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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit
Autoren: Jason Dark
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Kloster ist nicht leer. Mir hat eine Nonne geöffnet. Ich denke, sie ist eine von vielen…«
    »Sie war eine von vielen«, unterbrach Bentini ihn.
    Ignatius versteifte. »Moment mal. Was ist denn mit den anderen Schwestern passiert?«
    Bentini winkte und wiegelte ab. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Bruder. Ich habe schon dafür gesorgt, daß sie in Sicherheit gebracht wurden. Wir beide sind bis auf Schwester Anna allein. Sie wollte das Kloster nicht verlassen, weil es einfach zu ihrer Heimat geworden war. Schwester Anna lebt schon beinahe fünfzig Jahre hier. Sie möchte auch hier sterben, aber sie will dem Bösen die Stirn bieten.«
    »Haben Sie die Frau eingeweiht?«
    »Nein, das habe ich nicht. Sie weiß nur wenig, Details habe ich bewußt außen vorgelassen.«
    »Dann müssen wir uns also darauf gefaßt machen, angegriffen zu werden. Von welchen und von wie vielen Feinden auch immer. Habe ich das richtig gesehen?«
    »Es stimmt.«
    Father Ignatius nickte vor sich. »Die Hölle kann ganze Armeen freisetzen oder auch nur bestimmte Diener, wobei mir die Horror-Reiter in den Sinn gekommen sind. Wenn es um prinzipielle Dinge geht, dann werden auch sie sich in den Kampf schicken lassen.«
    »Ja, daran habe ich auch gedacht.«
    »Das ist gut. Aber Sie sind zu dem Entschluß gekommen, daß wir uns beide den Kräften entgegenstellen sollen?«
    Monsignore Bentini setzte sich wieder hin. Er tat es mit einer ungewöhnlich steifen Bewegung, und er blickte Father Ignatius über den Schreibtisch hinweg an. »Es ist wahr, daß wir nur zu zweit sind. Aber es ist auch sicher, daß dies nicht so bleiben muß. Noch haben wir eine Galgenfrist, die wir nutzen sollten.«
    »Wie meinen Sie das?« Ignatius hatte bei dieser Frage die Augen leicht verengt.
    Über das kantige Gesicht huschte ein Lächeln. Bentini streckte den Arm aus. »Dort steht ein Telefon. Sie brauchen nur den Hörer abzuheben und einen bestimmten Anruf tätigen.«
    Father Ignatius saß starr. Er fragte nicht, aber er wußte, wen sein Gegenüber gemeint hatte. Der Mönch nickte nur. Er griff nach dem Hörer des schwarzen, sehr alten und deshalb schon wieder modern wirkenden Telefons.
    »Soll ich Ihnen die Nummer noch einmal sagen, Bruder?« fragte der Monsignore.
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich weiß selbst, wie ich meinen Freund John Sinclair erreichen kann…«
    ***
    Daß mein Freund und Kollege Suko nicht mitgekommen war, hatte mich geärgert, aber Sir James brauchte ihn dringend in London, wo er sich auf die Spur einer Sekte setzen sollte, die angeblich Gehirne von Tieren entnahm und damit ihre Feiern zelebrierte.
    So war ich allein gefahren, immer in Richtung Norden, der Grenze nach Schottland entgegen, wo auch meine Eltern lebten, bei denen ich dann übernachtet hatte und die mich am nächsten Tag eigentlich nicht hatten gehen lassen wollen. Besonders meine Mutter hatte sich sehr besorgt gezeigt und mich gebeten, doch noch einen Tag zu bleiben, auch weil sich das Wetter änderte und ich in Gefahr lief, in den Highlands noch mal einen richtigen Wintereinbruch zu erleben.
    Ich hatte den Wünschen meiner Mutter nicht nachgegeben und dafür ein Paket mit Proviant entgegengenommen, als hätte sie Angst davor, daß ich auf den knapp siebzig Meilen, die vor mir lagen, noch verhungerte.
    Es war wie immer ein Abschied mit Tränen gewesen, und auch in den Augen meines Vaters hatte es verdächtig feucht geschimmert.
    »Gib auf dich acht, Junge«, hatte er nur gesagt.
    »Mach’ ich doch glatt.«
    Beide winkten mir noch lange nach. Ich fuhr erst schneller, als ich das freie Land erreicht hatte und damit auch die Berge, in die ich hineinmußte. Das Nonnenkloster, aus dem mich der Anruf meines Feundes Father Ignatius erreicht hatte, lag sehr einsam und in einer gewissen Höhe, zudem in nördlicher Richtung, gegen die ich während der Fahrt immer wieder schaute und auch voller Skepsis die dicken, grauen Wolkenberge sah, die wie eine Drohung über den Bergen lagen.
    Manche von ihnen hingen so weit durch, daß sie die Gipfel verdeckten.
    Obgleich ich im Prinzip ein Stadtmensch war, kannte ich mich auch in der Natur und ebenfalls auf dem Lande aus.
    Diese Wolken verhießen nichts Gutes. Da oben würde es wie verrückt schneien, und ich war froh, daß der Wagen mit Winterreifen ausgerüstet worden war, und daß auch die entsprechenden Schneeketten im Kofferraum lagen.
    Meine Gedanken beschäftigten sich auch mit dem Anruf. Sehr viel hatte ich nicht erfahren, ich wußte
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