor, dass zwei Dampfkutter miteinander kollidierten.
    Kate landete im Hof des Gebäudes, wo die mit Pferden bespannten Gefangenentransporter und Mannschaftswagen des Überfallkommandos auf ihre Einsätze warteten. Kate wusste, dass die Regierung aus Kostengründen für die Polizei keine Dampfkutter anschaffen wollte. Aber immerhin hatten die Verantwortlichen sich inzwischen dazu durchgerungen, eine Pilotin als geheime Mitarbeiterin zu beschäftigen – nämlich sie selbst.
    „Du kannst jetzt Pause machen, Li Fang“, sagte Kate zu ihrem Heizer, nachdem sie gelandet waren. „Ich habe etwas zu besprechen und weiß nicht, wie lange es dauern wird.“
    Der Chinese nickte gleichmütig und holte seine Thermosflasche mit Tee und sein Behältnis mit kaltem Reis und seltsam aussehenden Fleischstreifen hervor. Kate wusste, dass Li Fang europäischem Essen nichts abgewinnen konnte.
    Ob der Mann aus dem fernen Osten wohl ahnte, dass Kate für die Polizei arbeitete?
    Gesagt hatte sie es ihm jedenfalls nicht. Aber sie konnte ihre Besuche bei Scotland Yard auch nicht vor Li Fang geheim halten. Kate baute einfach auf die Verschwiegenheit des Chinesen. Im Übrigen verließ sie sich auf ihre Menschenkenntnis – obwohl sich Kate in Li Fangs Vorgänger bereits furchtbar getäuscht hatte …
    Doch sie wollte jetzt nicht an den verräterischen O’Leary denken. Stattdessen betrat sie das Gebäude der Kriminalpolizei. Der uniformierte Wächter nickte ihr zu; auch ihm war die schlanke Frau mit den roten Locken und der Lederschürze inzwischen wohlbekannt.
    Inspektor Henry Williams erwartete Kate bereits in seinem Büro. Er war ein freundlicher älterer Mann in einem unmodischen dunklen Anzug. Auf seiner Nase hatte er einen Kneifer befestigt, über dessen Rand hinweg er die Besucherin lächelnd anblickte. „Miss Fenton! Wie schön, dass Sie so schnell zu mir kommen konnten. Nehmen Sie bitte Platz.“
    Kate setzte sich auf den Sessel vor dem Schreibtisch des Kriminalisten. Williams hatte wie immer Stapel von Akten und Papieren vor sich aufgeschichtet. Aber es blieb immerhin noch genug Platz für seinen Federhalter und ein Tintenfass. Der Beamte zog ein Taschentuch aus der Hose und putzte damit umständlich seinen Kneifer. Das tat er öfter, wenn er nach den richtigen Worten suchte. Leider erinnerte der Anblick des Taschentuchs Kate sogleich wieder an den Abschied von ihrem Verlobten. Sie hatte gerade angefangen, sich innerlich damit abzufinden. Doch bevor Kate in Melancholie verfallen konnte, öffnete Williams den Mund.
    „Ich möchte betonen, dass der Auftrag, den ich für Sie habe, absolut freiwillig ist. Es handelt sich um eine sehr
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