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Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Titel: Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Levison
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sein, zumal Unfreundlichkeit gegenüber Polizisten selten was bringt, vor allem für Leute, die ihren Führerschein zum Überleben brauchen. Ein falsches Wort, und du bist das Papier für ein Jahr los, das weiß jeder Taxifahrer. Wir sind schon aus diesem Grund recht gefügige Burschen. Trotzdem hätte ich gerne eine Erklärung für ihre Anwesenheit, immerhin wartet da drüben ein Bierchen auf mich, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, denn wie ich Charlie kenne, hat er bereits für mich bestellt.
    »Also, meine Herren«, sage ich. »Was ist eigentlich los?«
    Ich habe bemerkt, dass mich die beiden Kripoleute jedes Mal bloß anstarren, wenn ich was sage, als wollten sie herausfinden, welche Gedanken sich hinter den eben gesagten Worten verbergen. Ich komme mir vor wie ein Versuchskaninchen in einem Experiment, als würden sie sich in Gedanken immer dann, wenn ich was sage, ihre Notizen machen. Alles über mich interessiert sie, nur nicht, was ich tatsächlich sage.
    »Wo waren Sie Dienstagnacht?«, fragt der Power-Grinser. Während er spricht, zieht er meine Rollos hoch, das eindringende Sonnenlicht beleuchtet meine schmutzverkrusteten Fenster. Auf diese Weise will er mir zeigen, dass er über meine Dinge verfügen kann, dass er hier den Ton angibt. Es handelt sich eindeutig nicht um eine Todesnachricht.
    »Ich hab gearbeitet«, sage ich mit fester Stimme. Diese Leute sollen gehen. Ich will nicht, dass sie meine Rollos hochziehen, wodurch meine Wohnung zu einem Treibhaus wird, sodass die Klimaanlage volles Rohr zu arbeiten beginnt und meine Stromrechnung in die Höhe schießt. Ich will nicht, dass sie herumgehen und mein Badezimmer oder mein Essgeschirr anstarren. Diese Herren sind mir unheimlich, und ich hab definitiv anderes zu tun. »Fragen Sie bei Dillon Cab .« Ich übergebe dem Power-Grinser meine Taxi-Visitenkarte.
    »Ich muss jetzt gehen«, sag ich zum massigen Polizisten, der an der Eingangstür steht. Der macht keine Bewegung.
    Der ältere Typ mit dem schütteren Haar, der nach Zigaretten riecht, ist von seiner Wanderung durch meine Wohnung zurückgekehrt. »Mit denen haben wir bereits gesprochen«, sagt er.
    »Warum seid ihr dann hier?«
    Es folgen einige Sekunden Stille, die Bullen blicken einander an. »Vielleicht sollten wir uns am Revier weiter unterhalten«, sagt der ältere.
    »Unterhalten worüber? Worum geht’s hier überhaupt?«
    »Wir sprechen am Revier drüber«, sagt Power-Grinser. Dann löst er seine Handschellen vom Gürtel und fordert mich auf, mich umzudrehen.
    »Was verdammt …«, rufe ich aus und hebe instinktiv die Arme. Jetzt tritt der große Bulle vom Eingang her auf mich zu. Ich spüre, dass er auf mich losgehen will, und mache einen Schritt zurück. Der ältere Bulle fasst mich fest am Arm und dreht diesen herum, während der vierschrötige Uniformierte auf mich zusteuert: »Nur immer ganz sachte.« Ein paar Sekunden später liege ich mit dem Gesicht nach unten auf meiner Couch, die Knie am Boden. Der große Bulle drückt mir ein Knie in den Rücken, und die Handschellen sind so fest angelegt, dass ich spüre, wie sich das Blut in meinen Handgelenken ansammelt.
    Nachdem man mich wieder aufgerichtet hat, sehe ich Power-Grinser mit zufriedenem Gesichtsausdruck an der Tür stehen. Die beiden anderen sind hinter mir, einer an der linken und der andere an der rechten Schulter.
    »Wir reden unten am Revier weiter«, sagt Power-Grinser fröhlich.
     
    Auf dem Weg zum Polizeirevier gehe ich die Ereignisse von Dienstagabend noch einmal in Gedanken durch, um herauszufinden, was das hier alles bedeuten könnte. Das Einzige, was mir einfällt, ist die Gratisfahrt für die beiden Mädchen. Jemand muss mich da verraten haben, obwohl es mir als Überreaktion erscheint, dass man mir drei Bullen ins Haus schickt, die mich auf die Couch werfen und mir Handschellen anlegen, alles nur wegen einer Gratisfahrt. Wie ernst nimmt der Taxilenkerverband eine derartige Angelegenheit? Mir ist klar, dass es unerwünscht ist, aber ich hab mir niemals Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht.
    Wir fahren auf die Autobahn und dann Richtung Westboro. Raus aus Dallas. Hier geht’s nicht um die Gratisfahrt.
    Die Fahrt ist lange genug, dass mein Adrenalinspiegel Zeit hat, wieder ein wenig runterzukommen, und ich kann wieder normalere Gedanken fassen. Ich stell mir Charlie vor, wie er in der Bar sitzt und sich fragt, wo ich wohl bleibe. Der wird diese Geschichte zum Kreischen finden, wenn wir uns später
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